Chemikalien können Vitamin D-Werte verringern

Der Kontakt mit Bisphenol A und anderen Chemikalien, die das Hormonsystem im Körper stören, könnte Vitamin D im Blut verringern.

Der Kontakt mit Chemikalien lässt sich nicht vermeiden, sie sind in vielen Alltagsprodukten und überall in der Umgebung vorhanden. Man geht von mehr als 85.000 hergestellten chemischen Stoffen und Mixturen aus. Eine Reihe dieser Chemikalien können die Gesundheit beeinträchtigen, weil sie das Hormonsystem (endokrines System) des Körpers stören können. Damit verbunden ist vermutlich, dass sich die Synthese von Vitamin D über die Haut verringert. Selbst wenn dies nur in leichter Form geschieht, könnten die gesundheitlichen Folgen weitreichend sein. Eine zu geringe Versorgung mit Vitamin D kann das Risiko für Krankheiten des Herz-Kreislauf-, Knochen- und Muskel-Systems sowie für Diabetes und Krebs erhöhen.

Zu den auf die Vitamin D-Bildung einwirkenden Chemikalien gehören z.B. Bisphenol A und Phthalate, die in vielen Plastik- und Verbraucher-Produkten enthalten sind. Bisphenol A wird u.a. für die Herstellung von polymeren Kunststoffen und als Antioxidans in Weichmachern und PVC verwendet. Die Phthalate werden vor allem als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt. Sie können in Pflege- und Kosmetik-Produkten ebenso wie in Verpackungen für Medizin- und Lebensmittelprodukte enthalten sein. Inzwischen gibt es mehr als 1.300 Studien, in denen die Folgen von Chemikalien, die das Hormonsystem belasten, geprüft wurden. Dabei zeigten sich u.a. Beziehungen zu Infertilität, Übergewicht, Diabetes, neurologischen Problemen und hormon-abhängigen Krebsarten.

In einer neuen Studie untersuchten US-amerikanische Forscher die Beziehungen von Vitamin D zu Chemikalien, die das Hormonsystem stören, anhand der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (2005 bis 2010). Bei 4.667 Erwachsenen wurde in Blutproben die Versorgung mit Vitamin D bestimmt. In Urinproben wurde außerdem ihre Belastung mit Bisphenol A und Phthalaten gemessen. Es zeigte sich, dass Teilnehmer mit größeren Mengen an Phthalaten oft niedrigere Vitamin D-Werte im Blut hatten. Das galt im Vergleich zu den Teilnehmern, die geringer mit diesen Chemikalien belastet waren.

Diese Beziehung war am stärksten bei Frauen vorhanden und galt speziell bei hohen Bisphenol A-Werten. Bei den Männern zeigte sich ein ähnlicher Trend, die Beziehung war bei ihnen jedoch statistisch nicht signifikant. In weiteren Studien sollte nun geprüft werden, ob diese Verbindung auch bei anderen Gruppen in der Bevölkerung besteht. Noch können die Forscher nicht genau angeben, wie es zu der belastenden Beziehung von Bisphenolen und Phthalaten zu Vitamin D kommt. Denkbar ist z.B., dass Chemikalien, die das Hormonsystem im Körper belasten, die aktive Form von Vitamin D im Körper verändern können.

Quelle
Lauren E Johns et al., Relationships Between Urinary Phthalate Metabolite and Bisphenol A Concentrations and Vitamin D Levels in U.S. Adults: National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), 2005-2010. In: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Online-Veröffentlichung vom 20.9.2016, doi: 10.1210/jc.2016-2134.

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