B-Vitamine lindern Stressbelastungen

Wechselnde Stimmungen und stärkere Belastungen durch Stress, Depressionen und Ängste werden auch von der Ernährung beeinflusst. Dabei spielen die B-Vitamine, vor allem bei Stressbelastungen, eine wichtige Rolle, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.


Seit rund zwei Jahrzehnten geht man in der Medizin mehr und mehr davon aus, dass der Einfluss der Ernährung auf die Hirngesundheit nicht nur beträchtlich, sondern auch beeinflussbar ist. In Studien fand man z.B., dass eine schlechte Ernährung die mentale Gesundheit beeinträchtigen kann. Dagegen hat eine gesunde Ernährung, etwa die mediterrane Kost, einen guten Einfluss auf die Hirngesundheit. Dazu gehören u.a. mageres Fleisch, Fisch, grünblättriges Gemüse und Nüsse, die reichlich B-Vitamine enthalten. Von ihnen ist bekannt, dass sie für gesunde Hirnfunktionen wichtig sind und Stimmungen beeinflussen können. 

Defizite, etwa an Folat oder an Vitamin B12, können das Risiko für Depressionen steigern. Die B-Vitamine sind Cofaktoren in vielen zellulären Prozessen und Abläufen im Stoffwechsel. Sie sind u.a. an der Synthese und Regulierung von Neurotransmittern (Dopamin, Serotonin) beteiligt, die Stimmungen, Depressionen und Ängste beeinflussen. Die B-Vitamine könnten daher eine weniger belastende Alternative zur Gabe von Antidepressiva oder als begleitende Behandlung nützlich sein. Dazu gibt es bisher teils widersprüchliche Ergebnisse. Eine Gruppe australischer Forscher führte daher eine Meta-Analyse zu den Wirkungen von B-Vitaminen durch.

In den einschlägigen Datenbanken fanden die Forscher 16 (randomisiert doppelblinde) Studien mit B-Vitaminen bei verschiedenen mentalen Störungen, die ab dem Jahr 2000 mit 2.015 Erwachsenen durchgeführt wurden. Zur Hälfte waren die Teilnehmer gesund, die andere Hälfte hatte ein erhöhtes Risiko für Stimmungsschwankungen, waren jedoch nicht als psychisch krank eingestuft. Die Forscher konnten in ihre Meta-Analyse schließlich 12 Studien einbeziehen, in denen B-Vitamine wenigstens für vier Wochen verabreicht wurden. Fast immer wurden die Vitamine B6, B12 und Folat eingesetzt, dazu auch die Vitamine B1, B2, Niacin und Pantothensäure, zum Teil auch Biotin. Überwiegend wurde über positive Wirkungen der B-Vitamine auf die Stimmungen im Vergleich zum Placebo berichtet. Von den acht Studien mit Teilnehmern, die ein erhöhtes Risiko für gestörte Stimmungen und Depressionen hatten, zeigte sich in fünf Studien ein signifikanter Nutzen mit verbesserten Stimmungen. 

Bei einzelnen Facetten von Stimmungen konnten die B-Vitamine insgesamt vor allem Stress lindern. Bei Depressionen zeigte sich nur ein leichter Trend für die Wirkung von B-Vitaminen, auf Ängste hatten sie keinen Einfluss. Die Forscher machen jedoch darauf aufmerksam, dass die ausgewerteten Studien zum Teil sehr heterogen waren. Weitere Studien sind nötig, um die spezifische Wirkungen der B-Vitamine auf die mentale Gesundheit genauer zu untersuchen.

Diese Meta-Analyse unterstützt nach Ansicht der Forscher mit ihren Ergebnissen B-Vitamin-Ergänzungen vor allem bei Stressbelastungen. Das galt sowohl bei Gesunden als auch bei Risikogruppen, die für Stimmungsschwankungen gefährdet waren. Die Ergänzung mit B-Vitaminen kann bei Menschen sinnvoll sein, die durch eine schlechte Ernährung oder aus anderen Gründen mit diesen Mikro-Nährstoffen unterversorgt oder durch ihren Gemütszustand besonders für mentale Störungen gefährdet sind.

Quelle:
Lauren M. Young et al., A Systematic Review and Meta-Analysis of B Vitamin Supplementation on Depressive Symptoms, Anxiety, and Stress: Effects on Healthy and ´At-Risk´ Individuals. In: Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 16.9.2019, doi: 103390/nu11092232.

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