Vitamin C ist für die Skelettmuskeln wichtig

Der Verlust von Skelettmuskelmasse im höheren Alter trägt zu Sarkopenie, körperlicher Behinderung, Gebrechlichkeit, Typ 2-Diabetes und einem erhöhten Risiko für die Sterblichkeit bei. Vitamin C ist für die Skelettmuskulatur sehr wichtig und kann im Alter zu ihrem Schutz beitragen.

Die Sarkopenie, der degenerative Abbau der Skelettmuskulatur, ist durch einen fortschreitenden Verlust in Bezug auf ihre Masse und Stärke gekennzeichnet. Das zunehmende Alter ist dabei ein bekannter Risikofaktor. Etwa ab 50 Jahren sind immer mehr Menschen weltweit von dieser Erkrankung betroffen. Dennoch ist über die damit verbundenen Störungen im Stoffwechsel bisher recht wenig bekannt. Dazu gehören veränderte Verwertungen von Aminosäuren, Glukose und Fettsäuren sowie die Entstehung von Adipositas und Typ 2 Diabetes. Die Sarkopenie und allgemein der altersbedingte Verlust der Skelettmuskulatur zählen zu den Schlüsselfaktoren für die Gebrechlichkeit im höheren Alter. 

Zur Sarkopenie tragen viele Faktoren bei, dazu gehören endokrine Ursachen, altersbedingte Veränderungen der zirkulierenden Zytokine (Proteine für die Signalübertragung der Zellen), die erhöhte Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die geringere Immobilität und eine verminderte Aufnahme von Proteinen. ROS entstehen im Lauf des oxidativen Stoffwechsels im Muskel und durch Dysfunktionen in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), die mit dem Alter zunehmen. Dadurch entstehen Muskelschäden und erhöhte Konzentrationen von zirkulierenden Entzündungs-Zytokinen. Noch fehlt es an effektiven Möglichkeiten der Prävention. Es gibt jedoch einige Hinweise, dass eine gute Versorgung mit Vitamin C ein schützender Faktor für die Skelettmuskeln sein könnte.

Vitamin C wird durch den Verzehr von Obst und Gemüse aufgenommen. Es hat mehrere Funktionen, die für den Stoffwechsel und die Physiologie der Skelettmuskulatur wichtig sind und deren altersbedingten Verlust verhindern könnten. Dazu gehört die Synthese von Carnitin und Kollagen (Faserbestandteile). Da Vitamin C ein Elektronenspender ist, kann dies die oxidative Schädigung der Muskulatur sowie die Konzentration von entzündlichen Zytokinen im Kreislauf reduzieren. Letztere könnten ein geeigneter Biomarker für Vitamin C in der Nahrung sein. 

Trotz des Wissens um die Mechanismen, durch die Vitamin C die Physiologie der Skelettmuskeln im Alter beeinflussen kann, wurde es in seiner Bedeutung für die Skelettmuskelmasse bisher nicht umfassend untersucht. Eine Gruppe englischer Forscher prüfte daher die Beziehung von Nahrungs- und Plasma-Vitamin C zur fettfreien Masse (als Maß für die Skelettmuskelmasse). Die Studie fand im Rahmen der großen europäischen EPIC-Studie mit rund 13.000 Männern und Frauen mittleren und höheren Alters (42 bis 82 Jahre) in Großbritannien statt. Die fettfreie Masse als Maß für die Skelettmuskelmasse wurde mittels Untersuchungen (bioelektrische Impedanzanalyse) eingeschätzt. Die Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung wurde anhand von Lebensmittel-Tagebüchern der Teilnehmer über 7 Tage berechnet. Vitamin D wurde außerdem im (peripheren) Blut gemessen. Weitere Daten, z.B. der Lebensstil etc., wurden ebenfalls einbezogen. Beziehungen zwischen Vitamin C und der Muskelmasse wurden bei Männern und Frauen und beim Vergleich der Altersgruppen (unter bzw. über 65 Jahren) gefunden. 

Die Auswertung aller Daten deutete darauf hin, dass sich eine unzureichende Ernährung und zu geringes (zirkulierendes) Vitamin C negativ auf die Muskelmasse auswirkt. Strategien zur Erhöhung der Vitamin-C-Zufuhr könnten sich daher vorteilhaft auf die Gesundheit der Skelettmuskulatur auswirken.

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie zeigte bei einer großen Gruppe von Männern und Frauen im mittleren und höheren Alter signifikant positive Verbindungen zwischen einer guten Versorgung mit Vitamin C in der Nahrung, im Blutkreislauf und in der Skelettmuskulatur. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gute Aufnahme von Vitamin C mit einer an Obst und Gemüse reichhaltigen Ernährung dazu beitragen kann, den altersbedingten Verlust an Skelettmuskulatur zu verringern. 

Dies kann vor allem im höheren Alter zum Schutz der Skelettmuskeln beitragen. Dies wird z.B. auch durch eine frühere Interventionsstudie zur Nahrungsergänzung gestützt. Darin erhöhte eine gute Vitamin C-Zufuhr dessen Konzentrationen nicht nur im Plasma, sondern auch im Vastus lateralis, dem äußeren breiten Oberschenkelmuskel.

Quelle
Lucy N. Lewis et al., Lower Dietary and Circulating Vitamin C in Moddle- and Older-Aged Men and Women Are Associated with Lower Estimated Skeletal Muscle Mass. In: The Journal of Nutrition, online 27.8.2020, doi: 10.1093/jn.nxaa221.

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