Ernährung, Mikro-Nährstoffe und Krebs-Prävention

Wie schon Tradition, stellen wir auch in diesem Jahr in den Monaten Juli und August ein Thema in den Mittelpunkt, zu dem wir interessante Studien aus dem letzten Jahr vorstellen. Wir beginnen im Juli mit der Rolle der Ernährung bei der Krebsentstehung und Prävention. Im August folgen dann Studien über die Wirkung von Mikro-Nährstoffen bei Krebs.

Die Prävention nimmt eine Schlüsselfunktion bei der Krebsbekämpfung ein. Zwar gibt es Erfolge bei verschiedenen Krebstherapien, auch das Screening, z.B. bei Darm- und Hautkrebs, trägt zu sinkenden Krankheitsraten bzw. zur Früherkennung mit besseren Therapiechancen bei. Doch viele Mediziner sind der Ansicht: Der wahre Erfolg bei der Krebsbekämpfung liegt in der Prävention. Dazu gehören ein gesunder Lebensstil mit dem Verzicht auf das Rauchen, wenig Alkohol, regelmäßig Sport und die gesunde Ernährung, einschließlich der guten Versorgung mit wichtigen Mikro-Nährstoffen. Den Krebs heilen, das wurde vor wenigen Jahrzehnten eher selten erreicht. Heute gelingt dies bei jedem zweiten Krebspatienten.

Dennoch können Belastungen durch die Krankheit als Spätfolgen noch viele Jahre nach der Therapie auftreten. Das gilt nicht nur für Zweittumoren, sondern auch für die Folgen von Chemo- und Strahlentherapie. Letztere greifen stark in den Körper ein und können langfristig Schäden verursachen. Auch hier kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, möglichen Folgen vorzubeugen oder sie zu verringern.

Die Ernährung gehört bei der Entstehung vieler Krebskrankheiten mit zu den beeinflussenden Faktoren. Bekannt ist beispielsweise, dass Übergewicht das Risiko für Darmkrebs und andere Krebskrankheiten erhöht. Auch durch einige vom Stoffwechsel abhängige Krankheiten, z.B. bei Diabetes und Bluthochdruck, steigt das Risiko für einige Krebsarten (u.a. Leber-, Nieren-, Pankreaskrebs). Dagegen kann eine gesunde Ernährung mit weniger Fett, komplexen Kohlenhydraten und reichlich Ballaststoffen die Prävention stärken. Eine seit langem gut bewährte, gesunde Kost ist die mediterrane Ernährung.

Viele der darin enthaltenen Mikro-Nährstoffe aus Obst, Gemüse und Fisch etc. wirken antientzündlich, antioxidativ und angiogenetisch (d.h. sie beeinflussen das Blutgefäß-Wachstum) und können zur Krebsprävention beitragen. Chronische Entzündungen gehören zu den Mechanismen, die an der Karzinogenese beteiligt sind. Die Nahrung kann eine Hauptquelle für proentzündliche Stoffe sein, eine gesunde Ernährung enthält dagegen viele antientzündlich wirkende Mikro-Nährstoffe. 

 

Gesunde Ernährung schützt vor Lungenkrebs

In einer Meta-Analyse wurden acht Beobachtungsstudien zur Beziehung einer gesunden Ernährung zum Lungenkrebs ausgewertet. Die stärkere Einhaltung einer  gesunden Kost senkte bei Nichtrauchern das Risiko für Lungenkrebs um 11 % im Vergleich zu einer eher ungesunden Ernährung. Bei ehemaligen Rauchern sank das Risiko durch die gesunde Ernährung um 26 % und bei den Rauchern um 24 %.

Quelle
Y. Sun et al., A Healthy Dietary Pattern Reduces Lung Cancer Risk. A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Nutrients Vol. 8, Nr. 3, 2016, S. 134, doi: 10.3390/nu8030134.

