Eine gute Ernährung samt der guten Versorgung mit notwendigen Mikronährstoffen kann das Immunsystem in seinen Funktionen fördern. Die Immunonutrition ist ein neueres Gebiet, das den Zusammenhang zwischen der Ernährung, Mikronährstoffen und dem Immunsystem erforscht.
Neuere Erkenntnisse über den Einfluss der Ernährung auf das Immunsystem haben die Entwicklung von Ernährungsstrategien vorangetrieben, die sich auf die Prävention und Therapie der wichtigsten Stoffwechsel- und Entzündungs-Krankheiten richten. In den 1970er Jahren stellte man den Zusammenhang zwischen einer Mangelernährung und der zellvermittelten Immunität her. Das Immunsystem benötigt viel Energie und Nährstoffe, die aus der Nahrung und den körpereigenen Reserven gewonnen werden. Bei einer mangelnden Ernährung werden die Funktionen des Immunsystems beeinträchtigt, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht und die Bekämpfung vieler Krankheiten schwächt.
In vielen Studien wurde der Einfluss von Nährstoffen und ihren Defiziten auf die Komponenten des Immunsystems nachgewiesen. Dazu gehören Nachweise für spezifische Auswirkungen von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen auf die Funktionen des Immunsystems. In einer Übersicht stellte eine Gruppe von Forschern aus Mexiko die Kenntnisse über die Beziehungen der Ernährung zur Immunkompetenz vor. Das wachsende Verständnis der Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und dem Immunsystem wird im Bereich der Immunonutrition zusammengefasst. In diesem multidisziplinären Gebiet werden Strategien für die diätetische und nutrazeutische Therapie von Krankheiten im Zusammenhang mit entzündlichen Stoffwechselprozessen sowie infektiösen und chronischen Krankheiten erforscht. Einbezogen sind die immunmodulatorischen Wirkungen von Vitaminen und Mineralien, hinzu kommen die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, bioaktive phenolische Substanzen (sekundäre Pflanzenstoffe) und Probiotika, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Dazu gehören Strategien mit gezielten Nährstoffergänzungen, die unter verschiedenen Bedingungen die Immunfunktionen wirksam verbessern können. Dabei kommt es auf eine geeignete Auswahl der Mikronährstoffe und Dosierungen an, die von in der Ernährungstherapie versierten Therapeuten zusammengestellt und bei Bedarf in eine Ernährungsberatung integriert werden. So lässt sich sicherstellen, dass die gesetzten Therapieziele sicher und wirksam erreicht und kontrolliert werden. Wir stellen hier als Beispiele die Funktionen der Vitamine E und C sowie des Spurenelements Zink für das Immunsystem näher vor.
Der Mangel an fettlöslichen Vitaminen wie A, D und E sowie an wasserlöslichen Vitaminen wie Folsäure, B6, B12 und C beeinträchtigt die Immunität und verringert die Widerstandskraft des Körpers gegen Infektionen. Ein Mangel an Vitamin E tritt bei Patienten mit (intestinalem) Malabsorptions-Syndrom auf und beeinträchtigt die Immunfunktionen. Die Studien dazu sind begrenzt, betonen jedoch die wesentliche Rolle von Vitamin E für die Immunität. Vitamin E ist ein starkes fettlösliches Antioxidans, das in den Leukozyten höher konzentriert ist als in anderen Blutzellen. Es beeinflusst die humoralen (durch Körperflüssigkeit bedingten) und zellvermittelten Immunantworten, z. B. durch die erhöhte Bildung von Lymphozyten und Bildung von Antikörpern (Immunglobulinen). Vitamin E moduliert die Funktionen von Immunzellen, indem es die Integrität der Membranen (Zellgrenzen), die Übermittlung von Signalen und die Bildung von Entzündungsmediatoren durch andere Leukozyten direkt beeinflusst. Darüber hinaus reguliert Vitamin E Signalwege, die auf den oxidativen Stress reagieren, und dämpft so die Bildung von entzündungsfördernden Zytokinen.
Die Verringerung der im Übermaß schädlich wirkenden freien Radikale durch Vitamin E verbessert auch die Funktionen der T-Zellen und die Sekretion von IL-2 (Interleukin 2), ein Zytokin, das T-Helfer-Zellen stimulieren kann. Es zeigte sich, dass die Ergänzung mit Vitamin E in Dosen, die über den Ernährungsempfehlungen liegen, die Funktionen des Immunsystems verbessert. Das wird vor allem auf die Aktivitäten der NK-Zellen (natürliche Killerzellen, T-Lymphozyten mit zytotoxischer Aktivität) und der Neutrophilen (Untergruppe der Leukozyten im angeborenen Immunsystem) zurückgeführt. Darüber hinaus verringert die prophylaktische Einnahme von Vitamin E das Risiko von Infektionen und Allergien, besonders bei älteren Menschen. Ergänzungen von Vitamin E erhöhen u. a. die Kapazität der Makrophagen (Fresszellen), die wichtige Funktionen bei der Abwehr von Erregern haben, die sie erkennen und unschädlich machen können.
