Probiotika könnten Antibiotika-Gebrauch senken

Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Probiotika einnehmen, sind offenbar besser vor Infektionskrankheiten geschützt und erhalten weniger Antibiotika.

Antibiotika vernichten bei Infektionen wirksam die schädlichen Mikroorganismen. Allerdings ist ihr Gebrauch in den letzten Jahren weltweit stark angestiegen, so dass Resistenzen gegenüber diesen Medikamenten immer häufiger werden. Allein in den USA werden jährlich rund zwei Millionen Fälle von Antibiotika-Resistenzen verzeichnet. Es ist daher weltweit ein wichtiges Gesundheitsziel, den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Ein möglicher Weg dahin könnte sein, regelmäßig Probiotika, gesunde Bakterien, im Körper aufzunehmen. Es gibt Nachweise, dass der Verzehr gesunder Darmbakterien die Vorkommen, Dauer und Ernsthaftigkeit einiger Arten von akuten Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen verringern kann.

Der Verzehr von Probiotika könnte möglicherweise auch die Therapie mit Antibiotika einschränken. Eine Gruppe von US-amerikanischen, englischen und niederländischen Forschern suchte daher nach Studien, in denen die Verbindung von Pro- und Antibiotika untersucht wurde. Sie konnten schließlich 17 (randomisierte, kontrollierte) Studien in ihre Auswertung einbeziehen, in denen der Einfluss von Probiotika-Ergänzungen im Vergleich zu einem Placebo auf Antibiotika-Therapien bei Kindern und Jugendlichen untersucht wurde. Vor allem bei Atemwegs-Infektionen wurden einzelne oder kombinierte Stämme vorwiegend von Lactobacillus (Milchsäurebakterien) und Bifidobakterien eingesetzt. Über beide Bakterienarten liegen bisher auch die meisten Forschungen zu Probiotika vor.

Es zeigte sich, dass bei Kindern und Jugendlichen, die täglich Probiotika einnahmen, der Einsatz von Antibiotika bei akuten Infektionen um 29 % verringert werden konnte. Da Studien in ihrem Konzept oft unterschiedlich sind, werteten die Forscher separat fünf Studien mit einer sehr hoher Qualität aus. Dabei sank der Antiobiotika-Einsatz bei Teilnehmern, die regelmäßig Probiotika einnahmen, sogar auf 54%.

Noch sind längst nicht alle Mechanismen geklärt, über die Probiotika dazu beitragen können, Infektionen besonders im Atemwegs- und Magen-Darm-Trakt, zu bekämpfen. Vermutet werden z.B. Mechanismen, die pathogene Krankheitserreger hemmen können. Auch die Verbindung von Probiotika zum Immunsystem, das zum Großteil im gastrointestinalen Trakt angesiedelt ist, könnte eine wichtige Rolle spielen. Die vermehrte Aufnahme von gesunden Bakterien könnte bakterielle Krankheitserreger, die Darminfektionen auslösen, einfach verdrängen und das Immunsystem anregen, die schädlichen Bakterien zu bekämpfen.

Für die Forscher ist das ein faszinierendes Ergebnis, da es einen recht einfachen Weg geben könnte, den Einsatz von Antibiotika zu senken, indem Probiotika regelmäßig aufgenommen werden. Noch sind weitere Studien nötig, die diese Beziehung, auch in anderen Altersgruppen und bis ins hohe Alter hinein, prüfen. Sollte sich bestätigen, dass regelmäßige Aufnahmen von Probiotika die Antibiotika-Gaben verringern können, so hätte dies einen erheblichen Einfluss auf die Medizin und die Gesundheit der Bevölkerung.

Quelle
Sarah King et al., Does probiotic consumption reduce antibiotic utilization for common acute infections? A systematic review and meta-analysis. In: European Journal of Public Health, Online-Veröffentlichung vom 14.9.2018, doi: 10.1093/eurpub/cky185.

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