Folsäure (Folat) bei Magengeschwüren

Bei der Prävention und Therapie von Magengeschwüren könnten die Ergänzungen von Folsäure eine schützende und unterstützende Rolle spielen, wie eine neue Studie zeigt.

Die Folsäure ist ein Vitamin aus der Familie der B-Vitamine. Sie ist in der natürlichen Form als Folat (in verschiedenen Formen) vor allem in grünem Blattgemüse, Tomaten, Hülsenfrüchten, Obst, Nüssen und Vollkornprodukten und Hühnerei enthalten. Folsäure ist die synthetische Form, die Lebensmitteln zugesetzt werden kann und als Nahrungsergänzung sowie als Arzneimittel erhältlich ist. Die empfohlene Zufuhr an Folat-Äquivalenten von 300 mcg (DGE) wird aus der Nahrung in Deutschland oftmals nicht erreicht, das erhöht das Risiko für eine mögliche Unterversorgung. Die Folsäure ist an vielen Körperprozessen beteiligt, sie ist z. B. für die Zellteilung und das Wachstum sehr wichtig. 

Sie spielt weiter eine entscheidende Rolle bei der DNA- und RNA-Synthese und trägt zum Protein-Stoffwechsel bei. Zu einem Mangel an Folsäure kann es bei verschiedenen Krankheiten kommen, z. B. bei Anämie, angeborenen Herzkrankheiten, Atherosklerose, ungünstigen Entwicklungen in der Schwangerschaft (Risiko für Neuralrohrdefekte) sowie bei Krebs. Bisher eher wenig untersucht sind die möglichen Auswirkungen von Folsäure auf die Magenschleimhaut. Mehrere Studien zeigten, dass eine Prävention mit Folsäure die Bildung von Entzündungen der Magenschleimhaut wirksam verhindern kann. 

Zum einen kann Folsäure durch antioxidative Mechanismen und Hemmung der Magensäuresekretion zu einer Verbesserung von Magengeschwüren führen, zum anderen kann sie die Vermehrung von Schleimhautzellen und die Angiogenese (Entstehung neuer Blutgefäße) fördern und damit die Heilung beschleunigen. Viele dieser Studien wurden auf experimenteller Ebene durchgeführt, dennoch unterstützen sie das Potenzial von Folsäure bei der Prävention und Therapie bei Magengeschwüren.

Magengeschwüre sind eine häufige chronische Erkrankung des Verdauungstrakts, die Vorkommen werden in der Allgemeinbevölkerung auf 5 bis 10 % geschätzt. Zu den typischen Beschwerden gehören drückende und brennende Magenschmerzen, besonders nach dem Essen, weiter können z. B. Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust auftreten. Magengeschwüre können meist gut behandelt werden und bilden sich zurück, sie treten jedoch mit der Zeit häufiger wieder auf. Die hohen Vorkommen von Magengeschwüren werden auf eine Reihe von Faktoren zurückgeführt, dazu gehören z. B. Infektionen mit Helicobacter pylori, Gastritis, Missbrauch von NSAR (nichtsteroidale, entzündungshemmende Medikamente), erhöhter Alkoholkonsum und Rauchen. 

Trotz verschiedener Medikamente zur Prävention und Therapie von Magengeschwüren (z. B. Protonenpumpenhemmer, Medikamente gegen Helicobacter pylori oder Histamin-2-Rezeptorenblocker), ist die Häufigkeit von Magengeschwüren nach wie vor hoch. Hinzu kommt, dass einige dieser Medikamente bei längerer Anwendung unerwünschte Nebenwirkungen haben können. Ergänzungen von Folsäure können möglicherweise zum Schutz vor Magengeschwüren beitragen, wie einige Studien zeigten. Nachgewiesen wurde z. B., dass Patienten mit Magengeschwüren meist niedrigere Folsäure-Spiegel aufweisen. Ein Fallbericht legte nahe, dass die Ergänzung von Folsäure die Heilung von Magengeschwüren beschleunigen und die damit verbundenen Symptome lindern kann.

Um diesen Zusammenhang näher zu untersuchen, führte eine Gruppe chinesischer Forscher eine Studie mit Daten aus der UK Biobank (große biomedizinische Datenbank mit rund einer halben Million Teilnehmern aus Großbritannien) durch. Die Studie zielte darauf ab, den möglichen kausalen Effekt einer Therapie mit Folsäure-Ergänzungen auf Magengeschwüre aus genetischer Sicht (mittels Mendelscher Randomisierung) zu untersuchen. Mit diesen Analysen lässt sich der Einfluss von veränderlichen Risikofaktoren im Zusammenhang mit genetischen Variationen, die wie hier bei Magengeschwüren eine Rolle spielen, untersuchen. 

Dabei wurden sieben SNP (Single-Nukleotid-Polymorphismus, genetische Varianten einzelner Basenpaare in der DNA) an genetischen Loci (genauer Genort auf dem Chromosom) identifiziert, die mit der Folsäure-Zusatztherapie verbunden sind. Die Analysen zeigten, dass eine (genetisch) prognostizierte Folsäure-Zusatztherapie das Risiko für Magengeschwüre signifikant reduzieren konnte. In einer Sensivitäts-Analyse bestätigte sich außerdem, dass kein einzelnes der SNPs den Zusammenhang zwischen der Folsäure und Magengeschwüren signifikant beeinflussen konnte. Diese Studie liefert genetische Nachweise dafür, dass eine ergänzende Folsäure-Therapie das Risiko für Magengeschwüre verringern kann.

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie zeigte sich ein signifikanter, kausaler Zusammenhang zwischen einer Ergänzungs-Therapie mit Folsäure und einem verringerten Risiko für Magengeschwüre. Damit könnte sich eine neue Perspektive für den möglichen Einsatz von Folsäure in der Prävention und Therapie von Magengeschwüren eröffnen. Der schützenden Rolle von Folsäure bei der Prävention und Therapie von Magengeschwüren sollte in der Forschung und Therapie künftig eine größere Bedeutung beigemessen werden.

Quelle:
Fuhao Li et al., Causal association of folic acid supplementary therapy and gastric ulcer: a Mendelian randomization study. In: British Journal of Nutrition, online 28.11.2024, doi: 10.1017/S0007114524002368.

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