Probiotika verbessern kognitive Funktionen bei Alzheimer

Eine gute Versorgung mit gesunden Darmbakterien, speziell mit Lactobazillen und Bifidobakterien, verbesserte in einer Studie die kognitiven Leistungen von Alzheimer-Patienten.

Alzheimer ist mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen und einigen Veränderungen im Stoffwechsel verbunden. Seit längerer Zeit vermuten Forscher, dass die gesunden Bakterien im Darm (Mikrobiom) nicht nur die Darmgesundheit und das Immunsystem, sondern über die so genannte Darm-Hirn-Achse auch die kognitiven Leistungen beeinflussen können. Kognitive Störungen, oxidativer Stress, neuronale Entzündungen, Insulin-Resistenz und ein veränderter Lipid-Stoffwechsel werden bei Alzheimer beobachtet. Bisher fehlt es jedoch an Studien über den Einfluss von Probiotika-Ergänzungen bei Alzheimer-Patienten.

In einer ersten kleinen (doppelblinden, kontrollierten) Studie prüften iranische Forscher die Gabe von Probiotika bei 60 Alzheimer-Patienten zwischen 60 und 95 Jahren. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt zwölf Wochen lang täglich ein Milchgetränk, das mit vier probiotischen Bakterienstämmen angereichert war, mit den Lactobazillen acidophilus, casei und fermentum sowie mit Bifidobacterium bifidum. Die andere Gruppe erhielt nur normale Milch. Zu Beginn und am Ende der Studie testeten die Forscher in den Blutproben der Teilnehmer wichtige Stoffwechsel-Werte, außerdem wurde im MMSE-Test (Mini Mental State Examination) ihre kognitiven Leistungen geprüft.

Am Ende der Studie war bei den Teilnehmern mit Probiotika der MMSE-Score von 8,7 auf 10,6 angestiegen, in der Kontrollgruppe sank er dagegen von 8,5 auf 8 leicht ab. Die Forscher bezeichnen den MMSE-Anstieg durch Probiotika als moderat. Sie heben aber hervor, dass hier erstmals bei Alzheimer-Patienten gezeigt wurde, dass Probiotika dazu beitragen können, die kognitiven Leistungen bei dieser Krankheit zu erhöhen. Weiter verbesserten sich einige Stoffwechsel-Werte. Mit der Aufnahme von Probiotika sanken die Triglyzerid-Werte und das VLDL (Very Low Density Lipoprotein) sowie CRP (C-reaktives Protein), dessen Wert bei akuten Entzündungen erhöht ist. Außerdem verbesserten sich zwei Werte (HOMA-IR und HOMA-B), die im Insulin-Stoffwechsel eine Rolle spielen. Die Forscher schlagen daher vor, die Wirkung von Probiotika bei Alzheimer in weiteren Studien mit mehr Patienten und über längere Zeiten zu prüfen.

In einem Kommentar sagte Professor Walter J. Lukiw, ein Spezialist der Alzheimer-Forschung von der Louisiana State University in den USA, der an der Studie nicht beteiligt war: Diese frühe Studie ist interessant und wichtig, weil sie nachweist, dass die Darmbakterien eine Rolle bei neurologischen Funktionen spielen. Sie zeigt, dass Probiotika die kognitiven Funktionen beim Menschen vom Prinzip her verbessern können. Die Ergebnisse stehen mit anderen neuen Studien im Einklang, die zeigen dass das Mikrobiom bei Alzheimer-Patienten in seiner Bakterien-Zusammensetzung im Vergleich zu altersgleichen Kontrollpersonen signifikant verändert ist.

Bekannt ist, dass sowohl der Magen-Darm-Trakt als auch die Blut-Hirn-Schranke mit dem Alter signifikant durchlässiger werden. Das kann dazu führen, dass möglicherweise schädlich wirkende mikrobielle Absonderungen aus dem Magen-Darm-Trakt (z.B. Amyloide, Lipopolysaccharide, Endotoxine und kleine RNA-Stücke) Bereiche im zentralen Nervensystem erreichen, in die sie sonst nicht gelangen können.

Quelle
Elmira Akbari et al., Effect of Probiotic Supplementation on Cognitive Function and Metabolic Status in Alzheimer's Disease: A Randomized, Double-Blind and Controlled Trial. In: Frontiers in Aging Neuroscience, Online-Veröffentlichung vom 10.11.2016, doi: 10.3389/fnagi.2016.00256.

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