Vitamine sind essenzielle Mikronährstoffe, die für die Aufrechterhaltung der Gesundheit von grundlegender Bedeutung sind. In einem Review wurden einige neuere Ergebnisse aus der Forschung vorgestellt
Werden Vitamine unzureichend aufgenommen oder besteht ein endogener Mangel an Vitaminen, so können daraus verschiedene Störungen in den körperlichen Funktionen und Risikofaktoren für Krankheiten entstehen. Ein US-amerikanischer Forscher stellte dazu einige Studien mit neueren Erkenntnissen über den Zusammenhang zwischen Vitaminen und systemischen Entzündungen, antioxidativen Funktionen sowie einigen Krankheiten, z. B. Depressionen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Arthrose, vor.
Depressionen sind weltweit verbreitet und beeinträchtigen stark die Lebensqualität. Die saisonale affektive Störung ist eine wiederkehrende Form der Depression, wobei die jährlichen Episoden unterschiedlich stark ausgeprägt sind. In einem Review wurde bei Erwachsenen die Rolle von Vitaminen in der Ernährung und in Nahrungsergänzungen bei der Prävention und Therapie von Depressionen, einschließlich saisonal bedingter Depressionen, untersucht. Es wurden Einflüsse der Vitamine C und D sowie der B-Vitamine bei der Prävention und Therapie von Depressionen gezeigt. Weitere Forschungen sind erforderlich, um effiziente und wirksame Strategien der Interventionen zu bestimmen und die potenziellen Wirkmechanismen der Vitamine zu ermitteln.
In einer koreanischen Bevölkerungsstudie (KNHANES, 7. Erhebung, 2016-2018) wurde der Zusammenhang zwischen den Serum-Konzentrationen von Vitamin A (Retinol) und Vitamin E (Alpha-Tocopherol) mit der Lungenfunktion und COPD untersucht. Es zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen den Serum-Vitamin-A-Konzentrationen und dem forcierten exspiratorischen Volumen (FEV1), mit dem die maximal beschleunigte Ausatmung innerhalb einer Sekunde als ein Merkmal der Lungenfunktionen gemessen wird. Die Serum-Vitamin-A-Konzentrationen standen auch in einem inversen Zusammenhang mit der COPD-Prävalenz. Die Ergebnisse in Bezug auf Vitamin A könnten jedoch durch systemische Entzündungen beeinflusst sein. Für die Forscher überraschend war, dass die Serum-Konzentrationen von Vitamin E nicht mit der Lungenfunktion oder COPD verbunden waren. Die Mechanismen, die von den Vitaminen A und E bei den Lungenfunktionen und der COPD gesteuert werden, sollten künftig weiter untersucht werden.
Zu den B-Vitaminen gehören acht wasserlösliche Vitamine (B1, B2, B6, B12, Biotin, Folsäure, Niacin, Pantothensäure). Die Aminosäure Homocystein, die im Übermaß schädlich wirken kann, wird über den Stoffwechsel von Vitamin B6 und B12 aus Methionin gewonnen. Ein zu hoher Homocystein-Spiegel im Plasma kann durch die Ergänzung von B-Vitaminen gesenkt werden. Niedrigere Homocystein-Spiegel sind mit einem verringerten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden. Die Beziehungen zwischen den Ergänzungen von B-Vitaminen und speziell den thromboembolischen Ereignissen sind bisher nicht eindeutig. In einem neueren Review wurden dazu nur wenige Studien identifiziert, wobei die Ergebnisse zur Rolle der Ergänzung von B-Vitaminen bei der Verringerung des Thrombose-Risiko widersprüchlich waren. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden.
Vitamin D gehört zu den am häufigsten untersuchten Vitaminen mit einem breiten Funktionsspektrum. Es ist für die Kalzium- und Phosphat-Homöostase wichtig, beeinflusst die Skelettmuskulatur und zeigt antientzündliche, antioxidative und neuroschützende Eigenschaften. In einer Studie wurde der Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Diagnose einer Kniearthrose nach der Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (ACLR) retrospektiv untersucht. Dieses Kreuzband ist am stärksten belastet und am häufigsten von Sportverletzungen betroffen. Die Patienten waren mit Vitamin D vor der Operation entweder gering oder besser versorgt (Serum 25(OH)D unter oder über 20 ng/mL). Ein Vitamin-D-Mangel war nach der ACLR mit dem häufigeren Auftreten und einer kürzeren Zeit bis zur Diagnose einer Kniearthrose verbunden. Dies deutet möglicherweise darauf hin, dass eine niedrige Vitamin-D-Konzentration im Serum ein prognostischer Biomarker für die Identifizierung von Patienten mit dem Risiko einer Arthrose-Erkrankung im Knie nach vorderer Kreuzband-Rekonstruktion dienen könnte.
Anhand von Daten aus der US-amerikanischen Bevölkerungs-Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, Auswertung von 2011-2016) wurde die Beziehung zwischen Vitamin D und Karies untersucht. Die Ergebnisse zeigten einen starken Zusammenhang zwischen einer niedrigen Serum-25(OH)D-Konzentration und einem erhöhten Karies-Risiko. Eine angemessene Vitamin-D-Konzentration kann offenbar dazu beitragen, die optimale Zahngesundheit zu erreichen und zu erhalten.
Ein Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet und wird mit Komplikationen, Beeinträchtigungen und einem verlängerten Aufenthalt im Krankenhaus bei Intensiv-Patienten in Verbindung gebracht. In einem Review wurde über Ergebnisse von Vitamin-D-Ergänzungen bei kritisch kranken Erwachsenen berichtet. Die Ergänzung von Vitamin D war mit einem verkürzten Aufenthalt auf der Intensivstation oder im Krankenhaus verbunden. Weiter wurden ein verbesserter SOFA-Score (Sequential Organ Failure Assessment) und eine verkürzte Dauer der mechanischen Beatmung bei kritisch kranken Patienten ermittelt. Dagegen zeigten sich im Lauf von 28 Tagen keine Einflüsse auf eine verringerte Sterblichkeit. Die Forscher empfehlen, bei der Entscheidung über den Einsatz von zusätzlichem Vitamin D bei schwerkranken Patienten viele Faktoren zu berücksichtigen.
Quelle:
Tyler Barker, Vitamins and Human Health: 2nd Edition Editorial. In: Nutrients, online 30.04.2025, doi: 10.3390/nu17091534.