Antientzündliche Ernährung bei Sitzender Lebensweise

Wer ständig viel sitzt und sich dazu ungesund ernährt, hat ein erhöhtes Risiko für viele Krankheiten. Eine antientzündliche Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst kann das Krankheitsrisiko verringern, wie eine neue Studie zeigt.

Durch die großen Veränderungen in Arbeit und Freizeit nehmen bewegungsarme Tätigkeiten im Tagesablauf immer mehr zu. Ein erwachsener US-Amerikaner verbringt heute im Durchschnitt fast acht Stunden des Tages im Sitzen. Bekannt ist seit langem, dass eine vorwiegend sitzende Lebensweise mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen und einem vermehrten Sterberisiko einhergeht. Darauf haben entzündliche Prozesse und die antioxidative/oxidative Homöostase den wichtigsten Einfluss. Auch die Ernährung ist ein wesentlicher Gesundheitsfaktor beim regelmäßig längeren Sitzen. Der anhaltende Bewegungsmangel führt zu chronischen Entzündungen, die weiter durch eine entzündundungsfördernde Ernährung beeinflusst werden können. Ein hoher Konsum von zu vielen Kohlenhydraten, Fleisch-, Fertig- und Süßwaren sowie die geringe Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffe begünstigen (niedriggradige) Entzündungen im Körper. 

Das erhöht das Risiko für Krankheiten, speziell von Herz-Kreislauf-Krankheiten, einschließlich des Risikos für Sterbefälle. Eine ungesunde Ernährung kann chronische Entzündungen beeinflussen, indem sie die Konzentrationen von Entzündungsmarkern (z. B. Zytokine, Zytokinrezeptoren, Akute-Phase-Proteine und lösliche Adhäsionsmoleküle) sowie den Glukose- und Lipidstoffwechsel moduliert. Eine vorwiegend sitzende Tätigkeit gilt als der viertgrößte Risikofaktor für die Mortalität und ist für fast 6 % der weltweiten Todesfälle mit verantwortlich. Eine antientzündliche Ernährung kann vermutlich die negativen Auswirkungen des langen Sitzens abmildern. Bisher gibt es jedoch nur wenige Studien, in denen der Einfluss ernährungsbedingter Entzündungen in ihrer Beziehung zu sitzenden Tätigkeiten und einem erhöhten Krankheits- und Sterberisiko untersucht wurde. In einer Daten-Analyse von 10.610 Erwachsenen in den USA stellte man z. B. fest, dass die größte Reduktion des Gesamt-Sterberisikos durch eine weniger entzündungsfördernde Ernährung in Kombination mit ausreichend körperlicher Aktivität (150 Min./Woche moderater bis intensiver Körperaktivität) erreicht wurde. 

Zu den antientzündlichen Mikronährstoffen gehören die Vitamine A (einschließlich Carotin), B6, B12, C, Niacin, B1 und B2 sowie die Ballaststoffe. Eine Gruppe chinesischer Forscher analysierte dazu Daten aus der großen US-amerikanischen Langzeit-Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2007 bis 2018). Sie prüften den Zusammenhang zwischen sitzenden Tätigkeiten und dem Mortalitäts-Risiko aufgrund aller Ursachen und speziell von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Personen, die sich entweder entzündungsfördernd oder antientzündlich ernährten.

Die Forscher bewerteten bei rund 18.500 Teilnehmern (im Durchschnitt 48 Jahre, 52 % Frauen) das Bewegungsverhalten in Bezug auf die von ihnen berichtete tägliche Sitzdauer. Mit dem „Dietary Inflammatory Index" (DII, Ernährungs-Entzündungs-Index) wurden bei allen Teilnehmern ernährungsbedingte Entzündungen erfasst und zu ihrem Bewegungsprofil in Beziehung gesetzt. Die Teilnehmer wurden in Bezug auf ihre Gesundheit bis zu 13 Jahren (im Durchschnitt 8 Jahre) weiter beobachtet. In dieser großen Gruppe kam es im Lauf der langen Beobachtungszeit zu 1.960 Todesfällen aufgrund aller Ursachen und zu 488 Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Krankheiten. Nach der Anpassung an andere Einflussfaktoren zeigte sich, dass eine entzündungsfördernde Ernährung und das Sitzen von mindestens sechs Stunden pro Tag Risikofaktoren für die gesamten und die kardiovaskulären Todesfälle waren. Bei Teilnehmern, die sich antientzündlich ernährten, wurde dieser Zusammenhang nicht festgestellt. 

Ähnliche Ergebnisse wurden für das Risiko von Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachtet, obwohl hier keine signifikanten Wechselwirkungen vorlagen. Eine Analyse von Untergruppen ergab einen stärkeren Zusammenhang zwischen sitzenden Tätigkeiten und dem Risiko für Todesfälle durch Gesamt- und kardiovaskuläre Erkrankungen bei den Frauen, die sich entzündungsfördernd ernährten. Dies lässt sich vermutlich durch geschlechtsspezifische hormonelle Unterschiede erklären. Vom weiblichen Hormon Östrogen wurden kardiovaskulär schützende Effekte berichtet, während die männlichen Androgene mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht wurden. Mit der Menopause verringert sich jedoch das Östrogen bei den Frauen, wodurch sich der Herzschutz für die älteren Frauen verringert. 

Die Forscher gehen weiter darauf ein, dass langes Sitzen und ernährungsbedingte Entzündungen einige gemeinsame Wirkmechanismen aufweisen. Beide spielten eine zentrale Rolle bei der Bestimmung des Adipositas-Niveaus und beeinflussten chronische Entzündungen und Stoffwechselstörungen, was wiederum mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden war. Vor diesem Hintergrund könnte der beobachtete additive Effekt durch das Zusammenspiel zwischen ernährungsabhängigen Entzündungen und sitzenden Tätigkeiten erklärt werden. Früher wurde bereits berichtet, dass diese Entzündungen durch die Auslösung von oxidativem Stress und den dadurch bedingten entzündlichen Reaktionen zu einem erhöhten Sterberisiko beitragen können, was mit den Ergebnissen dieser Studie übereinstimmte. Einige Unterschiede in den Entzündungsmarkern deuteten weiter darauf hin, dass systemische Entzündungen eine Rolle bei dem erhöhten Sterberisiko dieser Teilnehmer spielen könnten.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigt insgesamt, dass eine antientzündliche Ernährungsweise die negativen Auswirkungen von vorwiegend sitzenden Tätigkeiten auf das Leben bei US-amerikanischen Erwachsenen mildern könnte. Die Reduzierung von sitzenden Tätigkeiten wäre besonders für die Frauen wichtig. Ernährungsbedingte Entzündungen veränderten den Zusammenhang zwischen vorwiegend sitzenden Tätigkeiten und dem Gesamt-Mortalitätsrisiko. Antientzündliche Ernährungsweisen, einschließlich der guten Versorgung mit antientzündlichen Mikronährstoffen, könnten dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des regelmäßig, langen Sitzens auf Krankheiten zu mildern und die davon abhängigen Lebensperspektiven bei Erwachsenen zu verbessern.

Quelle:
Haiku Wang et al., Anti-inflammatory diets might mitigate the association between sedentary behaviors and the risk of all-cause deaths. In: Nutrition & Metabolism, online 14.02.2025, doi: 10.1186/s12986-025-00907-2.

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