Glutamin und die Glutaminsäure – wichtig für Energie, Gehirn und Darm

Glutamin ist vor allem für die Gewinnung von Energie sehr wichtig. Einen hohen Verbrauch daran haben alle Zellen, die sich schnell teilen und erneuern.

Glutamin ist eine nicht essentielle Aminosäure und in ihrer Struktur eng mit der Glutaminsäure verwandt, sie können ineinander umgewandelt werden. Beim Mensch und allen Säugetieren kommt jeweils nur die L-Form dieser beiden Aminosäuren vor. Glutamin wurde 1883 aus Rübensaft isoliert, konnte aber erst 1932 aus Gliadin, einem Weizenprotein, isoliert und ein Jahr später chemisch synthetisiert werden. Die Glutaminsäure wurde 1866 aus Weizen isoliert und 1890 synthetisiert.
Sie kommt vor allem in Pflanzenproteinen vor. Diese können bis zu 45 Prozent an Glutaminsäure enthalten, andere Proteine haben dagegen oft nur Anteile von 10 bis 20 Prozent. Glutamin ist für den Zellstoffwechsel von Säugetieren sehr wichtig und kann als einzige Aminosäure die Barriere zwischen Blut und Hirn sehr schnell passieren. Es kann vom menschlichen Körper bei Bedarf in kleineren Mengen selbst hergestellt werden, wenn in der Ernährung Glutamin-reiche Quellen fehlen. Der größte Teil wird aber aus der Nahrung gewonnen.

Glutamin und Glutaminsäure haben wichtige Funktionen im Körper
Glutamin ist diejenige Aminosäure, die im menschlichen Körper die höchsten Anteile hat und die wichtigste nicht essentielle Quelle für Stickstoff. Glutamin ist die Vorläufersubstanz von GABS, der Gamma-Aminobuttersäure. Diese ist ein Neurotransmitter im Gehirn, der auf die Nervenbahnen beruhigend und besänftigend wirkt. Bekannte Beruhigungs- bzw. Schlafmittel wie Valium und Benzodiazepine entfalten ihre Wirkung, indem sie GABS im Gehirn anregen. Von allen Aminosäuren hat Glutamin die höchste Konzentration im Blut und in den Muskelgeweben. Es wird dort abgebaut, um Energie zu gewinnen. Glutamin ist allgemein die wichtigste Quelle für Energie in den Zellen.

Es trägt zur Synthese von Genbausteinen bei. Daher haben alle Körperzellen, die sich häufig teilen bzw. erneuern, einen hohen Bedarf an Glutamin. Das gilt besonders für die Zellen der Darmwände und die Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Auf diese Weise kann Glutamin auch das Immunsystem stärken, das gilt vor allem bei starken körperlichen Stressbelastungen. Glutamin kann in der Leber zu Glukose umgewandelt werden, dies kann den Spiegel des Blutzuckers im Körper stabilisieren. Zusammen mit Cystein und Selen ist Glutamin außerdem ein Ausgangsstoff für die Bildung von Glutathion, ein lebenswichtiges Antioxidans im Gewebe.

Die Glutaminsäure entsteht durch die Hydrolyse (Spaltung durch Wasser) von Proteinen.Die Umwandlung von Glutaminsäure zu Glutamin ist für die Regulation, den Abbau und die Ausscheidung von Ammoniak im Körper sehr wichtig.

Die Hauptlieferanten von Glutamin und Glutaminsäure
Viele eiweißreiche Lebensmittel enthalten reichlich Glutaminsäure, beispielsweise Hülsenfrüchte, Getreidewaren, Fleischwaren, auch Obst und Gemüse enthalten Glutaminsäure, jedoch in etwas geringeren Mengen. Glutamin und GABS sind als spezifische Substanzen in Lebensmittel dagegen eher selten vorhanden.

Einige Glutaminsäure-reiche Lebensmittel enthalten in je 100 Gramm

Sojabohnen 6.490 mg
Käse, Gouda 6.280 mg
Erdnüsse 5.630 mg
Linsen 4.490 mg
Nudeln 4.490 mg
Kochschinken 4.420 mg
Thunfisch 3.520 mg
Haferflocken 3.080 mg
Weizenvollkornbrot 2.380 mg
1 Hühnerei 1.810 mg
Reis, poliert 1,580 mg


Deckt die tägliche Ernährung den Bedarf an Glutamin und Glutaminsäure?
Bei ausgewogener Ernährung wird in der Regel der Bedarf an Glutamin und Glutaminsäure gedeckt.

Typische Gruppen für einen Mehrbedarf an Glutamin und Glutaminsäure

Bei starken körperlichen Belastungen, sei es durch Leistungssport, harte Arbeit oder Erkrankungen, steigt der Bedarf an Glutamin deutlich an.


Bei physischen Belastungen, beispielsweise nach Verletzungen, Operationen und bei chronischen Krankheiten, besteht ein erhöhter Bedarf an Glutamin im Darm, in der Leber und im Immunsystem. Die körpereigene Bildung reicht dann nicht mehr aus, um den zusätzlichen Bedarf zu decken. Eine Ergänzung zusammen mit anderen Aminosäuren ist vor allem dann empfehlenswert, wenn die Proteinversorgung allgemein zu gering ist. Glutamin kann bei der Neigung zu Magengeschwüren und zur Gastritis aufgrund von zu hoher Aufnahme von Aspirin oder Alkohol vorbeugend wirken und dazu beitragen, Schäden an den Magenwänden zu verringern. Bei Alkoholismus kann Glutamin außerdem das Verlangen nach Alkohol verringern und Angstzustände senken.

Der Bedarf an Glutamin und Glutaminsäure kann bei folgenden Bedingungen, Beschwerden und Krankheiten erhöht sein

  • bei Leistungssport und harter körperlicher Arbeit
  • bei starker physischer Belastung (z.B. durch Verletzungen, Operationen, Krankheiten)
  • bei Neigung zu Magengeschwüren und Gastritis
  • bei nervlicher Belastung und Anspannung
  • bei hohem Alkoholkonsum

Kann man Glutamin und Glutaminsäure überdosieren oder gibt es Nebenwirkungen?
Bei relativ hohen Dosen (bis zu 21 Gramm täglich) sind von Glutamin keine toxischen Wirkungen bekannt. Zu hohe Dosen können eventuell Hautrötungen und Hautkribbeln auslösen. Menschen die an manischer Depression oder Epilepsie leiden, sollten hohe Dosen von Glutamin vermeiden. Sie können die Glutamatspiegel im Gehirn zu stark erhöhen.
Dies kann die Manie oder Epilepsie eventuell verschlimmern. Monosodium-Glutamat (MSG) ist ein Monosalz der L-Glutaminsäure. Dieses kann als Zusatzstoff in Lebensmitteln (E620 - E625) eingesetzt werden. MSG wird häufig für das sogenannte "Chinasyndrom" verantwortlich gemacht. Bei sensibilisierten Menschen können nach dem Verzehr offenbar Herzklopfen und Kopfschmerzen auftreten.

Glutamin und Glutaminsäure zur Vorbeugung und Therapie – und wieviel?
Die vorbeugende Einnahme von Glutamin ist im allgemeinen nicht nötig. Glutamin kann aber bei der Neigung zu Magengeschwüren und Gastritis durch Aspirin oder Alkohol zur Vorbeugung eingesetzt werden. Glutamin kann auch therapeutisch angewendet werden, beispielsweise bei starken körperlichen Belastungen und bei ernsten Krankheiten. Die Dosierung und Dauer der Anwendung sollte der Therapeut bestimmen.