Eine schlechte Versorgung mit Vitamin D kann bei älteren Menschen das Risiko für Atemwegskrankheiten erhöhen. Das kann auch die Lebensperspektiven beeinträchtigen, wie eine Bevölkerungsstudie aus dem Saarland zeigt.
Seit langem ist bekannt, dass Vitamin D bei Atemwegskrankheiten eine Rolle spielt. Forscher vom Krebsforschungszentrum Heidelberg untersuchten anhand einer langjährigen Bevölkerungsstudie, ob und wie die mangelnde oder ausreichende Versorgung mit Vitamin D dazu beitragen kann, das Sterblichkeitsrisiko zu beeinflussen. An der ESTHER-Studie (Epidemiologische Studie der Verhütung, Früherkennung und optimierten Therapie chronischer Erkrankungen in der älteren Bevölkerung) nahmen ab dem Jahr 2000 rund 9.500 Menschen aus dem Saarland im Alter von 50 bis zu 75 Jahren teil. Sie wurden rund 15 Jahre lang in Bezug auf ihre Gesundheit beobachtet. Dazu gehörten auch Messungen der Vitamin-D-Werte im Blut. Es zeigte sich, dass eine unzureichende (30-50 nmol/L) oder mangelnde Versorgung (<30 nmol/L) relativ häufig vorkamen. Bei 44 % der Teilnehmer waren die Werte unzureichend, bei 15 % eindeutig zu niedrig.
Im Lauf der gesamten Studienzeit verstarben knapp 25 % der Teilnehmer, vor allem an Herz-Kreislauf- und Krebskrankheiten. An Atemwegskrankheiten verstarben 123 Teilnehmer. Im Vergleich zu einem ausreichenden Vitamin-D-Status hatten Teilnehmer mit weniger Vitamin D ein erhöhtes Risiko, aufgrund von Atemwegskrankheiten zu sterben. 41 % dieser Fälle waren mit der Vitamin-D-Insuffizienz oder dem -Mangel verbunden. Bei geringer Versorgung mit Vitamin D erhöhte sich das Sterblichkeitsrisiko durch Atemwegskrankheiten um das 2,1-fache, bei sehr niedrigen D-Werten stieg dieses Risiko sogar auf das 3-fache an. Bei Frauen war dieses Risiko außerdem stärker ausgeprägt als bei Männern.
Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass Vitamin-D-Defizite bei älteren Menschen recht weit verbreitet sind und sich dadurch das Sterblichkeitsrisiko aufgrund von Atemwegs- und anderen Krankheiten deutlich erhöhen könnte. Das unterstützt auch die Annahme, dass die Ergänzung von Vitamin D3 hilfreich sein könnte, um die belastenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu verringern. Da diese Virusinfektion mit einer erhöhten Sterblichkeit durch akute Atemwegserkrankungen verbunden ist, wurde vorgeschlagen, dass Ergänzungen von Vitamin D3 dazu beitragen könnten, die Sterblichkeit zu senken. Dies sollte in weiteren Studien näher erforscht werden. Die Gesellschaft für Endokrinologie empfiehlt Erwachsenen jeden Alters mit einem hohen Risiko für einen Vitamin-D-Mangel die Aufnahme von 1.500-2.000 IE Vitamin D3 täglich. Die Dosierung kann individuell angepasst werden. Sie kann z.B. bei einer guten Versorgung mit Vitamin D durch den Aufenthalt in der Sonne im Sommer gesenkt werden. Die Forscher schlagen vor, dieser recht einfachen und kostengünstigen Maßnahme in der Debatte über die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie mehr Beachtung zu schenken.
Quelle
Hermann Brenner et al., Vitamin D insufficiency and deficiency and mortality from respiratory diseases in a cohort of older adults: potential for laminating the death toll during and beyond the COVID-19 pandemic. In: Nutrients, online, 18.8.2020, doi: 10.3390/nu12082488.