Vitamin E –ein wichtiges Antioxidans

Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans, es kann zur Vorbeugung einiger Krankheiten eingesetzt werden und Behandlungen unterstützen.

Vitamin E gehört zu den fettlöslichen Vitaminen. Es ist seit den 20er Jahren als Bestandteil der Nahrung bekannt, gilt jedoch erst seit 1968 als essentieller Nährstoff. Es kommt in der Natur nur als Stoffgemisch vor, es gibt 8 natürliche Vitamin-E-Verbindungen, wovon alpha-Tocopherol beim Mensch am wirksamsten ist. Vitamin E wird nur von Pflanzen synthetisiert und gelangt über die Nahrungskette zu Tieren, wenn auch in deutlich geringeren Mengen. Der Mensch resorbiert Vitamin E im Dünndarm, wobei dies an die Fettverdauung gekoppelt ist. Im Durchschnitt werden nur 30 % der Aufnahmen verwertet, dabei beeinflusst die Art der aufgenommenen Fette die Resorption.

Bekannt, ist dass mehrfach ungesättigte Fette die Aufnahme hemmen. Dazu gehören z.B. die Linolsäure, alpha-Linolensäure, omega-3- und omega-6-Fettsäuren. Der Bedarf an Vitamin E ist daher an ihre Aufnahme gekoppelt. Vom Dünndarm aus wird Vitamin E in den Körper transportiert und ist in fast allen Körpergeweben zu finden. Es ist u.a. ein wichtiger Bestandteil der Zellen, die es als Antioxidans vor Lipidperoxidation (siehe unten) schützt.

Viele wichtige Funktionen im Körper
Vitamin E ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt, bis heute sind nicht alle Funktionen geklärt. Die wichtigste Aufgabe ist, als Antioxidans vor Oxidantien zu schützen. Aus der Umwelt und der Nahrung sowie im Lauf des Stoffwechsels werden sogenannte freie Radikale und Sauerstoffradikale aufgenommen bzw. im Körper durch Oxidationsprozesse gebildet. Sind solche Radikale übermäßig vorhanden, können sie schädliche Prozesse im Körper auslösen, z.B. Altersprozesse beschleunigen und zur Entstehung von Krankheiten beitragen. Die Anzahl der Radikale kann mit Hilfe von Antioxidantien, die als Radikalfänger agieren, wirksam begrenzt werden. Speziell Vitamin E kann im Rahmen des Fettstoffwechsels Membranfette, Fettproteine und Depotfette vor dem Abbau durch Lipidperoxidation (Oxidation von Fetten, "Ranzigwerden") schützen.

Zusammen mit anderen antioxidanten Nährstoffen, z.B. Vitamin C, A, ß-Carotin, Selen und Glutathion, entstehen sich gegenseitig unterstützende Wirkungen. Vitamin E ist weiter am Stoffwechsel von Eiweiß beteiligt, schützt die Zellmembranen, verringert die Zusammenballung von Blutplättchen, übernimmt Funktionen im neuromuskulären System und ist an der Immunabwehr beteiligt.

Die Hauptlieferanten von Vitamin E

Pflanzliche Öle, z.B. Weizenkeim- und Olivenöl, liefern die größten Mengen an Vitamin E.

Am meisten Vitamin E liefern pflanzliche Öle, besonders Weizenkeim-, Sonnenblumen-, Erdnuss- , Soja- und Olivenöl, die es vor Oxidation - sprich Ranzigwerden - schützt. Vitamin E ist in Nüssen, einigen Getreidesorten, z.B. Weizenkleie, Mais, Hafer und Weizen, sowie in Gemüsen, vor allem Bohnen, Spargel und Sojabohnen, enthalten. In Pflanzen schwankt der Gehalt an Vitamin E aufgrund von Wachstum und Jahreszeit. Junge, rasch wachsende Pflanzen enthalten weniger Vitamin E als ausgewachsene dunkelgrüne Pflanzenteile. Tierische Lebensmittel enthalten generell wenig Vitamin E, auch hier mit saisonalen Schwankungen, z.B. enthält Milch im Frühjahr weniger Vitamin E als im Herbst. Bei industrieller Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen zwischen 10 und 40 % Verluste, zum Teil erfolgt eine Revitaminisierung, um die antioxidanten Wirkungen zu erhalten. Verluste bei der Lagerung und beim Garen sind gering.

