Störungen im Fettstoffwechsel

Der Fettstoffwechsel ist sehr komplex und damit auf vielerlei Weisen störanfällig. Dabei spielen erhöhte Kalorienaufnahmen bzw. Übergewicht, die Menge und Art des Fettverzehrs, die Cholesterinwerte im Blut, aber auch die Aufnahme von Kohlenhydraten und Ballaststoffen sowie erbliche Faktoren eine Rolle. Mediziner empfehlen: Ab dem Alter von 35 Jahren sollte jeder seine Blutfettwerte kennen. Mehr als jeder Zweite kennt diese Werte jedoch nicht, bei rund jedem Dritten sind die Werte zu hoch. Langfristig erhöhen ungünstige Blutfettwerte das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schlaganfälle, während Werte im normalen Bereich dieses Risiko senken.


Primäre und sekundäre Formen der Hyperlipidämie
Primäre Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipidämien, Hypercholesterinämie u.a.) sind genetisch oder ernährungsbedingte erhöhte Konzentrationen von Cholesterin und/oder von Triglyzeriden in den verschiedenen Fraktionen von Lipoproteinen. Besonders risikoreich in Bezug auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten ist die Kombination von hohen Triglyzeriden, hohen Werten beim LDL-Cholesterin sowie geringes HDL-Cholesterin.

Sekundäre Fettstoffwechselstörungen entstehen als Folge verschiedener Krankheiten, z.B. durch Diabetes, Leber-, Nieren-, Pankreas- und Darm-Krankheiten, Alkoholismus und Magersucht. Auch die Einnahme von Medikamenten kann zu sekundären Fettstoffwechselstörungen beitragen. Dazu gehören z.B. die "Pille", Beta-Blocker, Diuretika, Kortison und Retinoide. Im Fall der Erkrankung sollten diese Medikamente, wo möglich, ausgetauscht werden.

Hyperlipoproteinämie - die gestörte Synthese, der Transport oder der Abbau von Lipoproteinen.

Dyslipoproteinämie - Defizite an HDL, erhöhte Werte von Lipoprotein (a), Apolipoproteinämie, die nicht mit Veränderungen in der Konzentration von Cholesterin und Triglyzeriden verbunden sind.

Lipoprotein (a) - erhöhte Werte sind ein eigenständiger Risikofaktor für Atherosklerose, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schlaganfälle. Die Konzentration von Lipoprotein (a) bleibt lebenslang konstant und ist vermutlich eine genetische Komponente.

Ungünstige Cholesterinwerte: Generell kommt es nicht auf die Bewertung eines einzelnen Cholesterinwertes, vom HDL, LDL und VLDL, an. Die Werte sind in Beziehung zur gesamten Situation des Patienten bzw. in ihrer Gewichtung zueinander zu beurteilen.

Hohe Werte des "schlechten" LDL-Cholesterins (Lipoproteine geringer Dichte) - Erhöhtes LDL-Cholesterin gilt als wichtiger Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit. Es führt zu Plaques (Ablagerungen) an den Gefäßwänden der Arterien, das kann die Blutversorgung gefährden. Zu den langfristig möglichen Folgekrankheiten gehören Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Geringe Werte des "guten" HDL-Cholesterins - HDL schützt im Normalbereich vor der Plaque-Bildung in den Gefäßen, da es überschüssiges LDL zur Leber transportiert, wo es dann ab- oder umgebaut werden kann. Bei zu geringen Werten kann das HDL diese nützlichen Funktionen nicht ausreichend ausüben.

Erhöhte Triglyzeride - Übergewicht ist eine der Hauptursachen für erhöhte Triglyzeride. Sie tragen verstärkt zu Plaques (Ablagerungen) in den Arterien bei. Besonders ungünstig wirkt sich das zentrale (bauchbetonte) Übergewicht aus, damit erhöht sich die Neigung zu Insulinresistenz, Bluthochdruck und Thromboseneigung. Eine Ernährung, die regelmäßig mehr Kalorien enthält als verbraucht werden, steigert die Bildung von Triglyzeriden in der Leber. Dann werden vermehrt Lipoproteine sehr geringer Dichte (VLDL) mit einem erhöhten Gehalt an Triglyzeriden gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben.

