Mikronährstoffe bei durchlässiger Darmbarriere

Mikronährstoffe spielen eine wichtige Rolle für die Darmbarriere, um normale Darmfunktionen zu unterstützen. Wird diese Barriere gestört, können schädliche Stoffe vom Darm in den Blutkreislauf gelangen.

Im Magen-Darm-Trakt spielt die Schleimhaut-Barriere eine wichtige Rolle bei vielen physiologischen Funktionen. Dazu gehört die Verdauung, die Resorption von wichtigen Nährstoffen und allgemein der Stoffwechsel. Die Darmschleimhaut ist die innerste Schicht der Darmwand, die den Magen, den Dünndarm und den Dickdarm auskleidet. Diese Barriere ermöglicht die Passage und Absorption von Nährstoffen, gleichzeitig muss sie den Kontakt zwischen schädlichen Substanzen (Antigenen) und dem Immunsystem regulieren. Sie muss unerwünschte Produkte auf den Darmraum beschränken und verhindern, dass sie in den Blutkreislauf gelangen. Die Ernährung ist ein wichtiger Regulator der Schleimhaut-Barriere. 

Die Abstimmung zwischen Ernährungsfaktoren, dem Immunsystem und den Darmbakterien (Mikrobiota, einschließlich der schädlichen Bakterien) ist für die Durchlässigkeit des Darms (intestinale Permeabilität) und für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Magen-Darm-Trakt sehr wichtig. In einer Übersicht stellten belgische und spanische Forscher die aktuellen Kenntnisse dazu vor. Dabei geht es um die Rolle von Nährstoffen, die als Regulatoren der Entzündung und der Darmschleimhaut-Barriere vorgeschlagen wurden. Es geht auch um die Funktion der Mikrobiota, die verschiedene Nährstoffe verarbeitet und wichtige Produkte synthetisieren kann.

Der Magen-Darm-Trakt ermöglicht die Absorption von Nährstoffen und Wasser. Der Magen nimmt Nahrung auf und lagert sie für einige Stunden ein, er sondert Säure und Enzyme ab, um die Verdauung zu fördern. Dabei wird die Nahrung gemischt und in kleinere Partikel zerlegt, die im Zwölffingerdarm weiter verarbeitet werden. Das Jejunum (Teil des Dünndarms) absorbiert Wasser und wichtige Nährstoffe wie Aminosäuren, Zucker und Fettsäuren. Das Ileum (weiterer Teil des Dünndarms) absorbiert Verdauungsprodukte, z.B. Vitamin B12, die vorher nicht resorbiert wurden. Der Dickdarm, der letzte Teil des Verdauungssystems, resorbiert das restliche Wasser und bereitet die Ausscheidung vor. 

Die Schleimhaut-Barriere im Magen-Darm-Trakt ist an der Kontrolle und Koordination all dieser Prozesse beteiligt, die für die Erhaltung normaler Darmfunktionen wichtig sind. Die Darmbarriere schützt die tieferen Schichten der Darmwand und reguliert die Passage von proentzündlichen Molekülen, Mikroorganismen, Toxinen und Antigenen. Darüber hinaus ist die Schleimhaut-Barriere ständig Nährstoffen und anderen in der Nahrung enthaltenen Produkten ausgesetzt.

Es gibt immer mehr Hinweise, dass einige Substanzen aus der Ernährung die Darmschleimhaut beeinflussen. Das gilt u.a. für die Aminosäuren Arginin und Glutamin sowie für Ballaststoffe und kurzkettige Fettsäuren (z.B. Acetat, Propionat, Butyrat), für die es jedoch bisher nur wenig Nachweise über ihre Funktionen beim Menschen gibt. Am überzeugendsten sind bisher die Nachweise für die fettlöslichen Vitamine A und D. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Gleichgewichts im Magen-Darm-Trakt. Sie sind in der Lage, die Komponenten der Schleimhaut-Barriere zu beeinflussen. 

Das betrifft die Integrität der Darmschleimhaut, die Funktionen des angeborenen und erworbenen Immunsystems und die Darm-Mikrobiota. Das legt z.B. nahe, dass vorteilhafte Wirkungen der Vitamine A und D möglicherweise auf die Einflüsse der verschiedenen Komponenten der Darmschleimhaut-Barriere zurückzuführen sind. Bisher gibt es dazu nur einige wenige Studien. So zeigte sich etwa bei Kindern mit Vitamin-A-Mangel, das sich durch Ergänzungen die Funktionen der Darm-Barriere verbesserten. Durch Ergänzungen mit Vitamin D (für kurze Zeit 2.000 I.E. täglich) konnte die Permeabilität (Durchlässigkeit) des Dünn- und des Dickdarms verbessert werden, außerdem sanken die CRP-Spiegel(ein Entzündungs-Marker) bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten. Daraus lässt sich schließen, dass diese Vitamine dazu beitragen können, die erhöhte intestinale Permeabilität zu verringern.

Die Forscher ziehen das Fazit: Neben vielen anderen Aufgaben haben bestimmte Mikronährstoffe eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Gleichgewichts in der Darmbarriere. Sie beeinflussen das Zellwachstum der Darmschleimhaut, regulieren die Funktionen der Darmbarriere und beeinflussen die Immunität im Darm. Die Ergänzung von für den Darm wichtigen Mikronährstoffen hat möglicherweise das Potential, die bei Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen vorhandenen Anomalien der Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt zu lindern. Dies könnte z.B. bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten, bei Zöliakie und Glutenempfindlichkeit sowie beim Reizdarmsyndrom und funktioneller Dyspepsie nützlich sein. Diese Beziehungen sollten künftig in weiteren Studien näher erforscht werden.

Quelle
Ricard Farré et al., Intestinal Permeability, Inflammation and the Role of Nutrients. In: Nutrients, Online-Veröffentlichung vom 23.4.2020, doi: 10.3390/nu12041185.

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