12 mg Vitamin E sind enthalten in

Distelöl, Olivenöl 50 ml
Keime 100 g
Butter 150 g
Nüsse 200 g
Käse, Obst 1.200 g
Gemüse, Fisch 2.000 g
Fleisch 2.500 g

Die täglichen Bedarfswerte an Vitamin E
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) geht von 6 bis 8 mg (D-)alpha-Tocopherol (die beim Mensch aktivste Form von Vitamin E) als Grundbedarf aus, wobei dieser an die Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren gebunden ist. Bei einer allgemein hohen Fettaufnahme in Deutschland werden im Durchschnitt 14 bis 19 mg dieser Fettsäuren täglich aufgenommen. Der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin E wurde daher für Jungen männliche Jugendliche und für Männer auf Werte zwischen 13 und 15 mg Vitamin E täglich gesetzt. Mädchen, weibliche Jugendliche und Frauen benötigen zwischen 11 bis 12 mg Vitamin E. Schwangere und Stillende Frauen haben mit 13 bzw. 17 mg Vitamin E einen höheren Bedarf.

Deckt die tägliche Ernährung den Bedarf an Vitamin E?
Vitamin E ist in fast allen Lebensmitteln enthalten, ein erheblicher Mangel ist daher bei Erwachsenen meist nur bei krankhaften Störungen der Fettverdauung und -resorption zu finden. Die Ernährungsstudien lassen in Deutschland bisher keine Bedarfslücken für Vitamin E erkennen, im Durchschnitt werden die empfohlenen Mengen an Vitamin E erreicht. Diese sind jedoch nach Ansicht vieler Ernährungswissenschaftler und Mediziner für antioxidante und präventive Wirkungen zu gering. Daher ist die zusätzliche Zufuhr von Vitamin E all denen zu empfehlen, die ein Risiko für bestimmte Belastungen und Krankheiten haben.

Erhöhter Bedarf für Prävention und Therapie
Es gibt deutliche Hinweise, daß Vitamin E vorbeugend bzw. therapeutisch unterstützend auf Diabetes (Zuckerkrankheit), Herzkrankheiten, Rheuma, die Parkinsonsche Krankheit, Katarakt (Grauer Star, Altersstar) und Krebs wirken kann. Für diese Zwecke wird die Aufnahme von 100 bis 200 mg Vitamin E täglich empfohlen.

Typische Gruppen für einen Mehrbedarf an Vitamin E

  • bei rund 10 % junger Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren ist die Bedarfsdeckung unsicher, ähnliches gilt für junge Männer von 17 bis 29 Jahren
  • Raucher haben aufgrund der hohen Aufnahme an freien Radikalen einen höheren Bedarf an Vitamin E
  • Schwerarbeiter haben starke Belastungen und damit verbunden meist hohen oxidativen Stress, gleiches gilt für starke psychische Belastungen
  • bei Herzkrankheiten
  • bei Behandlungen mit Strahlen- und Chemotherapie kann Vitamin E (zusammen mit anderen Antioxidantien) oxidativen Zellschäden vorbeugen
  • bei digestiven und resorptiven Funktionsstörungen (z.B. Magen- und Darmkrankheiten, Gastrektomie, Sprue, chronische Pankreatitis, A-ß-Lipoproteinämie)
  • bei Stoffwechselkrankheiten (hämolytisch oder anämisch)
  • bei entzündlichen und proliferativen (gewebswuchernden) Bindegewebserkrankungen
  • bei Schwächen der Immunabwehr (häufige Infektionen etc.)

