Folsäure kann zum Schutz vor Schlaganfällen beitragen

Eine gute Versorgung mit Folsäure kann offenbar bei Patienten mit Bluthochdruck, die zudem niedrige Zahlen an Thrombozyten und hohe Homocystein-Werte haben, das Risiko für Schlaganfälle senken.

Der Bluthochdruck gehört mit zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines Schlaganfalls. In China stiegen in den letzten Jahren die Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch einen sich verändernden Lebensstil deutlich an. Daher sucht man nach wirksamen und auch kostengünstigen Möglichkeiten der Prävention. Dazu könnte die gute Versorgung mit Folsäure gehören. Chinesische Forscher prüften in einer großen (randomisierten, kontrollierten) Bevölkerungsstudie (China Stroke Primary Prevention Trial), ob Folsäure das Risiko für Schlaganfälle senken kann. Die Forscher bezogen knapp 11.000 Teilnehmer ein, die unter Bluthochdruck litten. Für sie lagen Messungen der Thrombozyten (Blutplättchen) und von Homocystein (Aminosäure) vor. Zu niedrige Thrombozyten-Zahlen und zu hohe Homocystein-Werte können ebenfalls das Risiko für Schlaganfälle steigern, und beide sind auch von der Folsäure beeinflussbar. Die Teilnehmer (im Durchschnitt 60 Jahre) litten zu Beginn der Studie noch nicht unter kardiovaskulären Ereignissen oder Herzkrankheiten. Sie erhielten über vier Jahre ein Medikament zur Blutdrucksenkung (ACE-Hemmer), eine Hälfte der Teilnehmer nahm zusätzlich täglich 0,8 mg Folsäure ein. Je nach den Thrombozyten-Werten wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt, von der niedrigsten Plättchenzahl bis zu den höchsten Werten.

Im Lauf der über vierjährigen Beobachtungszeit erlitten 371 Teilnehmer einen ersten Schlaganfall. 56 % kamen aus der Gruppe, die nur das Blutdruck-Medikament erhalten hatte. Mit den Folsäure-Ergänzungen war die Rate der Schlaganfälle mit 44 % deutlich geringer. Das galt besonders für Teilnehmer, die ein hohes Risiko durch einen Folsäure-Mangel und niedrige Thrombozyten-Zahlen hatten. Die Folsäure verringerte das Schlaganfall-Risiko auch bei den Teilnehmern, die neben niedrigen Thrombozyten auch zu hohe Homocystein-Werte hatten. Das Risiko für Schlaganfälle sank hier durch die Folsäure-Ergänzungen um bis zu 73 %.

Folsäure-Gaben könnten also vor allem für die Patienten mit Bluthochdruck nützlich sein, die zusätzlich eine zu geringe Anzahl von Thrombozyten im Blut sowie zu hohe Konzentrationen von Homocystein haben. Die Forscher erklären den Mechanismus für die Wirkung der Folsäure so: Eine geringe Anzahl von Thrombozyten deutet auf Dysfunktionen in den Blutgefäßen hin. Bei vaskulären Krankheiten können Verletzungen innerhalb der Blutgefäße entstehen, die u.a. dazu führen, dass sich die Blutplättchen in den Gefäßen zusammenballen. Dadurch können in den Blutbahnen weniger Thrombozyten zirkulieren. Zu hohe Homocystein-Werte können diese Entwicklung verstärken, da sie ebenfalls ein Risikofaktor für Verletzungen im Endothel (im Inneren der Blutgefäße) sind. Nach Ansicht der Forscher können bei Patienten mit Bluthochdruck einfache Tests zu den Thrombozyten- und Homocystein-Werten diejenigen Personen ermitteln, die ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle haben. Sie könnten dann präventiv von Folsäure-Ergänzungen profitieren.

Quelle
Xiangyi Kong et al., Platelet Count Affects Efficacy of Folic Acid in Preventing First Stroke. In: Journal of the American College of Cardiology Vol. 71, Nr. 19, 2018, S. 2136-2146, doi: 10.1016/j.jacc.2018.02.072.

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