Die Osteoporose führt zu einer gestörten Knochensubstanz mit geringerer Knochendichte, dadurch steigt das Risiko für Knochenbrüche. Die gute Versorgung mit Vitamin B2 könnte zur Prävention und Therapie der Osteoporose beitragen.
Die Osteoporose ist eine chronische Erkrankung des Skelettsystems, die durch eine geringe Knochenmasse und Schädigung der Knochen-Mikrostruktur gekennzeichnet ist. Sie führt zum kontinuierlichen Knochenverlust und erhöhter Knochenbrüchigkeit. Die Osteoporose wird als stille Epidemie bezeichnet, da sie in der Regel solange nicht diagnostiziert wird, bis Fragilitäts-Frakturen auftreten. In Deutschland sind rund 6 % der Bevölkerung an Osteoporose erkrankt, Frauen und ältere Menschen sind häufiger betroffen. In der Regel erreichen Frauen und Männer die maximale Knochenmineraldichte im Alter von 25 bis 30 Jahren. Danach kippt das Gleichgewicht der Knochenhomöostase von einer ausgeglichenen Situation in Richtung Knochenresorption mit einem durchschnittlichen Knochenverlust von 1 % pro Jahr. Bei Männern kommt es zum kontinuierlichen und allmählichen Knochenverlust (niedriger Knochenumsatz), während die Frauen auf komplexere Weise an Knochenmasse verlieren.
Bei ihnen geht der Östrogen-Abbau in der Postmenopause mit einem Knochenverlust von etwa 4 % pro Jahr einher, verlangsamt sich dann aber wieder. Das führt dazu, dass Frauen bis zum Alter von 70 Jahren etwa 40 % ihrer Knochenmasse verlieren. Vor diesem Hintergrund sind die Prävention und der Umgang mit Osteoporose bei Frauen deutlich komplexer. Dazu gehören Maßnahmen, die dazu beitragen, die Knochenstabilität zu stärken und das Risiko für Frakturen zu verringern. Das betrifft z. B. einen gesünderen Lebensstil, ein normales Körpergewicht, mehr körperliche Aktivität, Ergänzungen von Kalzium und Vitamin D sowie gegebenenfalls geeignete (antiresorptive, osteoanabole) Medikamente. Diätetische Maßnahmen mit einer proteinreichen Ernährung und einer guten Versorgung mit knochenstärkenden Mikronährstoffen können zur Verbesserung der Osteoporose beitragen. Dazu gehört eine gute Versorgung mit Vitamin B2 (Riboflavin). Es ist vor allem in Innereien, Milch und Milchprodukten, Fisch und Eiern sowie in Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten und grünem Blattgemüse enthalten.
Vitamin B2 ist eine Vorstufe für viele Coenzyme und an vielen Reaktionen im Körper beteiligt, z. B. am Energie- Fett-, Kohlenhydrat- und Protein-Stoffwechsel. Die starken antioxidativen, antientzündlichen und den Stoffwechsel regulierenden Eigenschaften von Vitamin B2 haben ein erhebliches Potenzial für die Förderung und Verbesserung der Knochengesundheit. Studien zeigten, dass Vitamin B2 den Knochenstoffwechsel auf vielfältige Weise reguliert, es kann z. B. zur Linderung von Entzündungen und Förderung der Osteogenese (Knochenbildung) beitragen. Einige Studien zeigten, dass Vitamin B2 potenziell den Knochenverlust verbessern und die Prävention und Therapie von Osteoporose unterstützen kann. Der Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Vitamin B2 und Osteoporose ist jedoch bisher nicht genau geklärt. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte die Beziehung bei erwachsenen Frauen in den USA. Sie analysierten dazu Daten aus der großen US-amerikanischen Langzeitstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey).
In die Studie wurden 4.241 Frauen aus vier NHANES-Zyklen einbezogen, für die vollständige Informationen über die Aufnahmen von Vitamin B2 mit der Nahrung und zum Status der Osteoporose bzw. der Knochenmineraldichte zur Verfügung standen. Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte Zufuhr von Vitamin B2 mit einem geringeren Risiko für Osteoporose und einer höheren Knochenmineraldichte in verschiedenen Regionen des Oberschenkels verbunden war. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass das Enzym Alkalische Phosphatase (ALP), das für die Knochen und den Knochenstoffwechsel wichtig ist, den Zusammenhang zwischen Vitamin-B2-Aufnahmen und Osteoporose sowie der Knochenmineraldichte im Oberschenkelknochen vermittelt. Die ALP-Werte sind ein Indikator für die Knochenumsatzrate, erhöhte ALP-Werte deuteten auf eine geringere Knochenmineralisierung oder eine größere Brüchigkeit und Anfälligkeit für Knochenbrüche hin.
Vitamin B2 könnte möglicherweise die Knochengesundheit durch eine verringerte Knochenumsatzrate verbessern. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Vitamin B2 den Knochenstoffwechsel über verschiedene Signalwege (z. B. HIF-1, p53, AGE-RAGE) regulieren kann. So ist z. B. der AGER-Signalweg (Advanced Glycation End Products-Receptor) an zahlreichen nachgelagerten Prozessen wie Gefäßneubildung (Angiogenese), Entzündung, Zellproliferation und Osteogenese beteiligt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vitamin B2 die Aktivierung des AGER-Signalwegs beeinflussen und so die Knochengesundheit verbessern kann. Die Aufnahmen von Vitamin B2 waren weiter mit einem geringeren Risiko für die Osteoporose im Oberschenkelknochen (Femur) verbunden.
Eine höhere Aufnahme von Vitamin B2 führte dort außerdem signifikant zu einem verringerten Risiko für die beeinträchtigte Knochenmineraldichte. In weiteren Untersuchungen wurde der Energieverbrauch bei verschiedenen Körperaktivitäten verglichen. Dies konnte den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Vitamin B2 und Osteoporose modifizieren, wobei der Zusammenhang in der Untergruppe der unzureichend aktiven Teilnehmerinnen stärker ausgeprägt war.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass eine gute Versorgung mit Vitamin B2 die Gesundheit der Knochen auf eine sehr komplexe Weise beeinflussen kann. Bei den Teilnehmerinnen konnte Vitamin B2 das Osteoporose-Risiko senken und die Knochenmineraldichte in den Oberschenkelknochen verbessern. Weiter wurde beobachtet, dass das Enzym Alkalische Phosphatase die Beziehung zwischen der Aufnahme von Vitamin B2 und Osteoporose sowie der Knochenmineraldichte im Oberschenkelknochen vermittelt. Vitamin B2 kann die Knochengesundheit außerdem über die Modulation verschiedener Signalwege verbessern. Vitamin B2 könnte entsprechend ein modifizierbarer Faktor für die Prävention und Therapie der Osteoporose sein. Diese Beziehungen sollten künftig in weiteren Studien untersucht werden.
Quelle:
QuianKun Yang et al., Dietary riboflavin (vitamin B2) intake and osteoporosis in U.S. female adults: unveiling of association and exploration of potential molecular mechanisms. In: Nutrition Journal, online 07.04.2025, doi: 10.1186/s12937-025-01103-x.