Selen bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind u.a. mit erhöhtem oxidativen Stress verbunden. Die ausreichende Versorgung mit dem antioxidativ wirkenden Selen ist für Patienten mit diesen Darmkrankheiten wichtig, wie eine spanische Studie zeigt.

Bei 106 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten wurden die Serum-Konzentrationen von Selen gemessen. 53 Patienten litten an Colitis ulcerosa, weitere 53 Patienten waren an Morbus Crohn erkrankt. Zum Vergleich wurden in die Studie 30 gesunde Kontrollpersonen einbezogen. Die Selen-Konzentration war bei den Patienten mit den beiden entzündlichen Darmkrankheiten signifikant geringer im Vergleich zu den Gesunden. Die geringsten Selenwerte hatten die Patienten mit Morbus Crohn.

Bei ihnen waren außerdem die Beziehungen vom Selenstatus zum Herz-Kreislauf-System deutlicher ausgeprägt. Ein größerer Anstieg von verschiedenen entzündlichen Biomarkern bei den Morbus Crohn-Patienten könnte mit ihrem stärkeren oxidativen Stress und mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden sein. Bei den Colitis ulcerosa-Patienten waren die Selenwerte niedriger, wenn sie eine Kolon-Operation hinter sich hatten. Ein schwererer Krankheitsgrad war bei ihnen ebenfalls deutlich mit geringeren Selen-Konzentrationen verbunden. Auch der Grad von Unterernährung und die Art der Therapie konnten die Selenwerte beeinflussen.

Bei beiden Patientengruppen waren die Selenwerte deutlich und linear mit Ernährungs-Parametern (Protein, Albumin, Präalbumin, Cholinesterase und Gesamt-Cholesterin) verbunden. Beziehungen gab es auch zum Eisenstatus (Hämoglobin, Fe und Hämatokrit). Einfluss auf die Selenversorgung hatten aber u.a. auch das Geschlecht, der Body Mass-Index, entzündliche Biomarker (z.B. alpha-1-Antitrypsin), die Therapie sowie das Ausmaß und die Dauer der Krankheit.

Allgemein hatten Patienten mit höheren Selen-Konzentrationen einen verbesserten Ernährungs-Status. Das galt dann auch für die Biomarker des Eisenstatus. Für die Forscher deutet dies auf die Wirkung der bei entzündlichen Darmkrankheiten oft empfohlenen Ernährung mit tierischen Proteinen hin, die gut mit bioverfügbarem Selen und Eisen versorgen kann. Die Selen-Konzentrationen waren außerdem bei Patienten mit einer längeren Krankheitsdauer oftmals besser. Das wurde auf die Wirkungen der eingesetzten Therapien zurückgeführt.

Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass die ausreichende Versorgung mit Selen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankung wichtig ist. Sie kann auch dazu beitragen, die Risiken für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten zu verringern, die mit erhöhten Entzündungs-Biomarkern im Körper verbunden sind.

Quelle
Teresa Castro Aguilar-Tablada et al., Ulcerative Colitis and Crohn´s Disease Are Associated with Decreased Serum Selenium Concentrations and Increased Cardiovascular Risk. In: Nutrients Vol. 8, Nr. 12, 2016, doi: 10.3390/nu8120780.

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