Herz-Kreislauf-Krankheiten und die Ernährung

Herz-Kreislauf-Krankheiten gehören zu den häufigsten Erkrankungen in den westlichen Industrienationen, sie liegen bei den Statistiken über Todesursachen an der Spitze. Dazu gehören die koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzinfarkt, Bluthochdruck sowie Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen der Beine. Die Entstehung dieser Krankheiten wird, abgesehen von Alter, Geschlecht und familiärer Vorbelastung, sehr stark vom Lebensstil beeinflusst.

Eine besonders wichtige Rolle hat die Ernährung. Sie ist der wichtigste äußere, beeinflussbare Faktor bei den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Unsere typische Ernährung enthält zu viele Kalorien, zu wenig komplexe Kohlenhydrate und zu viele gesättigte Fette. Damit entsteht langfristig Übergewicht, das wiederum zu verschiedenen Folgekrankheiten führt, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen.

Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten, die durch den Lebensstil und/oder die Ernährung beeinflussbar sind:

Cholesterinwerte
Die Erhöhung des LDL-Cholesterins ist ein wichtiger Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit. Ein eindeutiger Grenzwert existiert nicht. Für die Bewertung wird das Gesamtrisiko eines Menschen mit allen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten herangezogen und gewichtet. Eine besondere Rolle spielen aber die Werte des "guten" HDL-Cholesterins, niedrige HDL-Werte sind ein von anderen Faktoren unabhängiger Risikofaktor. Auch hohe Triglyzeridwerte steigern das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das gilt vor allem bei gleichzeitig niedrigen HDL-Werten.

Bluthochdruck
Ein zu hoher Blutdruck bleibt oft unbemerkt, doch er hat unbehandelt erhebliche Folgen. Dazu können langfristig der Herzinfarkt und Schlaganfall gehören.

Diabetes
Diabetes (Typ I und II) ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Übergewicht
Übergewicht, vor allem in starker Form (Adipositas, ab BMI 30) erhöht die Belastung für das Herz, den Blutdruck und das Risiko für degenerative Gefäßerkrankungen, z.B. die koronare Herzkrankheit. Das Risiko steigt bei hohem abdominalen Körperfett (der Bauchregion). Bluthochdruck, Diabetes und Störungen im Fettstoffwechsel (Cholesterinwerte, vor allem LDL und Triglyzeride erhöht, HDL niedrig) gehören zu den typischen Folgekrankheiten von Übergewicht.

Rauchen
Rauchen ist nicht nur schädlich für die Lunge, es belastet auch das Herz, verengt die Blutgefäße und erhöht die Gefahr für Thrombosen.

Körperbewegung
Mangelnde Bewegung wirkt sich u.a. belastend auf Blutdruck, Cholesterin, Körpergewicht und Stress aus.

Stress
Stress kann das Herz-Kreislauf-System belasten. Die Zusammensetzung des Blutes kann sich mit einer erhöhten Neigung zu Blutgerinnseln verändern.

Erhöhte Fibrinogenwerte
Der Blutklebstoff Fibrinogen kann u.a. durch Rauchen und Stress erhöht sein.

Erhöhte Homocysteinwerte
Die schwefelhaltige Aminosäure Homocystein, die vorübergehend im Stoffwechsel entsteht, kann bei erhöhten Werten das Risiko für die Arteriosklerose steigern. Folsäure sowie die Vitamine B6 und B12 können bei ausreichender Versorgung erhöhtes Homocystein abbauen.

Arteriosklerose
Bei der Ateriosklerose verkalken die Blutgefäßwände in den Arterien (Schlagadern). Sie verdicken und verhärten sich z.B. durch Fettablagerung, Entzündungen und Bindegewebswucherung. Die Arteriosklerose entwickelt sich über lange Zeit unbemerkt von zunächst leichten bis hin zu schweren Stadien. Dann können stärkere Verletzungen, Thrombosen oder gar der völlige Verschluss entstehen. Zu den Folgen gehören u.a. die koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere Durchblutungsstörungen.


Ungünstige Ernährungsweisen belasten das Herz-Kreislauf-System
Übermäßiges Essen mit der Aufnahme von zu vielen Kalorien führt auf Dauer zur Entstehung von Übergewicht.

Zu viele zucker- und stärkehaltige Kohlenhydrate mit hoher glykämischer Last belasten den Zuckerstoffwechsel und können zu Entzündungen beitragen.

Zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das "schlechte" LDL-Cholesterin.

