Mikrobiom bei pulmonaler Hypertonie

Im Mikrobiom des Darms zeigen sich bei einer Hypertonie in den Lungen offenbar bestimmte Veränderungen in den Darmbakterien.

Die pulmonale Hypertonie ist eine chronische Krankheit, durch die der Blutdruck im Lungenkreislauf ansteigt und die Blutversorgung der Lungen eingeschränkt wird. Zu den typischen Symptomen gehören Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Müdigkeit etc. Die Krankheit führt dazu, dass ein anhaltender Bluthochdruck in den Lungenarterien die Arbeit der rechten Herzseite erschwert. Sie pumpt sauerstoffarmes Blut über die Arterien in die Lunge, wo die Anreicherung mit Sauerstoff erfolgt. Wird dies erschwert, erhöht sich das Risiko für eine Herzinsuffizienz. Bisher gibt es nur wenig Fortschritte bei der Prävention und Therapie der pulmonalen Hypertonie. Bekannt ist, dass es ein Zusammenspiel mit mehreren Organen im Körper gibt. 

Dazu könnte auch der Darm mit seinem Mikrobiom gehören. Eine mögliche Erklärung für eine solche Verbindung wäre z.B., dass eine Dysbiose im Darm (leaky gut) dazu beitragen könnte, dass Darmbakterien in die Lunge gelangen und dort zu Entzündungen und Dysfunktionen beitragen. In einer kleinen Studie entdeckte eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern nun erstmals, dass es nicht nur eine Beziehung der Darmbakterien zur pulmonalen Hypertonie gibt, sondern dass sich die Krankheit durch spezifische Veränderungen der Darmbakterien auch recht sicher erkennen lässt.

An der Studie nahmen 18 Patienten mit pulmonaler Hypertonie im mittleren Stadium teil. Zum Vergleich dienten 13 gesunde Personen, die keine Herz- oder Lungenkrankheiten hatten. In den Stuhlproben aller Teilnehmer wurde das Profil des Mikrobioms geprüft. Dabei kam es auf charakteristische Veränderungen in der Zusammensetzung der Bakterien und ihrer Funktionen an. Tatsächlich fanden die Forscher bei pulmonaler Hypertonie typische Veränderungen. Die Abläufe bei der Synthese der Aminosäuren Arginin, Prolin und Ornithin waren erhöht. Verstärkt zeigten sich Gruppen von Bakterien, die mit dem Stoffwechsel von TMAO (Trimethylamin/Trimethylamin-N-Oxid, fördert die Entstehung von Plaques) und Purinen (Grundbaustein im Stoffwechsel, z.B. für Nukleotide wie ATP oder bestimmte Coenzyme) verbunden waren. 

Im Gegensatz dazu waren Bakterien verringert, die Butyrate, das Salz der Buttersäure und wichtige Energiequelle für die Darmzellen, bilden. Gleiches galt für Propionat, das Salz der Propionsäure, die den Fett- und Zuckerstoffwechsel beinflusst. Anhand dieser typischen Veränderung im Mikrobiom konnten die Forscher die pulmonale Hypertonie mit einer Genauigkeit von 83 % recht genau erkennen. Für die Forscher besonders auffällig war, dass sich diese Veränderungen schon bei wenigen Patienten zeigten. Üblicherweise sind für solche charakteristischen Veränderungen Nachweise bei sehr viel mehr Patienten nötig.

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurde gezeigt, dass Patienten mit pulmonaler Hypertonie offenbar ein spezifisches Profil im Darm-Mikrobiom haben, mit dem sich die Krankheit gut erkennen lässt. Andere Verbindungen zwischen Darmbakterien und dem Herz-Kreislauf-System, einschließlich des Bluthochdrucks, sind bereits nachgewiesen. Diese neu entdeckte Beziehung sollte in weiteren Studien näher erforscht werden. Dabei könnten sich auch neue und frühere diagnostische und therapeutische Möglichkeiten für die pulmonale Hypertonie zeigen.

Quelle
Kim Serungbum et al., Altered Gut Microbiome Profile in Patients With Pulmonary Arterial Hypertension. In: Hypertension, Online-Veröffentlichung vom 24.2.2020, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.14294.

Als registrierter/angemeldeter Benutzer erhalten Sie zusätzlich Empfehlungen und Informationen unserer Redaktion.