Komplexe Kohlenhydrate: Poly- und Fructooligosaccharide

Polysaccharide

Polysaccharide sind Zuckerarten mit mindestens drei Monosaccharid-Molekülen. Sie werden oft als komplexe Kohlenhydrate bezeichnet. Polysaccharide sind eine gute Quelle für die Energiegewinnung.

Zu den komplexen Kohlenhydraten gehören alle Zuckerarten (Saccharide), die im Gegensatz zu Ein- und Zweifachzuckern (Mono- und Disaccharide) mindestens drei Monosaccharid-Moleküle enthalten. Sie werden als Polysaccharide bezeichnet, von denen einige für die Gesundheit des menschlichen Körper von Nutzen sind. Zwar haben die einzelnen Polysaccharide unterschiedliche Funktionen, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie die beste Kohlenhydrat-Quelle zur Energiegewinnung sind. Polysaccharide werden im Körper nur langsam zu Monosacchariden abgebaut, wobei Glukose gebildet wird. Polysaccharide sind an der Produktion von Energie beteiligt, indem sie die Bildung von flüchtigen gesättigten Fettsäuren, u.a. von Essig- und Buttersäure, fördern. Dazu tragen als Enzym die Amylase und gesunde Darmbakterien bei. Der übermäßige Konsum von einfachen Zuckern kann jedoch diese Prozesse stören.

Ballaststoffe

Viele Polysaccharide sind Ballaststoffe, die in Obst und Gemüse enthalten sind. Eine an Ballaststoffen reiche Ernährung hat viele Vorteile. Sie trägt u.a. zu einer guten Verdauung bei.

Als Ballaststoffe werden alle Komponenten von pflanzlichen Zellwänden bezeichnet. Die meisten gehören zur Gruppe der Polysaccharide und damit zu den Kohlenhydraten, darunter vor allem die Cellulose. Ballaststoffe nimmt jeder Mensch täglich mit der Nahrung zu sich, jedoch sind die Zufuhren aus Obst, Gemüse und Backwaren in der Menge durchaus unterschiedlich. Eine ballaststoffreiche Ernährung hat viele gesundheitliche Vorteile. Ballaststoffe fördern allgemein die Verdauung und beugen speziell der Verstopfung vor.

Sie verringern die Zeit der Darmpassage und erhöhen das Stuhlgewicht. Sie tragen dazu bei, einen hohen Blutzucker zu vermeiden und schützen vor zu hohen Schwankungen in den Blutzuckerwerten. Auch erhöhte Cholesterinwerte können gesenkt werden. Ballaststoffe können weiter helfen, den Appetit zu verringern, auf diese Weise können sie bei Kalorienreduktion nützlich sein. Ballaststoffe können die Bildung kurzkettiger gesättigter Fettsäuren, vor allem von Essig- und Buttersäure, erhöhen, da sie die Bildung von gesunden Bakterien im Magen-Darm-Trakt fördern und ihnen als Nahrung dienen.

Erst kürzlich wurde entdeckt, dass die Buttersäure dazu beiträgt, antimikrobiell wirkende Peptide zu bilden. Dabei verschiebt sich der pH-Wert in den sauren Bereich und schafft ein für schädliche Keime ungünstiges Milieu.

Ballaststoffe in der Ernährung
Zu einer ballaststoffreichen Ernährung gehört die Aufnahme von etwa 100 bis 170 Gramm Ballaststoffen täglich. Durchschnittlich werden meist sehr viel weniger Ballaststoffe aufgenommen. Schätzungen für Europa und Nordamerika gehen nur von 10 bis 20 Gramm täglich aus – für die gesundheitlichen Funktionen von Ballaststoffen viel zu wenig. Die äußeren Teile von Getreide, Früchten und von den meisten Gemüsearten enthalten mehr Ballaststoffe als die inneren Teile.

Daher entfernt das Ausmahlen von Getreide ebenso wie das Schälen von Früchten und Gemüse einen hohen Anteil von nützlichen Ballaststoffen. Bei Getreidewaren sind daher Vollkornprodukte zu bevorzugen, bei Obst und Gemüse sollten, wo immer möglich, die Schalen mitverzehrt werden. Ballaststoffe sind in größeren Mengen in diesen Lebensmitteln enthalten:

Enthaltene Ballaststoffe pro 100 g
   
Weizenkleie 46,6
Haferkleie 30,3
Grünkohl (tiefgefroren) 25,9
Linsen 25,6
Spargel (roh) 20,8
Mais (aus Dosen) 17,5
Dörrpflaumen 16,1
Cornflakes 13,5
Erbsen (tiefgefroren, gekocht) 12,9
Mehl (Vollkorn) 9,6
Vollkornbrot 8,5

Fructooligosaccharide (FOS)

Fructooligosachharide sind für den Körper zwar unverdaulich, fördern aber das Wachstum gesunder Bakterien im Darm und damit die Verdauung.

Fructooligosaccharide (FOS) bestehen aus einem Zuckermolekül und aus einem bis zu drei Fructose-Molekülen. FOS sind für den menschlichen Körper unverdaulich. Da sie vor allem das Wachstum von gesunden Bakterien im Darm fördern, haben sie auch gesundheitliche Wirkungen.

Die Funktionen von Fructooligosacchariden
FOS wirken positiv auf den Stoffwechsel und die Verdauung. Sie dienen gesunden Bifidobakterien als Nahrung, dabei werden Essig- und Milchsäure gebildet. Letztere wird von anderen gesunden Darmbakterien genutzt, um u.a. Buttersäure zu bilden. Diese kann die Darmwände stärken und verringert die Durchlässigkeit der Darmwände für schädliche Stoffe (intestinale Permeabilität). Auf diese Weise profitiert auch das Immunsystem von den FOS. Ist die Bakterienflora im Darm gesund, können körperfremde Antigene besser bekämpft werden. FOS können bei Verstopfung die Darmpassage verbessern. Die Aktivität der Leber, Fettsäuren zu Triglyzeriden zu verwerten, wird dabei vermindert. Außerdem können FOS die Absorption von Kalzium und Magnesium verbessern.

Fructooligosaccharide in der Ernährung und zur Therapie
Fructooligosaccharide werden aus pflanzlichen Nahrungsmitteln aufgenommen. Sie sind u.a. in Bananen, Roggen, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Spargel enthalten. Im Durchschnitt wird die tägliche Aufnahme von FOS auf 800 Milligramm täglich geschätzt. Um die Bildung gesunder Darmbakterien zu fördern, wird FOS in Dosen von 1 bis 6 Gramm täglich verabreicht. FOS sind als Kapseln, Tabletten oder Pulver erhältlich.