Die regelmäßige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren kann das biologische Alter um bis zu vier Monate verlangsamen. Das zeigt eine neue Auswertung einer Studie, in der erstmals epigenetische Uhren für die Messung von Alterungsprozessen genutzt wurden.
Aus einigen Beobachtungs- und kleineren Pilotstudien gibt es Hinweise, dass Vitamin D, die Omega-3-Fettsäuren und regelmäßige körperliche Aktivität das biologische Alter verringern können. Doch bisher fehlen dazu größere Untersuchungen, in denen diese Faktoren einzeln oder in Kombination untersucht wurden. Eine Gruppe von Schweizer und internationalen Forschern führte dazu eine neue Auswertung der (kontrollierten, randomisierten, doppelblinden) DO-HEALTH-Studie durch, mit der eine gesunde Langlebigkeit unterstützt werden sollte. Darin nahmen ursprünglich 2.157 gesunde Teilnehmer ab 70 Jahren aus fünf europäischen Ländern drei Jahre lang entweder Vitamin D3 (2.000 IE/Tag) und/oder Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA 1 g/Tag) ein und/oder führten ein einfaches Bewegungsprogramm (SHEP, 3 x 30 Min. pro Woche) durch. Die Ergebnisse zeigten, dass allein die Einnahmen von Omega-3-Fettsäuren die Infektionsrate um 13 % und die Sturzrate um 10 % verringerten.
Alle drei Maßnahmen zusammen hatten einen signifikanten zusätzlichen Nutzen bei der Verringerung der Gebrechlichkeit um 39 % und bei invasiven Krebserkrankungen um 61 %. In die neue Auswertung der Studie wurden nun 777 Teilnehmer aus der Schweiz einbezogen (59 % Frauen, Durchschnittsalter 75 Jahre). Als gesund wurden 53 % der Teilnehmer eingestuft (frei von schweren chronischen Krankheiten, Behinderungen, kognitiven, psychischen Beeinträchtigungen), 88 % waren körperlich aktiv (29 % 1-3-mal pro Woche, 59 % häufiger). Bei 30 % der Teilnehmer fanden sich geringe Vitamin-D-Spiegel (<20 ng ml). Für alle lagen außerdem Messungen der epigenetischen Uhren (DNA-Methyliserungs-Algorithmen) bei Studienbeginn und nach drei Jahren vor. Epigenetische Uhren (PhenoAge, GrimAge, GrimAge 2, DunedinPace) kombinieren Informationen im gesamten Genom, um Variationen im biologischen und chronologischen Altersprozess zu quantifizieren. Sie werden mit dem Lebensstil sowie der altersbedingten Morbidität und Mortalität verbunden.
Die Auswertungen zeigten, dass die täglich aufgenommenen Omega-3-Fettsäuren die biologische Alterung um bis zu vier Monate verringern konnten. Das war unabhängig vom Geschlecht, dem Alter oder Body-Mass-Index. Die Omega-3-Fettsäuren allein konnten auch die Werte für die Altersbeschleunigung oder das Alterstempo von drei der vier epigenetischen Uhren reduzieren. Das deutet auf eine spezifische und bemerkenswerte epigenetische Reaktion hin und unterstützt die Idee, dass gezielte Strategien in der Ernährung unterschiedliche epigenetische Auswirkungen auf das Altern haben könnten. Die Beobachtung, dass Personen mit niedrigeren Omega-3-Werten zu Beginn größere epigenetische Verschiebungen aufwiesen, unterstützt zudem die Argumentation für personalisierte Ansätze. Dies unterstreicht das Potenzial von Omega-3-Fettsäuren als gezielte Intervention zur Beeinflussung des biologischen Alterns.
Im Gegensatz dazu standen die Ergänzung von Vitamin D und das Bewegungsprogramm allein in keinem Zusammenhang mit Veränderungen der epigenetischen Uhren. Doch alle drei Interventionen zusammen, die Einnahmen von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und das Bewegungsprogramm, hatten additive Vorteile zumindest auf eine der eigenetischen Uhren (PhenoAge). Untersucht wurde außerdem, ob die Behandlungseffekte je nach Geschlecht, Alter (70-74 versus 75+ Jahre), BMI (Normal- versus Übergewicht), Spiegel von Vitamin D und der mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterschiedliche Muster aufweisen. Die Auswirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf das PhenoAge waren bei Personen mit einem Ausgangswert von Vitamin D (25(OH)D) von ≥20 ng ml-1 etwas größer. Darüber hinaus waren die additiven Effekte der Kombinationen auf das PhenoAge bei Frauen und Personen mit niedrigeren Ausgangswerten der Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) im Blut etwas stärker.
Die Forscher ziehen das Fazit: Insgesamt weist die Studie auf einen leichten Schutzeffekt der Omega-3-Fettsäuren bei der Verlangsamung der biologischen Alterung über drei Jahre und über mehrere der eigenetischen Uhren hinweg hin. Dabei gilt, dass selbst kleine Veränderungen in der biologischen Alterung, wenn sie anhalten, relevante Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung haben. Allgemein unterstützen diese Ergebnisse die Anwendung von Messungen des biologischen Alterns und der epigenetischen Uhren bei der Bewertung von Maßnahmen, die das Altern verlangsamen und die Gesundheit verlängern sollen. Diese Beziehungen sollten künftig in weiteren Studien untersucht werden.
Quelle:
Heike A. Bischoff-Ferrari et al., Individual and additive effects of vitamin D, omega-3 and exercise on DNA methylation clocks of biological aging in older adults from the DO-HEALTH trial. In: Nature Aging, online 03.02.2025, doi: 10.1038/s43587-024-00793-y