Anthocyane, sekundäre Pflanzenstoffe, aus der Gruppe der Flavonoide, schenken vielen Blüten und Früchten mehr als nur die intensiven Farben. Sie haben starke antioxidative Fähigkeiten und können Entzündungen hemmen. Wie eine neue Studie zeigt, wirken sie auch auf den Blutdruck und die Gefäße ein.
Die blaue Farbe der Heidelbeeren ist auf den Gehalt von Anthocyanen zurückzuführen. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide, die vielen Früchte, vor allem den Beeren und Weintrauben, ihre blauen, violetten und roten Farben schenken. Sie haben beim Menschen als Antioxidantien auch gesundheitliche Wirkungen. Dazu gehört, dass sie auf den Blutdruck und die Funktionen der Blutgefäße einwirken, wie eine kleine Studie zeigt. Eine Gruppe von englischen und deutschen Forschern untersuchte, welchen Einfluss die Anthocyane aus Heidelbeeren (und ihre im Blut zirkulierenden Metaboliten) auf die Gefäßfunktionen haben. 40 gesunde Teilnehmer wurden dazu in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt einen Monat lang täglich ein Getränk mit 200 g Heidelbeeren.
Die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Getränk ohne Heidelbeeren auf, das ansonsten vergleichbare Mengen an Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitaminen enthielt. In einem weiteren Versuch verglichen die Forscher die Wirkung des Heidelbeer-Getränks mit einem Getränk, das nur extrahierte Anthocyane enthielt. Bei allen Teilnehmern wurden Veränderungen im Blutdruck und in den Blutgefäßen untersucht. Letzteres wurde durch die Dilatation (Erweiterung) aufgrund eines erhöhten Blutflusses in der Arteria brachialis (Schlagader im Oberarm) bestimmt. Das ist ein sensibler Biomarker für die Funktionen der Blutgefäße (Endothel) bzw. für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Gute Funktionen der Endothel-Zellen sind für ein gesundes Herz-Kreislauf-System sehr wichtig. Sie agieren als Barriere zwischen dem Blut oder der Lymphe sowie dem umgebenden Körpergewebe. Sie spielen außerdem eine Schlüsselrolle bei der Blutgerinnung und bei der Regulierung des Blutdrucks.
Bereits zwei Stunden nach der Aufnahme der Heidelbeer-Getränke zeigten sich positive Wirkungen auf die Blutgefäße, die über die gesamte Studienzeit von einem Monat erhalten blieben. In dieser Zeit sank außerdem der Blutdruck der Teilnehmer um 5 mm Hg, eine Reduktion, die auch mit blutdrucksenkenden Medikamenten beobachtet wird. Mit den Kontrollgetränken wurden dagegen keine signifikanten Veränderungen im Blutdruck und in den Blutgefäßen erreicht.
Obwohl die Forscher es für empfehlenswert halten, Heidelbeeren zu essen, um alle Inhaltsstoffe aufzunehmen, zeigt diese Studie, dass die Mehrheit der Wirkungen durch die in den Beeren enthaltenen Anthocyane erklärt werden kann. Nach Ansicht der Forscher könnten die durch Heidelbeeren bzw. Anthocyane verbesserten Blutgefäß-Funktionen ein Leben lang erhalten bleiben. Der regelmäßige Verzehr von Heidelbeeren und/oder Anthocyanen könnte das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten um bis zu 20 % verringern.
Quelle
Ana Rodriguez-Mateos et al., Circulating anthocyanin metabolites mediate vascular benefits of blueberries: insights from randomised controlled trials, metabolomics, and nutrigenomics. In: The Journals of Gerontology: Series A, Online-Veröffentlichung vom 26.2.2019, doi: 10.1093/gerona/glz047.