Omega-3-Fettsäuren kontra Übergewicht und verbundene Krankheiten

Omega-3-Fettsäuren wirken stark antientzündlich und beeinflussen das Fettgewebe. Sie können zu verringerter Fettleibigkeit beitragen und die damit verbundenen metabolischen und entzündlichen Krankheiten verbessern. Die aktuellen Kenntnisse dazu stellte eine Gruppe internationaler Forscher in einem Review vor.

Die Adipositas (BMI ab 30) ist eine chronische Entzündungskrankheit, die häufig zu begleitenden Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, MASLD (metabolisch-assoziierte steatotische Lebererkrankung, Fettleber) und Herz-Kreislauf-Krankheiten führt. Rund 890 Millionen Menschen hatten 2022 eine Adipositas, sie ist eines der weltweit wichtigsten Gesundheitsprobleme. In Deutschland sind rund 19 % der Bevölkerung davon betroffen. Das Auftreten von Adipositas wird in der Regel durch einen vorwiegend sitzenden Lebensstil und eine hyperkalorische Ernährung begünstigt. Sie führen zu einem Energie-Ungleichgewicht und nachfolgenden Störungen im Stoffwechsel. Überschüssige Kalorien werden als Fett im Fettgewebe gespeichert, was zu Hyperplasie oder -trophie (Zunahme von Gewebe, Organen durch mehr oder größere Zellen), Umbau des Fettgewebes und Störung der Homöostase führt. Die Fettgewebe-Umgebung verändert sich von einem antientzündlichen und insulinempfindlichen Zustand zu einem entzündungsfördernden, hypoxischen und insulinresistenten Zustand. 

In der Folge tragen Ablagerungen von Fettsäuren in Organen und die Ausbreitung der Entzündung in die Peripherie zu Stoffwechselstörungen bei. Die durch Adipositas verursachten Entzündungen beeinflussen verschiedene Autoimmun- und Entzündungskrankheiten, z. B. die entzündlichen Darmkrankheiten, Psoriasis, rheumatische Erkrankungen, Multiple Sklerose und Krebskrankheiten. Ansätze zur Eindämmung der Fettleibigkeit konzentrieren sich auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts im Energieverbrauch durch erhöhte Körperaktivität und Senkung übermäßiger Kalorienaufnahmen. Dazu wird eine gesündere Ernährung empfohlen, in der ein häufigerer Verzehr von Fisch sowie von Obst und Gemüse, die reich an bioaktiven Mikronährstoffen sind, im Vordergrund steht. So kann z. B. die mediterrane Ernährung eine bessere metabolische Gesundheit fördern. Es ist bekannt, dass eine Ernährung, die reich an Polyphenolen (Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe) ist, ihre Wirkung durch antioxidative Aktivitäten, epigenetische Modulation und von der Mikrobiota abhängige Pfade entfaltet. 

Die Aufnahme von reichlich Ballaststoffen moduliert die Darm-Mikrobiota, bildet kurzkettige Fettsäuren und verbessert die Integrität der Darmbarriere. Im Fettgewebe von Menschen mit Adipositas wirken die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren der Unterversorgung mit Sauerstoff entgegen, hemmen die Infiltration von Immunzellen und Entzündungen im Fettgewebe, verbessern die Insulinempfindlichkeit und reduzieren die Fettmasse. Sie tragen durch die Bildung antientzündlicher Eicosanoide und anderer Lipidmediatoren (z. B. Resolvin, Protectin, Maresin) zur Behebung von Entzündungen bei und verbessern den Lipidstoffwechsel. Ihre positiven Wirkungen ergeben sich z. B. aus dem Umbau der Phospholipid-Membran, der beeinträchtigten Ansammlung von Entzündungs-Signalmolekülen und dem verringerten oxidativen Stress. Die Omega-3-Fettsäuren konkurrieren mit den Omega-6-Fettsäuren, die in vielen Nahrungsmitteln reichlich vorhanden sind und hemmen die Synthese von entzündungsfördernden Prostaglandinen, die aus Omega-6-Fettsäuren gewonnen werden. 

Auf diese Weise tragen Omega-3-Fettsäuren dazu bei, einen antientzündlichen Zustand zu fördern. Omega-3-Fettsäuren lindern auch andere Stoffwechselstörungen wie MASLD (Fettleber), Darmdysbiose und/oder Nierenfunktionsstörungen. Bei Herz-Kreislauf-Krankheiten werden sie hauptsächlich als Sekundärprävention für Patienten mit dem Risiko für koronare Herzkrankheiten empfohlen. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf den Typ-2-Diabetes näher vor.

