Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Immunsystems, es hat Wirkungen, die für die Prävention von Darmkrebs entscheidend sein können. Vitamin D verbessert die Funktionen von Immunorganen wie Milz und Lymphknoten, und es steigert die Aktivität von T-Zellen, die für die Krebsabwehr unerlässlich sind.
Der Vitamin-D-Mangel ist ein weltweites Gesundheitsproblem, er wird mit verschiedenen chronischen Krankheiten, einschließlich von Krebs, in Verbindung gebracht. In Europa deuten Daten darauf hin, dass 18 % der Bevölkerung einen Serum-Vitamin-D-Spiegel von weniger als 30 nmol/L haben (Vitamin-D-Mangel), während 53 % einen Wert von weniger als 50 nmol/L (unzureichender Vitamin-D-Status) aufweisen. Über die Wirkungen von Vitamin D, besonders die krebshemmenden Eigenschaften, wurde in den letzten Jahren viel geforscht. Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der Kalzium- und Phosphor-Homöostase und ist z. B. an der Immunmodulation, Verringerung von Entzündungen, Apoptose (programmierter Zelltod) und antiangiogenen (kontra Gefäßneubildung) Wirkungen beteiligt. Vitamin D wird vor allem endogen synthetisiert (zu ca. 90 %), wenn die Haut einer ausreichenden Sonnenstrahlung (UV-B) ausgesetzt ist. Die Effizienz der Vitamin-D-Synthese ist regional unterschiedlich.
In den nördlicheren Regionen Europas reicht die Sonneneinstrahlung vor allem in den Wintermonaten für eine ausreichende Synthese meist nicht aus, so dass häufig Ergänzungen erforderlich sind. Ältere Menschen sind für einen Vitamin-D-Mangel anfälliger, da ihre Fähigkeit, Vitamin D über die Haut zu synthetisieren, mit dem Alter deutlich abnimmt. In Lebensmitteln ist Vitamin D3 (Cholecalciferol) in tierischen Lebensmitteln, z. B. in Lachs, Hering, Makrele und Eigelb, enthalten. In pflanzlichen Lebensmitteln kommt Vitamin D2 (Ergocalciferol) z. B. in Steinpilzen, Pfifferlingen und Champignons vor. Zwar trägt auch Vitamin D2 zur Versorgung bei, es ist jedoch deutlich weniger wirksam, so dass D3 die bevorzugte Form von Vitamin D ist.
Vitamin D verbessert die Funktionen von Immunorganen wie Milz und Lymphknoten, und es steigert die Aktivität von T-Zellen, die für die Krebsabwehr unerlässlich sind. Weiter mildert Vitamin D entzündliche Reaktionen, die eng mit der Krebsentstehung verbunden sind, das gilt auch für den Darmkrebs. Vitamin D wirkt über Rezeptoren, die auf Immunzellen exprimiert werden und moduliert die Immunreaktionen. Ein angemessener Vitamin-D-Spiegel beeinflusst die Genexpression im Zusammenhang mit Entzündungen und der Zellproliferation und hemmt so die Krebsentwicklung. Vitamin D aktiviert Mechanismen, die das Überleben, die Vermehrung, Migration und Metastasierung von Krebszellen unterdrücken. Niedrige Vitamin-D-Spiegel werden mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht, ein Mangel korreliert mit höheren Krankheits-Vorkommen.
Hinzu kommt, dass Faktoren des Lebensstils erheblich zum Darmkrebs-Risiko beitragen können. Dazu gehören neben dem Bewegungsmangel auch die Ernährung mit einem hohen Anteil an rotem Fleisch und Kalorien, aber wenig Ballaststoffen, Obst und Gemüse. Die unzureichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D wird ebenfalls mit dem Darmkrebs und schlechteren klinischen Ergebnissen in Verbindung gebracht. Die Aufrechterhaltung eines optimalen Vitamin-D-Spiegels und einer angemessenen Zufuhr über die Nahrung ist für die Prävention von Darmkrebs und eine verbesserte Prognose für die Patienten entscheidend. Eine Gruppe ungarischer Forscher stellte die aktuellen Erkenntnisse zu den Funktionen und krebshemmenden Wirkungen von Vitamin D beim Darmkrebs vor.
Der Vitamin-D-Mangel wird mit einem erhöhten Darmkrebs-Risiko in Verbindung gebracht, was in erster Linie auf seine negativen Auswirkungen auf die Immunfunktionen und die Förderung einer entzündungsfördernden Mikroumgebung zurückzuführen ist, die das Fortschreiten des Tumors unterstützt. Forschungen deuten darauf hin, dass die Aufrechterhaltung eines angemessenen Vitamin-D-Spiegels das Darmkrebs-Risiko verringern kann. Eine Erhöhung der Hauptform von Vitamin D (25-Hydroxyvitamin-D) im Blut auf über 75 nmol/l (30 ng/ml) kann das Risiko z. B. für Herzkrankheiten, Krebs (besonders Dickdarm-, Brust- und Prostatakrebs), Schlaganfall, Bluthochdruck und Diabetes deutlich senken. Die Vitamin-D-Ergänzung ist die wirksamste Methode zur Erhöhung der Vitamin-D-Konzentration.