Zu viele Transfettsäuren erhöhen das "schlechte" LDL-Cholesterin, senken das "gute" HDL-Cholesterin und verschlechtern allgemein das Verhältnis von Gesamtcholesterin zu HDL.

Oxidative Prozesse mit der erhöhten Bildung von freien Radikalen können durch äußere und innere Einflüsse entstehen. Sie schädigen u.a. die Lipide im Körper.

Zu viel Alkohol schädigt die Leber und ihre Funktionen, außerdem erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Hinzu kommt der relativ hohe Energiegehalt, der Übergewicht begünstigt.

Zu viele süße Getränke können zu Übergewicht und Bluthochdruck beitragen.


Gesunde Ernährung schützt das Herz-Kreislauf-System
Die Ernährung sollte reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Fisch und Vollkornprodukten sein. Mageres Fleisch in relativ geringer Menge kann einbezogen werden. Die Verwendung von Salz sollte reduziert sein. Eine gesunde Ernährung liefert wichtige Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe sowie Antioxidantien einschließlich sekundärer Pflanzenstoffe. Gut geeignet ist beispielsweise die mediterrane Ernährungsweise, die wenig gesättigte Fettsäuren (maximal 7 bis 10 Prozent) enthält und Olivenöl bevorzugt, das reich an einfach ungesättigten Fettsäuren ist. Studien zeigen, dass eine gesunde Ernährung dazu beiträgt, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten zu verringern.

Komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe sollten in der Ernährung bevorzugt werden. Sie senken das Gesamt- und "schlechte" LDL-Cholesterin, wenn der Anteil an gesättigten Fetten entsprechend verringert wird. Monosaccharide sollten nur begrenzt aufgenommen werden. Ballaststoffe verbessern die Lipide, senken Gesamt- und LDL-Cholesterin, verringern auch generell den Fett- und Zuckeranteil in der Nahrung, das gilt besonders für lösliche Ballaststoffe (Pektin, Gummi arabicum und aus Hafer)

Die Fettzufuhr sollte auf einen Anteil von ca. 30 Prozent begrenzt werden. Pflanzliche Öle sollten bevorzugt werden, vor allem Oliven- und Rapsöl, empfehlenswert ist auch Leinöl. Auf harte und gehärtete Pflanzenfette sollte jedoch verzichtet weden, Transfettsäuren sollten gemieden werden. Einfach ungesättigte Fettsäuren können dazu beitragen, das Gesamt- und "schlechte" LDL-Cholesterin zu senken.

Die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sind sehr gesund und schützen das Herz. Sie verbessern allgemein das Fettsäurenprofil und verringern erhöhte Triglyzeride. Sie lindern entzündliche Prozesse, beeinflussen die Blutgerinnung und senken die Neigung zu Thrombosen. Die EPA beeinflusst Leukotriene, die bei entzündlichen und allergischen Reaktionen eine Rolle spielen. EPA und DHA sind in fettreichen Fischen enthalten, u.a. in Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs. Werden sie nicht in genügender Menge aufgenommen, können Ergänzungen den Bedarf decken.

Nüsse enthalten reichlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren und wirken sich günstig auf die Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten aus. Das wird schon mit relativ geringen Mengen erreicht, größere Mengen sollten wegen der hohen Kalorien nicht regelmäßig verzehrt werden. Empfehlenswert sind u.a. Walnüsse, Mandeln, Erdnüsse und Pistazien.

Antioxidantien können oxidative Prozesse durch äußere Einflüsse und innere Körpervorgänge hemmen und verringern. Dazu gehören beta-Carotin, die Vitamine C und E, Omega-3-Fettsäuren, sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme (Katalase, Superoxiddismutase, Glutathionperoxidase). Oxidiertes LDL-Cholesterin ist wesentlich an der Bildung von atherosklerotischen Plaques (Ablagerungen) beteiligt. Antioxidantien können diese Oxidation verzögern, verringern und damit herzschützend wirken. Vitamin E kommt eine besondere Bedeutung unter den herzschützenden Antioxidantien zu. Wichtig ist auch Vitamin K, das an der Blutgerinnung beteiligt ist. Eine Unterversorgung beeinträchtigt diesen Prozess.

Alkoholischen Getränken werden in geringen Maßen herzschützende Wirkungen zugesprochen. Das gilt jedoch nur bei einem eingeschränkten Konsum und besonders für Rotwein, der viele sekundäre Pflanzenstoffe enthält.