Glutamin beim Reizdarm

Beim Reizdarm, der mit Diarrhö verbunden ist, könnte die Ergänzung der Aminosäure L-Glutamin vermutlich die Beschwerden lindern. Das zeigt eine kleine Studie aus den USA.

Der Reizdarm ist eine recht häufige Erkrankung, Frauen sind meist häufiger betroffen als Männer (2:1). Zu den typischen Beschwerden gehören Bauchschmerzen, Völlegefühl und Blähungen. Man unterscheidet zwei Formen, die eine ist vor allem durch häufige Obstipation gekennzeichnet, die andere durch häufige Diarrhö, letztere tritt oft erstmals nach einer Infektion auf. Diese Form des Reizdarms ist häufig mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Hyperpermeabilität des Darmepithels, auch leaky gut) verbunden. Das führt dazu, dass Bakterien und toxische Substanzen die Darmwände leichter passieren können. Dadurch wird das Immunsystem in der Darmschleimhaut aktiv, das wiederum kann die Reizdarmsymptome, z.B. Schmerzen und Diarrhö, auslösen. Bisher fehlt es an wirksamen Therapien für Patienten mit diesem postinfektiösen und durch Diarrhö gekennzeichneten Reizdarmsyndrom. Es gibt einige Hinweise, dass die Aminosäure Glutamin dabei eine Rolle spielen könnte. Sie liefert wichtige Energie für die Teilung der Epithelzellen im Magen-Darm-Trakt. US-amerikanische Forscher untersuchten daher Gaben von Glutamin beim Reizdarm mit Diarrhö.

115 Patienten mit Reizdarmsyndrom nahmen an der Studie teil. Bei allen Teilnehmern waren die Symptome erstmals nach einer Infektion aufgetreten und bei allen wurde die erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut nachgewiesen. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, eine erhielt für acht Wochen täglich Glutaminpulver (5 g dreimal pro Tag), die andere Gruppe diente zur Kontrolle und erhielt nur ein Placebo. 106 Patienten blieben bis zum Ende der Studie dabei. Ziel war es, den Reizdarm-Beschwerden-Score wenigstens um 50 Punkte zu verringern. Das erreichten 43 Patienten aus der Glutamin-Gruppe, dagegen nur 3 Patienten in der Kontrollgruppe. Im Durchschnitt sank in der Glutamin-Gruppe der Beschwerden-Score von 301 auf 181, in der Kontrollgruppe blieb er konstant bei 296 Punkten. Mit Glutamin konnte die Anzahl des täglichen Stuhlgangs verringert werden, die Stuhlkonsistenz verbesserte sich und die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut normalisierte sich. Glutamin wurde außerdem allgemein gut vertragen.

Die Forscher schließen daraus, dass Glutamin-Ergänzungen beim durch Diarrhö gekennzeichneten Reizdarmsyndrom nützlich sein können. Aus früheren Studien weiß man, dass Glutamin wichtige Energie für die Teilung der Epithelzellen im Magen-Darm-Trakt liefert. Eine unzureichende Versorgung tritt z.B. häufiger nach schweren Krankheiten und Infekten auf. Dies kann zum Gewebeschwund und zur erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut führen. Durch die Ergänzung von Glutamin kann die normale Durchlässigkeit wieder erreicht werden. Ähnliche Wirkungen könnte Glutamin auch beim Reizdarm mit Diarrhö bewirken. Dies sollte in größeren Studien weiter untersucht werden.

Quelle
QiQi Zhou et al, Randomised, placebo-controlled trial of dietary glutamine supplements for postinfectious irritable bowel syndrome. In: Gut, Online-Veröffentlichung vom 14.8.2018, doi: 10.1136/gutjnl-2017-315136.

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