Die ADHS tritt als Verhaltensstörung vor allem bei Kindern auf. Die Ernährung kann die Entwicklung mit beeinflussen. Besonders empfehlenswert ist die gute Versorgung mit antioxidativ wirkenden Mikro-Nährstoffen.
Unter ADHS werden verschiedene Verhaltensstörungen zusammengefasst. Dazu gehören die anhaltende Unaufmerksamkeit sowie Hyperaktivität und Impulsivität, mit negativen Folgen für persönliche, soziale, schulische und berufliche Entwicklungen. Die Symptome zeigen sich bei Kindern oft schon vor dem Alter vor 12 Jahren. Die Diagnose ADHS wird gestellt, wenn das gestörte Verhalten über längere Zeit (mindestens ein halbes Jahr) anhält und sowohl zu Hause als auch in der Schule auftritt. Die Krankheit ist jedoch nicht auf Kinder und Jugendliche beschränkt, sie kann auch bei Erwachsenen noch vorhanden sein, dann vorwiegend mit gestörter Aufmerksamkeit. Zu den möglichen Ursachen gehören genetische und andere Faktoren, auch die Ernährung kann die Entwicklung mit beeinflussen. Die ADHS wird u.a. mit Verhaltenstherapie und Psychopharmaka behandelt, letztere haben jedoch oft unerwünschte Nebenwirkungen.
Es gibt zunehmend mehr Hinweise, dass an ADHS auch das Immunsystem und der oxidative Stress beteiligt sind. Da das Gehirn eine hohe Stoffwechselrate hat, ist es besonders anfällig für oxidativen Stress. Er kann neuronale Schäden auslösen und die Hirnfunktionen verschlechtern. Einige Studien zeigten, dass es bei ADHS häufiger Anzeichen für chronische, neurologische Entzündungen gibt. Das könnte ein Ansatz für die erhöhte Aufnahme von Mikro-Nährstoffen sein. Viele dieser Stoffe haben antioxidative und antientzündliche Fähigkeiten, einige können zum neuronalen Schutz beitragen, damit könnten sie bei angemessener Versorgung auch die ADHS beeinflussen. Bekannt ist bereits, dass Kindern mit ADHS häufiger Magnesium fehlt, das u.a. am Energiestoffwechsel des Gehirns beteiligt ist. Auch Zink-Defizite wurden öfter gefunden. Zink ist ein wichtiger Co-Faktor bei der antioxidativen Verteidigung, es ist z.B. am stark antioxidativen Enzym SOD (Superoxiddismutase) beteiligt. Fehlt Zink, dann reagiert das Gehirn empfindlicher auf oxidativen Stress. Weiter wird das Immunsystem, bei dem Zink ebenfalls eine Rolle spielt, beeinträchtigt. Auch Selen könnte eine Funktion haben, da es antioxidativ wirkt und bestimmte Nervenzellen schützen kann. Es ist am u.a. am antioxidativen Enzym Glutathionperoxidase beteiligt. Bei ADHS-Patienten fand man auch geringere Werte an Vitamin D, das u.a. auf das zentrale Nervensystem einwirkt. Möglicherweise können auch sekundäre Pflanzenstoffe z.B. EGCG aus dem grünen Tee, Curcumin, Pycnogenol oder Gingko biloba und Johanniskraut einen Beitrag leisten.
Die stärksten Nachweise bei ADHS gibt es bisher für die Wirkung der gesunden Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) aus Fischölen. Bei ADHS-Patienten fand man eine geringe Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, außerdem wurde ein schlechteres Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren beobachtet. Omega-3-Fettsäuren sind für gute Funktionen des Gehirn sehr wichtig, sie sind z.B. eine Komponente für neuronale Membranen. Speziell die EPA (Eicosapentaensäure) ist für die Funktionen von Neurotransmittern und für neuronale Signale wichtig. Die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren konnte in verschiedenen Studien die Symptome der ADHS verbessern.
Die Autoren ziehen das Fazit, dass ein erhöhter oxidativer Stress und Störungen im Immunsystem vermutlich zu neuronalen Schäden beitragen, die auch bei ADHS eine Rolle spielen. Dazu tragen z.B. ein unausgewogenes Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sowie Defizite an einigen Mikro-Nährstoffen bei, z.B. von Zink und Magnesium. Damit eröffnen sich Möglichkeiten für die Ergänzung von antioxidativ, antientzündlich und neuroprotektiv wirkenden Mikro-Nährstoffen. Über die Beziehungen zwischen der Ernährung und ADHS sollte weiter geforscht werden.
Quellen
Annelies A. J. Verlaet et al., Rationale for Dietary Antioxidant Treatment of ADHD. In Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 24.3.2018, doi: 10.3390/nu10040405.