Lutein für das Gehirn

Eine hohe Aufnahme vom Carotinoid Lutein könnte die mentale Gesundheit allgemein verbessern und den kognitiven Abbau im Alter verringern.

Zu den typischen Folgen des Alterns gehört, dass die geistigen Kräfte nachlassen, z.B. verringern sich das Kurzzeitgedächtnis oder die Aufmerksamkeit. Dieser Verlust beginnt für einen selbst meist kaum merklich, ist jedoch bereits etwa ab dem mittleren Lebensalter messbar. Bis ins hohe Alter können dabei breite individuelle Unterschiede auftreten. Es gibt eine Reihe von Faktoren, mit denen die kognitiven Funktionen beeinflusst werden können. Dazu gehören u.a. die Ernährung und bestimmte Mikro-Nährstoffe. So zeigte sich, dass die erhöhte Aufnahme von Carotinoiden bei älteren Menschen den kognitiven Abbau verlangsamen kann. Zu den wichtigsten Carotinoiden im Gehirn gehört das Lutein. Es kann im Körper nicht selbst gebildet werden und wird vor allem aus grünblättrigen Gemüsesorten aufgenommen, z.B. aus Grünkohl, Spinat und Mangold. Auch Ergänzungen von Lutein können die Versorgung verbessern.

Lutein und das mit ihm eng verwandte Zeaxanthin sind besonders in den Augen und im Gehirn konzentriert angesiedelt. Ihr guter Einfluss auf die Sehfunktionen ist seit längerem bekannt. Die beiden Carotinoide bilden im sogenannten gelben Fleck der Netzhaut das Makulapigment und schützen das Auge vor schädlichen UV-Strahlen sowie vor freien Radikalen. Bei einer guten Versorgung werden die Sehschärfe und Kontraste, die Blendempfindlichkeit und die Nachtsicht unterstützt. Sind Lutein und Zeaxanthin zu gering vorhanden, erhöht sich u.a. das Risiko für die altersabhängige Makuladegeneration. Es gibt außerdem mehr und mehr Hinweise, dass Lutein und Zeaxanthin auch für die Gehirnfunktionen wichtig sind. Das betrifft z.B. das Gedächtnis und die Geschwindigkeit, mit denen das Gehirn arbeitet.

Bisher wurden vorwiegend ältere Menschen in Bezug auf ihre Lutein-Werte hin untersucht. Eine neue Studie von US-amerikanischen Forschern beschäftigte sich mit der Beziehung zwischen Lutein und den Gehirnfunktionen bei Menschen in jüngeren und mittleren Jahren. Geprüft wurde, ob die geringe oder bessere Versorgung mit Lutein auch bei ihnen die kognitiven Leistungen beeinflussen kann. In einer Studie mit 60 Teilnehmern im Alter von 25 bis zu 45 Jahren untersuchten die Forscher die Vorkommen von Lutein und Zeaxanthin im Makulapigment, das als zuverlässiger Indikator für die Versorgung mit den beiden Carotinoiden im Gehirn gilt. Alle Teilnehmer nahmen außerdem an einer Reihe von Tests teil, mit denen ihre kognitiven Fähigkeiten untersucht wurden.

Die Auswertungen zeigten, dass die Dichte des Makulapigments sowohl mit dem Alter als auch mit der Hirnaktivität bei den Tests verbunden war. Während solcher Aufgaben entstehen im Gehirn P3-Wellen. Sie treten kurze Zeit nach Reizen im Gehirn auf und sind ein Indikator für kognitive Funktionen. Bei den jüngeren Teilnehmern zeigten sich in den P3-Wellen längere Amplituden. Hatten jedoch die älteren Teilnehmer bessere Werte im Makulapigment, ähnelten ihre P3-Amplituden denen der Jüngeren. Mit einer besseren Lutein-Versorgung konnten die älteren Teilnehmer ihre kognitiven Ressourcen entsprechend besser nutzen, um die Aufgaben durchzuführen.

Die Ergebnisse zeigten, dass Lutein die kognitiven Fähigkeiten nicht nur bei älteren Erwachsenen, sondern bereits im mittleren Lebensalter fördern kann. Eine an Carotinoiden, speziell an Lutein, reichhaltige Ernährung halten die Forscher daher für alle Altersgruppen für empfehlenswert. Dies kann offenbar zum Schutz des zentralen Nervensystems allgemein beitragen.


Quelle

Anne M. Walk et al., The Role of Retinal Carotenoids and Age on Neuroelectric Indices of Attentional Control among Early to Middle-Aged Adults. In: Frontiers in Aging Neuroscience, Online-Veröffentlichung vom 9.6.2017, doi: 10.3389/fnagi.2017.00183.

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