 

Obst und Gemüse senken das Risiko für Lungenkrebs

In einer Meta-Analyse wurden diverse Studien über die Beziehung von Lungenkrebs zum Verzehr von Obst und Gemüse ausgewertet. Einbezogen waren rund 40.000 Lungenkrebs-Patienten. Die Ergebnisse zeigten, dass es signifikante Verbindungen zwischen dem Verzehr von Obst und Gemüse und dem Lungenkrebs-Risiko gibt. Bei einem hohen Verzehr von Gemüse sank das Risiko für Lungenkrebs um 26 %, beim hohen Obstverzehr um 20 %. Beide Beziehungen waren bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.

Quelle
M. Wang et al., The effect of fruit and vegetable intake on the development of lung cancer: a meta-analysis of 32 publications and 20.414 cases. In: European Journal of Clinical Nutrition Vol. 69, Nr. 11, 2015, S. 1184-1192, doi: 10.1038/ejcn.2015.64.

 

Besonders Gemüse senkt das Risiko für Brustkrebs

Im Rahmen der großen EPIC-Studie (europäische Gesundheitsstudie) wurden die Daten von rund 335.000 Frauen mittleren Alters ausgewertet. Der Verzehr von Gemüse und Obst wurde aus Befragungen berechnet. Nach im Durchschnitt elfeinhalb Jahren Beobachtungszeit gab es in der Gruppe knapp 10.200 Brustkrebs-Fälle (3.479 Östrogen- und Progesteron-Rezeptor-positiv, 1.021 -negativ]. Der höchste Verzehr von Gemüse verringerte das gesamte Brustkrebs-Risiko sowie besonders den Hormon-Rezeptor-negativen Brustkrebs deutlich im Vergleich zu einem nur geringen Gemüseverzehr.

Quelle
Marleen J. Emaus et al., Vegetable and fruit consumption and the risk of hormone receptor–defined breast cancer in the EPIC cohort. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Online-Veröffentlichung vom 25.11.2016, doi: 10.3945/ajcn.114.101436.

 

Ballaststoffe in jungen Jahren senken das Risiko für Brustkrebs

Schon junge Frauen können mit einer an Ballaststoffen reichen Ernährung die Prävention vor Brustkrebs stärken. Das zeigt eine Auswertung der US-amerikanischen Nurses´Health Study II an rund 44.300 Frauen. Sie berichteten ausführlich über ihre Ernährung als Jugendliche und junge Frauen. Die tägliche Aufnahme von je 10g Ballaststoffen mehr als junge Erwachsene konnte das Risiko für den Brustkrebs in späteren Jahren um 13% verringern.

Hatten die Frauen schon als Jugendliche begonnen, viel Ballaststoffe zu verzehren, sank das Risiko um 14%. Als gute Menge galten im Durchschnitt täglich rund 25 g Ballaststoffe. Der geringste Verzehr lag bei durchschnittlich rund 12g. Im Vergleich konnten junge Frauen, die viel Ballaststoffe aßen, ihr Brustkrebs-Risiko um 19% senken. Frauen, die bereits als Jugendliche und als junge Frauen viel Ballaststoffe verzehrt hatten, konnten ihr Risiko sogar um 25% senken.

Dieser Effekt war beim prämenopausalen Brustkrebs stärker ausgeprägt, das Brustkrebsrisiko sank hier um 32%. Die Forscher erklären die vorbeugenden Wirkungen der Ballaststoffe mit einer verbesserten Insulinsensitivität und einer geringeren IGF-Menge (Insulin-like Growth-Factor). Ballaststoffe könnten möglicherweise außerdem zur Senkung der Östrogen-Spiegel beitragen.

Quelle
Maryam S. Farvid et al., Dietary Fiber Intake in Young Adults and Breast Cancer Risk. In: Pediatrics Vol. 137, Nr. 3, 2016, e20151226, doi: 10.1542/peds.2015-3223.

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