Eine Meta-Analyse ergab z. B., dass Personen mit höheren Vitamin-D-Spiegeln (25-Hydroxyvitamin-D) in Fall-Kontroll-Studien ein um 39 % und in prospektiven Kohortenstudien ein um 20 % geringeres Darmkrebs-Risiko hatten. Präklinische Studien zeigten, dass Calcitriol, die aktive Form von Vitamin D, über mehrere Darmkrebs-spezifische Mechanismen eine antitumorale Wirkungen entfaltet, z. B. mit Hemmung der Krebszell-Proliferation, Induktion der Apoptose, Förderung der Zelldifferenzierung und Antiangiogenese. Calcitriol reguliert Gene, die an der Kontrolle des Zellzyklus, der Apoptose und der Immunreaktion beteiligt sind. Es beeinflusst die Mikroumgebung des Tumors durch Mechanismen, die zur Unterdrückung des Wachstums und der Progression von Darmkrebs beitragen. Calcitriol trägt auch dazu bei, die Differenzierung und Integrität der Darm-Epithelzellen aufrechtzuerhalten, was für die Darmkrebs-Prävention von entscheidender Bedeutung ist. Darüber hinaus moduliert Vitamin D das Darm-Mikrobiom, das sich bei Darmkrebs-Patienten deutlich von Gesunden unterscheidet.
Pathogene Bakterien sind bei Darmkrebs häufiger anzutreffen, während nützliche Arten verringert sind. Ein Vitamin-D-Mangel verschlimmert die Entzündungen im Darm und fördert das Fortschreiten von Darmkrebs, während Vitamin-D-Ergänzungen diese Auswirkungen deutlich abschwächen können. Sie stärken die Funktion der Darmbarriere, modulieren die Darm-Mikrobiota und reduzieren Entzündungen, was zur Prävention von Darmkrebs beiträgt. Darüber hinaus kann die Kombination von Vitamin D mit einer Kalzium-Ergänzung die chemopräventive Wirkung von Vitamin D verstärken.
Die immunmodulatorischen Eigenschaften von Vitamin D sind für die Prävention von Darmkrebs wichtig, da sie sowohl die angeborene als auch die adaptive Immunantwort beeinflussen. Dies spielt eine zentrale Rolle bei der Verringerung von Entzündungen und Stärkung der Anti-Tumor-Immunität. Vitamin D wirkt auf verschiedene Immunzellen ein, z. B. auf T- und B-Lymphozyten sowie Makrophagen, die Vitamin-D-Rezeptoren haben. Diese Zellen verfügen über enzymatische Fähigkeiten, die es ermöglichen, Calcitriol zu synthetisieren. Diese Umwandlung ist für die Modulation von Immunreaktionen und Entzündungen entscheidend, da dies einer der wichtigsten Wege ist, wie Vitamin D die Entwicklung von Darmkrebs beeinflusst und Entzündungen im Dickdarm verringert.
Calcitriol löst verschiedene antientzündliche Wege aus, mildert die entzündliche Mikroumgebung, die das Fortschreiten von Darmkrebs beschleunigt. Vitamin D übt seine immunregulierenden Wirkungen über mehrere Schlüsselmechanismen aus. Es unterdrückt proentzündliche T-Helferzellen, besonders über die Th1- und Th17- Lymphozyten, die eine zentrale Rolle bei Entzündungsprozessen und Entwicklung von Darmkrebs spielen. Es drosselt weiter die Produktion entzündungsfördernder Zytokine und fördert die Ausschüttung antientzündlicher Zytokine.
Es ist bekannt, dass chronische Entzündungen die Vermehrung und Ausbreitung von Krebszellen fördern. Chronische Entzündungskrankheiten, z. B. entzündliche Darmkrankheiten, die mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung gebracht werden, korrelieren häufig mit einer höheren Darmkrebs-Inzidenz. Daher ist die Aufrechterhaltung eines optimalen Vitamin-D-Spiegels von entscheidender Bedeutung für verringerte Entzündungen und verbesserte Immunfunktionen, die beide für die Senkung des Darmkrebs-Risikos entscheidend sind. Vitamin-D-Ergänzungen können das Darmkrebs-Risiko senken, indem sie das Tumorwachstum hemmen und die antikanzeröse Immunität stärken. Diese Strategie ist besonders für Menschen mit entzündlichen Darmkrankheiten von Vorteil und dient als präventive Maßnahme gegen Darmkrebs. Durch eine verbesserte Immunantwort, verringerte Entzündungen und die gehemmte Vermehrung von Tumorzellen bieten Vitamin-D-Ergänzungen einen verbesserten Schutz vor Darmkrebs und anderen bösartigen Erkrankungen.
Die Forscher ziehen das Fazit: Vitamin D spielt bei der Prävention und Therapie von Darmkrebs eine wichtige Rolle. Es kann dazu beitragen, Entzündungen zu senken, Immunreaktionen zu regulieren, den Zelltod zu fördern und die Tumor-Angiogenese zu hemmen. In zahlreichen Studien wurde festgestellt, dass höhere Vitamin-D-Spiegel mit einer besseren Überlebensrate und einer niedrigeren krebsspezifischen Sterblichkeit einhergehen. Jüngste Forschungen zeigten, dass die Aufrechterhaltung eines optimalen Vitamin-D-Spiegels dazu beitragen kann, das Risiko für Darmkrebs zu senken und die Therapieerfolge zu verbessern. In weiteren Studien sollten künftig die Wirkmechanismen und die therapeutischen Anwendungen von Vitamin D weiter untersucht werden, um die Prävention und Therapie von Darmkrebs zu optimieren.
Quelle:
Mónika Fekete et al., Vitamin D and Colorectal Cancer Prevention: Immunological Mechanisms, Inflammatory Pathways, and Nutritional Implications. In: Nutrients, online 15.04.2025, doi: 10.3390/nu17081351.