Antioxidantien und die Sarkopenie im Alter

Die Sarkopenie ist durch den altersbedingten Abbau der Skelett-Muskulatur gekennzeichnet. Antioxidativ wirkende Vitamine können zur Prävention der Sarkopenie beitragen. Mit einem speziellen Antioxidantien-Index lässt sich das Risiko für die Entstehung der Sarkopenie ermitteln, wie eine neue Studie zeigt.

Die Sarkopenie ist durch den fortschreitenden Verlust von Skelett-Muskelmasse, -kraft und -funktionen gekennzeichnet. Von dieser Krankheit sind Menschen im hohen Alter stärker betroffen. Zu den Folgen gehören eine erhöhte Morbidität, Behinderungen, ein erhöhtes Sturzrisiko und gesundheitliche Belastungen. Die Diagnose einer Sarkopenie kann mit verschiedenen Untersuchungen, u. a. durch die Ganggeschwindigkeit, Bestimmung der Muskelmasse und Muskelkraft, z. B. mit der Messung der Handgriffstärke, gestellt werden. Zur Entstehung der Sarkopenie tragen vermutlich verschiedene Faktoren bei, dazu gehören altersbedingte körperliche Veränderungen, Bewegungsmangel, akute Krankheiten und nicht zuletzt eine ungesunde Ernährung. Eine gute Versorgung mit antioxidativen Vitaminen ist sehr wichtig, um den oxidativen Stress im Körper zu verringern. Er ist ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung und das Fortschreiten der Sarkopenie, der mit dem altersbedingten Muskelabbau und Funktionsstörungen in Verbindung gebracht wird. Der oxidativer Stress führt zur Schädigung von Makromolekülen (z. B. Lipide, Nukleinsäuren, Proteine) und beeinträchtigt damit die Gesundheit und Funktionen der Muskeln.

Sauerstoffradikale sind ein Nebenprodukt der Zellatmung in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), besonders in den Zellen der Skelettmuskeln. Ihre Anhäufung kann zu oxidativen DNA-Schäden führen, die zu Störungen in den Muskelzellen und zu verminderter Muskelkraft beitragen. Studien zeigten, dass Antioxidantien (z. B. Carotin) den oxidativen Stress wirksam regulieren und dadurch auch die Muskelkraft und allgemeine Gesundheit der Skelettmuskulatur verbessern können. Ältere Erwachsene mit niedrigeren Carotin-Spiegeln haben ein erhöhtes Risiko, im Lauf der Zeit erhöhte IL-6-Werte (proentzündliches Zytokin) zu entwickeln. Erhöhte Konzentrationen von IL-6 und CRP (C-reaktives Protein, Akute-Phase-Protein und Entzündungs-Marker) wurden mit einem erhöhten Risiko für einen Verlust der Muskelkraft in Verbindung gebracht. Die Aufnahmen von Carotin (Provitamin A) und anderen Antioxidantien über die Nahrung stellen daher eine potenzielle Strategie dar, um den oxidativen Stress zu verringern und die Muskelfunktionen zu erhalten, was die Lebensqualität älterer Menschen verbessern kann. Aufnahmen der antioxidativen Vitamine A, C, E und von Carotin wurden in einigen Studien in Bezug auf ihr Potenzial zur Prävention der Sarkopenie untersucht.

Es zeigten sich dabei zum Teil widersprüchliche Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen antioxidativen Vitaminen und Sarkopenie. Bisher wurde außerdem der Zusammenhang zwischen der gesamten antioxidativen Kapazität aus Lebensmitteln, bestimmt durch einen Gesamt-Antioxidantien-Index, und dem Sarkopenie-Risiko nicht näher untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher prüfte daher den Zusammenhang zwischen dem Gesamt-Antioxidantien-Index und dem Risiko der Sarkopenie bei älteren Menschen. Dafür nutzten sie Daten sowohl aus der englischen UK Biobank, einer biomedizinischen Datenbank, als auch aus der US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Evaluation Survey, 2011-2014).

Rund 23.000 Teilnehmer im Alter von über 60 Jahren an der UK Biobank und rund 2.600 Teilnehmer an der NHANES-Studie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Für die Teilnehmer der einen Gruppe war eine Sarkopenie wahrscheinlich, für die Teilnehmer der anderen Gruppe eher unwahrscheinlich. Für alle Teilnehmer standen Daten zu ihrer Aufnahme von Antioxidantien aus der Nahrung zur Verfügung. Mit verschiedenen Untersuchungen wurden die Beziehungen zwischen dem Gesamt-Antioxidantien-Index mit den Vitaminen A, C, E und Carotin und dem Sarkopenie-Risiko ermittelt. Der mittlere Gesamt-Antioxidantien-Index war in der UK Biobank etwas niedriger als in der NHANES-Studie (-0,39 vs -0,57). 

Ein höherer Gesamt-Antioxidantien-Index war in beiden Gruppen signifikant mit einem geringeren Risiko für eine wahrscheinliche Sarkopenie verbunden. Im Einzelnen war die erhöhte Aufnahme von Carotin, als einer der wichtigsten antioxidativen Komponenten, in beiden Gruppen mit einem geringeren Risiko für eine wahrscheinliche Sarkopenie verbunden. Analysen von Untergruppen zeigten außerdem bei den Frauen einen inversen Zusammenhang zwischen dem Gesamt-Antioxidantien-Index und dem wahrscheinlichen Sarkopenie-Risiko. Dagegen wurde bei den Männern kein signifikanter Zusammenhang festgestellt. Hier sind weitere Studien erforderlich, um zu klären, ob die Rolle von Antioxidantien in der Ernährung beim Sarkopenie-Risiko, abhängig vom Geschlecht, unterschiedliche Wirkungen haben kann.

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie wurde festgestellt, dass eine erhöhte Aufnahme von antioxidativen Vitaminen aus der Nahrung mit einem geringeren Risiko für eine wahrscheinliche Sarkopenie verbunden ist, das galt besonders für die Frauen. Diese Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an gezielten Strategien zur Prävention der Sarkopenie bei älteren Erwachsenen, Antioxidantien könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Künftig sollten die zugrundeliegenden Mechanismen und die Beziehungen zwischen der Aufnahme antioxidativer Vitamine und dem Sarkopenie-Risiko weiter untersucht werden.

 

Quelle:
HuiMin Liu et al., Composite dietary antioxidant index of antioxidant vitamins and sarcopenia risk: insights from the UK biobank and NHANES cohorts. In: Nutrition & Metabolism, online 16.05.2025, doi: 10.1186/s12986-025-00945-w.

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