Der Typ-2-Diabetes ist eine schwere Stoffwechsel-Erkrankung, die häufig mit den durch Fettleibigkeit verursachten Entzündungen zusammenhängt. Der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren kann sowohl bei der Prävention als auch bei der Therapie des Diabetes Vorteile bieten. Das beruht vor allem auf der Modulation von Entzündungen und dem Einfluss auf die Insulinsensitivität. Omega-3-Fettsäuren wirken über mehrere Wege auf den Glukose-Stoffwechsel ein. Auf zellulärer Ebene zeigen sie einen bemerkenswerten Einfluss auf die Betazellen des Pankreas, indem sie deren Fähigkeit zur Insulinsekretion verbessern und gleichzeitig vor den oxidativen Schäden schützen. Der oxidative Stress ist ein Hauptfaktor für die Dysfunktion der Betazellen und der Insulinresistenz. 

Diese Effekte werden vor allem durch verbesserte Funktionen der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) und Stimulierung der Freisetzung von Insulin durch Wirkung auf Kalziumkanäle erreicht. Eine systematische Überprüfung klinischer Studien zeigte einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und verringerten Biomarkern für Entzündungen und Endothel-Aktivierung, z. B. für das C-reaktive Protein (CRP) und proentzündliche Zytokine (IL-6, TNF-α). Das legt nahe, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren die durch Adipositas bedingten Entzündungen lindern könnte. Ein höherer Anteil von Omega-3-Fettsäuren in den Membranen der roten Blutkörperchen wurde mit einem niedrigeren Fettmasse-Index, niedrigeren Leptinwerten und geringeren Entzündungs-Markern wie CRP und Triglyzeriden in Verbindung gebracht. 

Daher könnten Omega-3-Fettsäuren trotz gemischter Ergebnisse zum Körpergewicht bei Patienten mit Adipositas Vorteile in Bezug auf Entzündungen und Stoffwechselstörungen bieten. Ein wichtiger Aspekt ist die Modulation des Glukosetransports und der Insulinsignalisierung in den peripheren Geweben. Es zeigte sich vor allem, dass die EPA (Eicosapentaensäure) die Aufnahme von Glukose (durch das Enzym AMPK) in den Muskeln fördert, was zu einer verbesserten insulin-stimulierten Glukoseabgabe führt. Beim Typ-2-Diabetes können die Omega-3-Fettsäuren die Insulinsekretion und die Blutzuckerkontrolle verbessern, dazu tragen die Modulation der Funktion von Inkretinen (gastrointestinale Hormone), erhöhte Sekretion und Sensitivität des Peptidhormons GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) bei. Dies ist ein eigener Weg, über den die Omega-3-Fettsäuren die Glukosehomöostase beeinflussen können, was ihre Ergänzung begleitend zu anderen Therapien beim Typ-2-Diabetes nahelegt, Interventions-Studien zeigten eine Senkung des Nüchternblutzuckers und der Insulinresistenz. 

In einer Meta-Analyse von 45 Studien führte die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren signifikant zu blutfettsenkenden Wirkungen, zusammen mit verringerten proentzündlichen Mediatoren und HbA1c-Werten (glykiertes Hämoglobin, „Blutzuckergedächtnis"). Eine aktuelle Studie hob die Rolle von Omega-3-Fettsäuren bei der verbesserten mitochondrialen Biogenese und Funktion, besonders in insulin-empfindlichen Geweben, hervor, was zur besseren Verwertung von Glukose und geringerer Insulinresistenz führte.

Die Forscher ziehen das Fazit: Zusätzlich zu den starken entzündungshemmenden Wirkungen habe die Omega-3-Fettsäuren viele auf das Fettgewebe gerichtete Wirkungen. Sie können zur Verringerung von Fettleibigkeit, den damit verbundenen Störungen im Stoffwechsel, z. B. Typ-2-Diabetes, und chronischen Entzündungskrankheiten beitragen. Die Auswertungen vieler Studien unterstützen nicht allein das therapeutische Potenzial von Omega-3-Fettsäuren. Sie weisen auch darauf hin, wie wichtig es ist, die Aufnahme von gesättigten Fetten und von Omega-6-Fettsäuren zu begrenzen, um das meist zu hohe Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren zu senken.

Quelle:
Donia Jerab et al., Beneficial Effects of Omega-3 Fatty Acids on Obesity and Related Metabolic and Chronic Inflammatory Diseases. In: Nutrients, online 03.04.2025, doi: 10.3390/nu17071253.

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