Wenn Vitamin E im Körper fehlt
Die Wachsamkeit und die Aufmerksamkeit sinken bei zu geringer Vitamin-E-Zufuhr. Die Folgen einer Unterversorgung an Vitamin E machen sich erst nach langer Zeit bemerkbar, da die Speicher vor allem in den Fettgeweben nur langsam abgebaut und entleert werden. Ein länger anhaltender Mangel an Vitamin E führt zu zersetzenden Prozessen an den roten Blutkörperchen und zu Muskelschwächen. Latente Mangelerscheinungen werden u.a. mit der Entstehung von Arteriosklerose, Krebs, Infektionen, Alterserscheinungen, Diabetes, Rheuma, Katarakt (Grauer Star, Altersstar) Nervenerkrankungen und Schlaganfällen in Verbindung gesetzt.

Kann man Vitamin E überdosieren oder gibt es Nebenwirkungen?
Die Einnahme von Vitamin E gilt als sicher. Auch bei hohen Dosierungen von bis zu 800 Milligramm pro Tag zeigten sich bei längerer Anwendung keine Nebenwirkungen. Erst bei überaus hohen Dosen, z.B. von 3 Gramm pro Tag, können in einzelnen Fällen Nebenwirkungen auftreten, etwa Verdauungsstörungen, Müdigkeit und Muskelschwächen, die beim Absetzen verschwinden.

Vitamin E zur Vorbeugung – und wieviel?
Zur allgemeinen Prävention werden 10 bis 20 mg Vitamin E pro Tag empfohlen. Für Raucher und Menschen mit hohem oxidativen Stress durch physische und/oder psychische Belastungen werden bis zu 100 mg Vitamin E täglich als vorbeugende Maßnahme empfohlen. Höhere Dosierungen können vorübergehend oder längere Zeit aus medizinischen Gründen empfehlenswert sein, sie sollten nur unter therapeutischer Betreuung erfolgen.

Vitamin E aus natürlichen oder synthetischen Quellen?
Vitamin E wird in natürlicher (alpha-Tocopherol) als auch in synthetischer Form (alpha- Tocopherylacetat) angeboten, wobei auch natürliches Vitamin E in verschiedenen Prozessen synthetisiert wird. Untersuchungen über die Aufnahme und Resorption zeigen, dass "natürliches" und synthetisches Vitamin E gleichermaßen gute Vitamin-E-Quellen sind. Nach einer Studie des Southwestern Medical Center der Universität Texas sind beide Formen gleichwertig, wenn ein bestimmter Grenzwert überschritten wird, der für die präventive Wirkung von Vitamin E entscheidend ist.

Nach anderen Ergebnissen wird natürliches Vitamin E im Blut doppelt so effizient zurückgehalten wie die synthetische Form, obwohl beide in gleichen Mengen aus dem Darm resorbiert werden. Es geht also nicht um eine unterschiedliche Wirksamkeit, sondern um eine unterschiedliche biologische Aktivität. Sie kann durch Anpassung in der Dosierung ausgeglichen werden, um vergleichbare Wirkungen zu erzielen. Für die Bewertung der biologischen Aktivität werden Vitamin-E-Dosierungen daher oft in I.E., das sind Internationale Einheiten, ausgedrückt. Eine I.E. natürliches Vitamin E entspricht dabei wirkungsmäßig einer I.E. synthetisches Vitamin E. In einigen Präparaten wird außerdem emulgiertes Vitamin E angeboten, das vom Körper weitaus besser aufgenommen wird, dies kann bei der Dosierung berücksichtigt werden.

Literaturhinweis
Prof. Dr. Karlheinz Schmidt, Prof. Dr. Wolfgang Wildmeister, Vitamin E in der modernen Medizin, Schriftenreihe der Nordrheinischen Akademie für ärztliche
Fort- und Weiterbildung, Band 8, MKM Verlagsgesellschaft, Lenggries/Obb. 1993.