Antioxidantien bei chronischen Nierenkrankheiten

Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten haben oftmals sowohl einen erhöhten oxidativen Stress als auch erhöhte Harnsäurewerte. Einige Antioxidantien könnten dazu beitragen, beides zu senken.

Erhöhte Serumspiegel der Harnsäure wurden mit der Entstehung und der Entwicklung von chronischen Nierenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dazu können u.a. Belastungen durch Entzündungen und der oxidative Stress beitragen. Bereits im frühen Stadium von chronischen Nierenkrankheiten tritt der oxidative Stress auf, er verläuft parallel zur weiteren Verschlechterung der Nierenfunktionen und wird bei Patienten in einem stark fortgeschrittenen Stadium, die sich einer Hämodialyse (Blutwäsche) unterziehen müssen, noch verstärkt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Harnsäure. 

Obwohl sie im Plasma als Antioxidans wirkt, verhält sie sich, sobald sie in die intrazelluläre Umgebung gelangt, wie ein starkes Prooxidans. Die Ergänzung von Antioxidantien kann bei Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten nachweislich Entzündungen, Atherosklerose und den oxidativen Stress verringern oder verhindern. Möglicherweise können Antioxidantien auch dazu beitragen, die Harnsäure bei chronischen Nierenkrankheiten zu senken. Eine Gruppe griechischer Forscher stellt in einem Review die aktuellen Kenntnisse über die Beziehungen von Antioxidantien und dem oxidativen Stress zum Serumspiegel der Harnsäure und zu chronischen Nierenschäden vor.

Der oxidative Stress entsteht aus der Dysbalance zwischen Antioxidantien und der Bildung von Prooxidantien, wenn letztere übermäßig vorhanden sind. Dadurch können die DNA, Proteine, Kohlenhydrate und Lipide oxidieren und Gewebe und Organfunktionen gestört werden. Der Körper bildet als Gegenwehr Antioxidantien, die sich an Prooxidantien direkt binden, sie neutralisieren und so vor Oxidations-Schäden schützen. Eine Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, könnte entsprechend dazu beitragen, den oxidativen Stress im Körper zu reduzieren. Davon könnten auch Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten und erhöhter Serum-Harnsäure profitieren. Sie erhalten meist die Empfehlung, mehr Obst und Früchte zu essen, die reichlich Vitamin C enthalten. Dies ist ein starkes Antioxidans, das u.a. Vitamin E wieder zu seiner antioxidativen Form regenerieren kann. 

Bei chronischen Nierenkrankheiten ist Vitamin C bisher am besten untersucht. Es kann durch mehrere Mechanismen den oxidativen Stress hemmen und die Serum-Harnsäure verringern. Eine Studie an rund 9.000 Personen zeigte z.B., dass Vitamin C bei Teilnehmern erniedrigt war, die hohe Harnsäurewerte hatten. Eine Meta-Analyse von 13 (randomisiert, kontrollierten) Studien zeigte weiter, dass die Ergänzung von Vitamin C dazu beitrug, die Serum-Harnsäure signifikant zu verringern. Andere Studien zeigten, dass diese Wirkung ab einer täglichen Aufnahme von 500 mg Vitamin C täglich effektiver war.

Möglicherweise tragen auch andere antioxidativ wirkende Substanzen, sekundäre Pflanzenstoffe, Probiotika und Aminosäuren dazu bei, den oxidativen Stress und die erhöhte Harnsäure bei chronischen Nierenkrankheiten zu senken. Viele der Forschungen sind bisher noch im Versuchsstadium. Einer der vielversprechendsten Pflanzenstoffe ist hier das Curcumin, ein natürliches Polyphenol aus Kurkuma, mit starken antioxidativen Fähigkeiten. Bei Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten konnte Curcumin freie Radikale abfangen und den oxidativen Stress signifikant senken.

Stickstoffmonoxid (NO) kann durch seine antioxidativen Fähigkeiten die Nierenfunktionen schützen. L-Arginin ist eine Aminosäure mit antioxidativen Eigenschaften, die freie Radikale direkt abfängt und als Substrat für die ΝO-Synthese dient. In experimentellen Studien und auch beim Menschen konnte die Ergänzung von L-Arginin den oxidativen Stress − durch Hochregulierung von NO − verringern und die Gefäßverkalkung hemmen. Aber auch hier sind weitere Studien nötig, um die Beziehungen genauer zu klären.

Die Forscher ziehen das Fazit: Neben der Standardtherapie zur Senkung der Harnsäure wurden mehrere Antioxidantien vorgeschlagen, um sowohl den oxidativen Stress als auch den Harnsäure-Serumspiegel weiter zu senken. Viele Daten über die Auswirkungen von Antioxidantien auf die Harnsäure und Biomarker für oxidativen Stress sind bisher jedoch begrenzt und stammen vorwiegend aus experimentellen Untersuchungen. Die tägliche Einnahme von Curcumin, L-Arginin und Vitamin C in Kombination mit einer Standardtherapie könnte synergistisch wirken und die schädlichen Auswirkungen vom oxidativen Stress und zu hohen Harnsäurewerten lindern.

Quelle:
Stefanos Roumeliotis et al., Dietary Antioxidant Supplements and Uric Acid in Chronic Kidney Disease: A Review. In: Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 15.8.2019, doi: 10.3390/nu11081911.

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