Vitamin D zum Schutz vor Infektionen

Defizite oder ein Mangel an Vitamin D sind bei vielen Menschen vorhanden, wie ein Bericht aus Irland zeigt. Die Forscher nehmen auch zur aktuellen Covid-19-Pandemie Stellung. Sie empfehlen allgemein die Ergänzung von Vitamin D, weil es für das Immunsystem und die Vorbeugung vor Infektionen wichtig ist.

In Irland kommt ein Vitamin-D-Mangel infolge seiner nördlichen Lage mit relativ geringer Sonneneinwirkung, aufgrund einer zum Teil schlechten Ernährung und wegen der recht geringen Aufnahme von Nahrungsergänzungen recht häufig vor. Das gilt besonders für ältere Erwachsenen, einer der Risikogruppen für Covid-19-Infektionen. In einer neuen repräsentativen Bevölkerungsstudie zu Vitamin D wiesen knapp 36 % der erwachsenen Iren im Alter von 50 bis 64 Jahren und 44 % der 65- bis 84-Jährigen das ganze Jahr über Serum-Vitamin-D-Spiegel von weniger als 50 nmol/l auf. Dies war in den Wintermonaten noch stärker ausgeprägt. Bei rund der Hälfte der Erwachsenen liegt der Vitamin D-Spiegel unter der Schwelle, bei der das Risiko für virale Infektionen der Atemwege ansteigt. Davon sind Patienten in Krankenhäusern und Bewohner von Pflegeheimen stärker betroffen. Bei ihnen findet man häufiger einen Mangel an Vitamin D mit Werten von weniger als 25 nmol/l.

Die täglichen Bedarfsempfehlungen zu Vitamin D sind unterschiedlich. In Irland sollen z.B. ältere Erwachsene täglich 10 mcg Vitamin D pro Tag aufnehmen. Die meisten Länder Europas empfehlen älteren Menschen die Einnahme von 15 bis 20 mcg. In Deutschland hat die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) im Januar dieses Jahres ihre Empfehlungen geändert, da rund 60 % der Bevölkerung unzureichend mit Vitamin D versorgt sind (Werte unter 50 nmol/l). Empfohlen werden jetzt für alle Altersgruppen (ab einem Jahr) täglich 20 mcg Vitamin D, die vor allem über die Vitamin D-Bildung in der Haut und nur zum Teil über die Ernährung aufgenommen werden sollten. Wenn dies nicht ausreicht, kann die Versorgung mit Vitamin D-Ergänzungen verbessert werden. Einige Fachleute halten noch etwas höhere Werte für angebracht. So empfahlen das US-amerikanische „Institute of Medicine (IoM)" und die „Endocrine Society" älteren Erwachsenen die Aufnahme von täglich 37,5 bis 50 mcg Vitamin D, das in diesem Bereich als sicher gilt.

Neuere Studien zeigten, dass Vitamin D das Risiko für akute Infektionen der Atemwege beeinflussen kann. Die Forscher heben u.a. eine Meta-Analyse von 2019 hervor, in der Daten von rund 21.000 Teilnehmern aus acht Beobachtungsstudien zeigten, dass diejenigen mit niedrigen Vitamin D-Werten (<50 nmol/l) ein um 64 % erhöhtes Risiko für eine Lungenentzündung durch Ansteckung in ihrem Umfeld hatten. Zwar ist damit nicht die kausale Rolle von niedrigem Vitamin D nachgewiesen, doch aufgrund von experimentellen Studien kann man auf mehrere Mechanismen schließen, durch die ein guter Vitamin D-Status zu einer verbesserten Resistenz gegen virale Atemwegs-Infektionen beiträgt. Auch ein neuerer Review, in dem sieben Meta-Analysen aus 30 (randomisierten) Studien ausgewertet wurden, kam zum Ergebnis, dass die Ergänzung von Vitamin D besonders bei den Teilnehmern effektiv war, die zu Beginn der Studien niedrige Werte hatten. Auch hier galt als wahrscheinlich, dass Vitamin D das Risiko für Atemwegsi-Infektionen verringern kann.

Die Forscher nehmen auch zur aktuellen Pandemie-Situation Stellung. Einige Mechanismen von Covid-19 weisen darauf hin, dass ein Vitamin D-Mangel die Folgen der Infektion verschlechtern kann. Unter den schützenden Wirkungen von Vitamin D gibt es mehrere, die das Risiko einer Covid-19-Infektion senken oder die immunologischen Folgen abschwächen könnten, die für seine starken respiratorischen Effekte verantwortlich sind. Angesichts dieser Pandemie und in Ermangelung eines Impfstoffs oder wirksamen antiviralen medikamentösen Therapie empfehlen die Forscher die vorrangige Ergänzung aller Krankenhauspatienten, der Bewohner von Pflegeheimen und der in der Gemeinde lebenden älteren Erwachsenen mit Vitamin D in einer Mindestdosis von 20 mcg pro Tag. Sie empfehlen, die Ergänzung auch auf andere Risikogruppen, z.B. Menschen mit Diabetes mellitus oder eingeschränkten Immunfunktionen sowie auf Mitarbeiter im Gesundheitswesen etc., auszuweiten. Defizite an Vitamin D können weiter z.B. bei Menschen mit dunklerer Hautfarbe, bei Vegetariern und Veganern ebenso wie bei Übergewichtigen und Rauchern häufiger vorkommen. Letztlich könnte die Bevölkerung mit einer guten Versorgung von Vitamin D ihre Gesundheit stärken, um die Risiken für die öffentliche Gesundheit zu mindern.

Quelle
D. M. McCartney und D G Byrne, Optimisation of Vitamin D Status for Enhanced Immune-protection Against Covid-19. In: Irish Medical Journal, Vol. 113, Nr. 4, P58, Online-Veröffentlichung vom 3.4.2020.

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