Sie tragen auch dazu bei, die T-Lymphozyten im Thymus für ihre diversen Aufgaben im Immunsystem zu differenzieren und fördern speziell die Aktivität der T-Helferzellen, die Antigene erkennen und eine Immunantwort einleiten können. Infektionen führen aufgrund des erhöhten Stoffwechselbedarfs, der durch die Aktivierung des Immunsystems entsteht, zu einem verringerten Vitamin-C-Spiegel. In Verbindung mit der begrenzten Fähigkeit des Körpers, wasserlösliche Vitamine zu speichern, kann dies zu einem niedrigeren Vitamin-C-Gehalt im Plasma führen. Als Antioxidans schützt Vitamin C vor Schäden durch Oxidantien, die während des normalen Zellstoffwechsels und der Exposition gegenüber Umweltschadstoffen entstehen. Vitamin C neutralisiert besonders die freien Radikale und regeneriert gleichzeitig die Antioxidantien Glutathion und Vitamin E. Vitamin C fördert die Zerstörung schädlicher Mikroben, es reichert sich in Zellen (z. B. Neutrophile), die an der Zersetzung solcher Partikel (Phagozytose) beteiligt sind, an. Es fördert weiter die Chemotaxis, durch die Immunzellen an den Ort einer entzündlichen Reaktion gelockt werden. Obst und Gemüse, die reichlich Vitamin C enthalten, sind für die gute Versorgung mit Vitamin C zur Prävention empfehlenswert, um seine Verfügbarkeit in den Zellen und Geweben zu fördern. Für die Therapie von Atemwegs- und systemischen Infektionen sind Ergänzungen von Vitamin C mit deutlich höheren Dosen erforderlich, um die verstärkten entzündlichen Reaktionen und den erhöhten Stoffwechselbedarf zu kompensieren.
Mehrere Mineralstoffe, darunter Zink, Eisen und Selen, haben wesentliche modulierende Wirkungen auf die Immunkomponenten. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass ihr Mangel mit einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten verbunden ist. Ein Mangel an Zink kann zu einem verzögerten Wachstum, beeinträchtigten Immunfunktionen, verzögerter Wundheilung, erhöhter Produktion entzündlicher Zytokine und erhöhtem oxidativen Stress führen. Ein Zinkmangel wird mit einer Atrophie (Gewebeschwund) der lymphatischen Organe in Verbindung gebracht und stört die strukturelle Integrität und Funktion des Epithels (Deck- und Grenzgewebe), einschließlich der Haut und des Magen-Darm-Trakts, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht. Zink ist für die Struktur und Funktion von rund 2.800 Makromolekülen und über 300 Enzymen wichtig.
Der Zinkstatus hat einen erheblichen Einfluss auf die Vermehrung, Differenzierung und Apoptose (kontrollierte Vernichtung entarteter, schädlicher Zellen) von Immunzellen. Zink beeinflusst weiter antimikrobielle, antioxidative und entzündliche Aktivitäten sowie die Barriere-Funktionen. Bemerkenswert ist, dass der Körper nicht über ein nennenswertes Zinkdepot verfügt, daher kann schnell ein Mangel auftreten. Besonders das Immunsystem reagiert empfindlich auf einen veränderten Zinkspiegel. Ein Zinkmangel erhöht die Produktion proentzündlicher Zytokine und verringert die Abgaben von Antikörpern und antimikrobiellen Peptiden. Er führt weiter zu verringerten T-Lymphozyten und wirkt sich negativ auf die Reifung der Lymphozyten aus, was zur Anhäufung von unreifen B-Zellen und einem Verlust der lytischen (auflösenden) Aktivität der natürlichen Killerzellen führt. Ergänzungen von Zink haben sich bei der Therapie von Virusinfektionen (z. B. Rhino-, Adeno-, Corona-, Hepatitisviren) als vorteilhaft erwiesen. Es wirkt sich auch positiv auf bakterielle Infektionen (Shigella, Helicobacter), Parasitenbefall (Leishmania, Plasmodium) und Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 aus.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Immunonutrition ist ein aufstrebendes Gebiet, sie kann die Gesundheit des Immunsystems fördern und den Zustand von Patienten verbessern.
Der Ernährungszustand, einschließlich der Aufnahmen wichtiger Mikronährstoffe, wirken sich erheblich auf die Gewebe, Zellen, Komponenten und Funktionen des Immunsystems aus. Eine gesunde Ernährung und geeignete Nahrungsergänzungen können die Therapie von Infektions-, Stoffwechsel- und chronisch degenerativen Erkrankungen unterstützen, indem sie die Immunantwort modulieren und so den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. In weiteren Studien sollten künftig z. B. die optimalen Dosierungen der für das Immunsystem wichtigen Mikronährstoffe und Therapieprotokolle für verschiedene Erkrankungen geprüft werden.
Quelle:
Luis Fernando Méndez López et al., Dietary Modulation of the Immune System. In: Nutrients, online 16.12.2024, doi: 10.3390/nu16244363.