Auch die LDL-Werte können ansteigen, da das vermehrte VLDL verstärkt zu LDL umgewandelt wird. Abhängig von genetischen Faktoren kann die LDL-Rezeptoraktivität verringert werden, dabei werden LDL-Partikel langsamer aus dem Plasma entfernt, das begünstigt den Anstieg von LDL-Cholesterin. Zu den Folgen gehört, dass bei Übergewichtigen das "gute" HDL-Cholesterin meist deutlich erniedrigt ist. Bei einer Gewichtsreduktion verringern sich relativ rasch die Serum-Triglyzeride. Das "gute" HDL steigt jedoch erst an, wenn der Großteil des Übergewichts bzw. der Fettmasse abgebaut ist.


Die Folgen von Fettstoffwechselstörungen
Bleiben ungünstige Bedingungen im Fettstoffwechsel über längere Zeit bestehen, steigt das Risiko für Atherosklerose, wobei sich die Arterien verändern, die Gefäßwände verdicken und verhärten. Das ist ein chronisch-entzündlicher Prozess, der zunächst mit kleinen Verletzungen des Endothels (Teil der innersten Schicht der Gefäßwand) beginnt. Zu den Hauptrisikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose gehören erhöhte LDL-Werte bzw. oxidativ verändertes LDL, aber auch Rauchen, Bluthochdruck und ein geschwächtes Immunsystem. Ablagerungen von Cholesterin und Cholesterinestern in der Intima (innere Schicht) von großen Arterien sind frühe Veränderungen auf dem Weg zu einer Atherosklerose. Diese Plaqes bilden sich oft schon im Kindheits- und Jugendalter und sind noch reversibel.

Bleiben sie bestehen, entwickeln sich kalkartige Ablagerungen. In ihrem Zentrum befinden sich nekrotisches Gewebe mit Zelltrümmern und Lipiden. Mit der Zeit bilden sich gravierendere Schäden, die dann auch erste Beschwerden verursachen. Schließlich wird das Gefäß verschlossen, dazu tragen Risse in den Ablagerungen (Plaqueruptur) und Thrombosen bei. Je nachdem, wo die Arterien betroffen sind, kann sich die Arteriosklerose unterschiedlich manifestieren. Weiter können Herz-Kreislauf-Kranheiten, vor allem die koronare Herzkrankheit, entstehen. Auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit an den Beinen und Schlaganfälle gehören zu den langfristig möglichen Folgen.


Therapie von Fettstoffwechselstörungen
Die Behandlung hängt von der Art und dem Grad des gesamten Gesundheitszustandes ab. Mit verschiedenen Laboruntersuchungen lassen sich u.a. das Gesamtcholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride, Lipoprotein a sowie evtl. auch der Anteil freier Fettsäuren im Blut bestimmen. Bevor Medikamente verordnet werden, sollte zunächst über eine Gewichtsreduktion und fettarme Ernährung versucht werden, die Gesundheit und den Fettstoffwechsel zu verbessern. Wird das nach etwa drei bis sechs Monaten nicht erreicht oder oder ist der Grad der Störungen zu hoch, können Medikamente eingesetzt werden.

Bei der Auswahl der Medikamente werden die LDL- und HDL-Werte berücksichtigt. Therapeutisches Ziel ist es in der Regel, die LDL-Cholesterinwerte zu senken, die Triglyzeride zu normalisieren und das HDL-Cholesterin zu erhöhen. Wird dieses Ziel erreicht, sinkt in der Regel auch das Risiko für die Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Krankheiten


Lebensstil verändern kann HDL erhöhen
Mit einer Veränderung des Lebensstils kann man das "gute" HDL sehr oft auf natürliche Weise erhöhen, ganz ohne Medikamente. Dazu tragen bei:

- Regelmäßige Bewegung mit relativ intensivem Training
- Gesunde Ernährung (siehe unten)
- Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen
- Weniger Stress
- Verzicht auf das Rauchen
- Mäßiger Alkoholkonsum

