Bifidobakterien lindern depressive Stimmung bei Reizdarm-Patienten

Patienten mit Reizdarmsyndrom, die unter Depressionen leiden, könnten mit Probiotika, speziell mit Bifidobakterien, ihre psychischen Beschwerden lindern.

Patienten mit Reizdarm leiden unter Blähungen, Diarrhö und Schmerzen. Durch ihre großen Belastungen klagen viele Betroffene auch über depressive Verstimmungen. Die Ursachen dafür sind noch nicht geklärt, eine Rolle könnte ein sehr empfindlich reagierendes Nervensystem ebenso wie Immunreaktionen oder die Darmbakterien spielen. Allgemein gibt es beim Reizdarm die Empfehlung für die Therapie mit Probiotika. Ob die Gabe gesunder Bakterien auch die psychische Gesundheit der Patienten beeinflussen kann, prüfte ein Forscherteam aus Kanada, der Schweiz und Großbritannien in einer kleinen Studie. Daran nahmen 44 Patienten mit Reizdarm teil, die neben ihren typischen Symptomen auch unter Ängsten bzw. depressiven Störungen litten.

Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt zehn Wochen lang Probiotika vom Typ Bifidobakterium longum, die andere Hälfte nahm zum Vergleich ein Placebo. Zu Beginn, nach sechs und noch einmal nach zehn Wochen wurden bei allen Teilnehmern die Symptome von Ängsten und depressiven Stimmungen untersucht, dazu die Reizdarm-Symptome und die Lebensqualität. Bei den Angst-Symptomen zeigten sich in beiden Gruppen keine Veränderungen. Nach sechs Wochen zeigten bereits 14 Patienten, die Bifidobakterien erhalten hatten, deutlich weniger depressive Symptome. Dagegen hatten sich diese Beschwerden in der Placebo-Gruppe nur bei sieben Teilnehmern verbessert. Insgesamt hatte sich auch die Lebensqualität der Patienten mit den gesunden Bakterien verbessert. Bei MRT-Untersuchungen zeigten sich in der Probiotika-Gruppe Veränderungen in mehreren Gehirnregionen, darunter in der Amygdala und im limbischen System, die u.a. an der Kontrolle von Emotionen beteiligt sind. Weitere Untersuchungen in der zehnten Woche zeigten, dass mit der Einnahme der Bifidobakterien die depressiven Stimmungen weiter verringert blieben.

Die Forscher werten diese Ergebnisse als vielversprechend für den Umgang mit depressiven Stimmungen beim Reizdarm. In weiteren Untersuchungen sollte geprüft werden, ob sich die positiven Wirkungen von Probiotika bzw. speziell von Bifidobakterium longum auch in größeren Studien bestätigen lassen. Schon jetzt zeigen die Ergebnisse, dass es eine wichtige Verbindung zwischen der Darmflora und der Psyche gibt, die möglicherweise durch ein gesünderes Darmsystem gefördert werden kann.


Quelle

Maria Ines Pinto-Sachez et al., Probiotic Bifidobacterium longum NCC3001 Reduces Depression Scores and Alters Brain Activity: a Pilot Study in Patients With Irritable Bowel Syndrome. In: Gastroenterology, Online-Veröffentlichung vom 5.5.2017, doi: 10.1053/j.gastro.2017.05.003.

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