Linolsäure für das Herz-Kreislauf-System

Die Linolsäure, eine essentielle (mehrfach ungesättigte) Omega-6-Fettsäure, kommt in pflanzlichen Ölen und auch in tierischen Fetten vor. Fraglich ist bisher, ob sie bei zu hoher Aufnahme das Herz-Kreislauf-System schädigen kann. Eine neue Meta-Analyse zeigt, dass Linolsäure das Risiko für das Herz-Kreislauf-System bei einer guten Versorgung eher senkt.

In den letzten Jahren gerieten die Omega-6-Fettsäuren in den Verdacht, bei einem zu hohen Anteil im Vergleich zu den als sehr gesund eingestuften Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten zu erhöhen. Das wurde auf mögliche entzündliche Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren zurückgeführt, die mit der Beeinflussung von einigen entzündlichen Molekülen zusammenhängen. Vor allem bei der Linolsäure, die wichtigste Omega-6-Fettsäure in der Ernährung, entstanden Zweifel, ob sie bei einer höheren Versorgung tatsächlich gesund für das Herz und den Kreislauf ist. Doch bei der Rolle von Fetten in der Ernährung muss bei den Fettsäuren in Zukunft stärker differenziert werden, wie eine neue Studie zeigt. Eine große Gruppe internationaler Forscher aus aller Welt untersuchte die Wirkung von Linolsäure in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System. Einbezogen wurde dabei auch die Arachidonsäure, die aus Linolsäure synthetisiert wird, aber auch direkt aus der Nahrung aufgenommen werden kann. Sie gilt bei zu hohen Werten als entzündungsfördernd.

Die Forscher werteten 30 (prospektive) größere Bevölkerungsstudien aus 13 Ländern aus. An ihnen hatten rund 69.000 Personen in längeren Zeiträumen, von zweieinhalb bis zu 32 Jahren, teilgenommen. Dabei traten insgesamt etwas mehr als 15.000 kardiovaskuläre Krankheitsfälle bei den Teilnehmern auf. Die Forscher werteten alle Studienergebnisse in Bezug auf die Zirkulation und die Gewebespiegel der Linol- und Arachidonsäure in einer Meta-Analyse aus und fassten sie zusammen. Das galt für ihren Einfluss auf die gesamten Fälle von Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie für Untergruppen, für koronare Herzkrankheiten, ischämische Schlaganfälle und Sterblichkeitsfälle aufgrund dieser Krankheiten. Die Versorgung mit Linol- und Arachidonsäure wurde in ihren Anteilen an den gesamten Fettsäuren bestimmt und die Teilnehmer danach in Gruppen von der niedrigsten bis zur höchsten Versorgung eingeteilt.

Bei der Auswertung zeigten sich für die Forscher überraschende Ergebnisse. Höhere Werte bei der Linolsäure waren signifikant mit geringeren Risiken für die Gesamtrate der Herz-Kreislauf-Krankheiten, für ischämische Schlaganfälle und für dadurch bedingte Sterblichkeitsfälle verbunden. Bei den koronaren Herzkrankheiten zeigte sich immerhin der Trend zu einem geringeren Risiko, der jedoch nicht signifikant war. Vielleicht noch überraschender für die Forscher war, dass die Arachidonsäure insgesamt nicht mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Ergebnisse verbunden war. In Bezug auf die gesamten Herz-Kreislauf-Krankheiten zeigte sich sogar, dass sie dazu beitragen konnte, das Risiko leicht zu senken.

Die Forscher ziehen das Fazit, dass höhere Zirkulations- und Gewebespiegel der Linolsäure und möglicherweise auch der Arachidonsäure mit einem geringeren Risiko für größere kardiovaskuläre Ereignisse verbunden sind. Diese Ergebnisse unterstützen eine mögliche positive Rolle vor allem für die Linolsäure bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten. In Bezug auf einen bisher oft als zu hoch eingeschätzten Anteil der Omega-6-Fettsäuren beim Omega-3-Index, der das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bestimmt, meint Professor William S. Harris (Sanford School of Medicine), einer der beteiligten Forscher: Es geht dabei eher nicht um die zu hohen Omega-6-Werte, sondern eher darum, dass die Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA aus Fischölen) bei diesem Verhältnis oftmals zu gering sind.

Quelle
M. Marklund et al., Biomarkers of Dietary Omega-6 Fatty Acids and Incident Cardiovascular Disease and Mortality: An Individual-Level Pooled Analysis of 30 Cohort Studies. In: Circulation, Online-Veröffentlichung vom 11.4.2019, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.118.038908.

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