Die gesunde Ernährung ist für Menschen in sehr hohem Alter besonders wichtig. Neben ausreichend Proteinen fehlen ihnen oft auch eine Reihe von Mikro-Nährstoffen. Bei guter Versorgung tragen sie dazu bei, Beschwerden im Alter vorzubeugen bzw. sie zu lindern.
Der Anteil von sehr alten Menschen über 80 Jahren stieg in vielen Staaten vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten an, da sich die Lebenserwartungen deutlich verbessert haben. 2016 lebten in der Europäischen Union rund 27 Millionen Menschen in diesem hohen Alter. Damit verbunden sind oft zunehmende gesundheitliche Risiken, zu denen Fehlernährung, Multimorbidität, Invalidität und Beeinträchtigungen der kognitiven und körperlichen Funktionen gehören. Die Ernährung ist auch in hohem Alter beeinflussbar und kann auf mit dem Alter verbundene Bedingungen einwirken, sie verbessern und Belastungen verringern. Das gilt für den altersbedingten Abbau der Skelettmuskulatur (Sarkopenie) mit erhöhter Sturzgefahr und andere degenerative Prozesse. Das gilt auch für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Atherosklerose, Typ 2 Diabetes, Alzheimer und Krebs. Mit zunehmendem Alter verringern sich durch die geringeren Körperaktivitäten die Körpermasse, der Grundumsatz des Stoffwechsels und der Energiebedarf. Der Bedarf an Mikro-Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, verändert sich dagegen nur wenig. So sind z.B. bei alten Menschen Defizite an Vitamin D, Kalzium und Magnesium aus einigen Studien bekannt.
Sowohl die Ernährungsweisen als auch die Aufnahme von Nährstoffen wurden in einigen europäischen Studien bei alten Menschen gezielt untersucht, um ihre speziellen Bedürfnisse besser zu verstehen. Doch noch fehlt es an genaueren Kenntnissen über die Ernährung von sehr alten Menschen. Das betrifft z.B. ihren erhöhten Bedarf an Proteinen, ihre Versorgung mit Vitamin D und anderen Mikro-Nährstoffen. Sie sind für gesunde körperliche und kognitive Funktionen im hohen Alter wichtig und können begleitend bei Krankheiten und Beschwerden die Situation verbessern. Sehr alte Menschen haben ein hohes Risiko für fehlende Proteine bei den Makro-Nährstoffen. Bei den Mikro-Nährstoffen gilt das besonders für Vitamin D, Kalzium und Magnesium. Kohlenhydrate waren die Hauptquelle für Energie, Getreideprodukte und Brot sie trugen am meisten zur Energie und zur Aufnahme von Folsäure und Eisen bei. Fleisch und Milch waren die Hauptquellen für Proteine und Vitamin B12. Im Alter ist eine höhere Protein-Aufnahmen (> 1 g /kg Körpergewicht/Tag) empfehlenswert, am besten kombiniert mit Körperbewegung, um die Muskel-Funktionen aufrecht zu erhalten. Gute Vitamin D-Konzentrationen (zwischen 40 bis 60 nmol/L) können die Muskelgesundheit unterstützen. Eine Ernährung mit höheren Mengen an Obst, Gemüse, Nüssen, Milchprodukten, Fisch und Vollkorn kann dazu beitragen, den Abbau der Muskelkraft hinauszögern.
Tatsache ist, dass im höheren Alter das Risiko für die Fehlernährung steigt, durch unausgeglichene, mangelnde oder übermäßige Aufnahmen an Energie. Das kann die Gesundheit allgemein bzw. speziell die Gewebe und Organe und die damit verbundenen Funktionen verschlechtern. Alte Menschen, die zu Hause leben, sind davon seltener, Menschen, die gepflegt werden müssen oder in Pflegeheimen leben, deutlich stärker davon betroffen. Häufig entstehen dann Veränderungen mit dem Verlust an Magermasse und Zunahme der Fettmasse, Verlust der Knochendichte sowie Dysregulationen im Flüssigkeits- und Elektrolyt-Haushalt. Hinzu kommen ein geringeres Geschmacksempfinden, eine schlechte Mundgesundheit und die gestörte Absorption von Nährstoffen. Auch Medikamente können z.B. den Geschmackssinn verändern, den Appetit beeinflussen oder auch die Nährstoff-Absorption beeinflussen. Die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen ist daher gerade auch im hohem Alter sehr wichtig und sollte an den individuellen Bedarf gut angepasst sein.
Quellen
Antoneta Granic et al., Nutrition in the Very Old. In: Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 27.2.2018, doi: 10.3390/nu10030269