Die Hälfte älterer Menschen über 65 Jahre haben eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D, ein Viertel ist mit Vitamin B12 zu gering versorgt. Das zeigt eine neue Studie aus der Region Augsburg.
Mit zunehmendem Alter steigt oft das Risiko für die unzureichende Versorgung mit Mikro-Nährstoffen. Dazu können z.B. eine schlechtere Ernährung, ein veränderter Stoffwechsel und Krankheiten beitragen. Bisher gibt es jedoch in Bezug auf die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen von älteren Menschen in Deutschland nicht sehr viele Untersuchungen. Ein Forscherteam des Helmholtz Zentrums in München wertete daher die KORA-Studie aus der Region Augsburg aus. Seit Jahren wird dort die Gesundheit von Tausenden von Menschen daraufhin untersucht, welchen Einfluss Faktoren wie Umgebung, Lebensstil und Gene auf die Gesundheit haben.
In diesem Zusammenhang interessierten sich die Forscher auch für die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen, einschließlich der Vitamine. In der jetzt veröffentlichten Studie wurden die Blutproben von 1.079 Teilnehmern der KORA-Studie, Männer und Frauen im Alter von 65 bis zu 93 Jahren (2008/2009), auf den Gehalt an Vitamin D, Folat, Vitamin B12 und Eisen untersucht.
Die Ergebnisse fielen vor allem für Vitamin D negativ aus, 52 % der Älteren hatten Vitamin D-Werte unter 50 nmol/L. Die Forscher bezeichnen dies als einen suboptimalen Wert, d.h. die Versorgung reicht für gute gesundheitliche Funktionen nicht aus. Es besteht jedoch noch kein größerer Mangel, der erst bei noch niedrigeren D-Werten angesetzt ist. Allerdings können auch bei suboptimaler Versorgung bereits viele Aufgaben im Körper nicht mehr zuverlässig erfüllt werden, und solche Unterversorgungen sind oft auch mit chronischen alters-abhängigen Krankheiten verbunden. Bei den anderen untersuchten Mikro-Nährstoffe zeigten sich ebenfalls Defizite, wenn auch in einem geringeren Maß.
Mit Vitamin B12 waren 27 % der Teilnehmer nicht ausreichend versorgt, bei 11 % war Eisen zu gering, und 9 % waren nicht genügend mit Folat versorgt. Defizite an Mikro-Nährstoffen fanden die Forscher vermehrt bei sehr alten Teilnehmern (ab 85 Jahren) sowie bei denen, die körperlich wenig aktiv oder gebrechlich waren und bei Teilnehmern, die keine oder nur unregelmäßig Nahrungsergänzungen einnahmen.
Für die Forscher bestätigen sich damit Ergebnisse, die bereits der letzte „German Nutrition Survey II" (2005-2007) geliefert hatte, der zum Teil eine unzureichende Aufnahme von Mikro-Nährstoffen aus der Ernährung aufgezeigt hatte. Besonders bei der stark anwachsenden älteren Bevölkerung beeinträchtigen Defizite an einzelnen oder mehreren Mikro-Nährstoffen die Gesundheit. Die Forscher empfehlen, bei älteren und vor allem bei sehr alten Menschen auf die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen stärker zu achten, um das Risiko für Defizite an Vitaminen und Mineralstoffen zu verringern. Die Studie zeigte auch, dass die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungen mit Vitaminen die Versorgung verbessern konnte.
Die Ergänzung von Mikro-Nährstoffen sollte eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung zwar nicht ersetzen, sie kann aber dazu beitragen, eine kurz- oder auch längerfristige Unterversorgung zu vermeiden. In weiteren Studien wollen die Forscher nun die metabolischen Wege untersuchen, mit denen die Einnahme von Nahrungsergänzungen, der Mikro-Nährstoff-Status und der Krankheitszustand verbunden sind.
Quelle
Romy Conzade et al., Prevalence and Predictors of Subclinical Micronutrient Deficiency in German Older Adults: Results from the Population-Based KORA-Age Study. In: Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 15.12.2017, doi: 10.3390/nu9121276.