Erst wenn die Veränderung des Lebensstil das HDL-Cholesterin nicht ausreichend erhöht, sollten Medikamente eingesetzt werden. Eine starke Wirkung auf die HDL-Spiegel kann mit der Gabe des B-Vitamins Niacin in Form von Nikotinsäure erreicht werden. Abhängig von der Dosis kann Nikotinsäure das HDL um 20 bis 35 Prozent erhöhen. Gleichzeitig wirkt sich die Nikotinsäure auch positiv auf die Lipide und Lipoproteine aus. Dazu muss Nikotinsäure jedoch hoch dosiert und nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden. Durch die Wahl geeigneter Präparate können auch evtl. mögliche Nebenwirkungen (Flush-Syndrom) gesenkt werden.


Gesunde Ernährung verbessert den Fettstoffwechsel
Fette sind ein wichtiger Nährstoff, ihre Aufnahme sollte jedoch auf einen Anteil von 30 Prozent an der Ernährung begrenzt werden. Der Verzicht auf Fett oder eine zu starke Reduktion sind nicht empfehlenswert, dies erhöht nicht das HDL-Cholesterin, sondern führt eher zu seiner Senkung. Es gilt, hohe Anteile von ungünstigen Fetten, d.h. von gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, zu reduzieren und einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu bevorzugen.

Die Verwendung von Streichfetten sollte gesenkt und gesunde Speiseöle, ca. 15 g täglich, bevorzugt werden. Vitaminreiche Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren sind empfehlenswert, z.B. Keimöle und Olivenöl. Magere Fleischprodukte, maximal 100 g täglich, sollten bevorzugt werden. Auch bei Milchprodukten, bis 2 Portionen täglich, sollten magere Varianten gewählt werden. Ein bis zwei Eier pro Woche können verzehrt werden. Besonders empfehlenswert sind ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche. Vor allem Hering, Lachs, Makrele und Thunfisch liefern die gesunden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure.

Komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe sollten vermehrt verzehrt werden. Gemüse sind ohne Begrenzungen erlaubt, vier Portionen Obst sollten möglichst täglich gegessen werden (keine Bananen, keine Weintrauben).
Getreidewaren: 4 bis 5 Portionen pro Tag, 1 Portion entspricht 1/2 Tasse Reis oder Teigwaren (ohne Eier hergestellt), 1 dünne Scheibe Vollkornbrot, 1 Tasse Cerealien. Süße Backwaren und Süßwaren sollten nur in geringen Mengen verzehrt werden.

Getränke: Mineralwasser und allgemein ungezuckerte Getränke sollten bevorzugt werden.

Salz: Die Aufnahme von Salz ist allgemein zu hoch. Der Verzehr sollte eingeschränkt werden.


Mikro-Nährstoffe unterstützen den Fettstoffwechsel
Die Aufnahmen von Antioxidantien und viele sekundäre Pflanzenstoffe unterstützen den Fettstoffwechsel. Besonders empfehlenswert sind:

Vitamin E - ein fettlösliches Antioxidans, das die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Linolsäure, Arachidonsäure, DHA) vor der Lipidperoxidation (Ranzigwerden) schützt. Vitamin E ist ein Bestandteil von Chylomikronen (Partikel von Lipoproteinen), VLDL, evtl. auch von HDL, das außerdem am Rücktransport von Vitamin E von den peripheren Zellen zur Leber beteiligt ist. Vitamin E kann die Kettenreaktionen bei der Lipidperoxidation unterbrechen. Dabei wird es selbst zum Radikal, das aber mit Fettsäuren kaum reagiert und durch Vitamin C regeneriert werden kann, wenn dies ausreichend vorhanden ist. Vitamin E kann die Blutfette senken, die Insulinresistenz verbessern und der Verklumpung von Blutplättchen vorbeugen.

Omega-3-Fettsäuren - können helfen, erhöhte Triglyzeride und "schlechtes" LDL zu senken sowie das "gute" HDL zu erhöhen. Es sind die einzigen Fettsäuren, die alle drei Werte im Fettstoffwechsel beeinflussen können.