Omega-3-Fettsäuren beim Herzinfarkt und in der Nachsorge

Eine gute Versorgung mit marinen und pflanzliche Omega-3-Fettsäuren könnte nach einem Herzinfarkt das Risiko für nachfolgende Komplikationen im Herz-Kreislauf-System verringern.

Ein akuter Herzinfarkt kann auch nach der Therapie noch über längere Zeit Folgen mit erneuten kardiovaskulären Ereignissen haben. Darauf könnte eine gesunde Ernährung mit einer guten Versorgung an Omega-3-Fettsäuren Einfluss nehmen. Das gilt vor allem für die EPA (Eicosapentaensäure) aus fettreichen Fischen bzw. Fischölen, die u.a. antientzündliche Eigenschaften hat, die zum Schutz des Herzens beitragen können. Die EPA wird leicht in die Phospholipide der Herzmuskel-Zellmembranen eingebaut, wo sie die Omega-6-Arachidonsäure, die entzündlich wirken kann, teilweise verdrängt. 

Dies kann sich antientzündlich und damit schützend auf die Herzfunktionen auswirken, fördert einen effizienteren Sauerstoffverbrauch und schützt vor vielen Herzstressoren. Der regelmäßige Verzehr von fettreichen Fischen und/oder die Aufnahme von Fischölen könnten sich im Fall eines Herzinfarktes positiv auf die akute Therapie und die Langzeitprognose danach auswirken. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich die pflanzliche Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA), z.B. aus Leinsamen und Walnüssen, positiv auf die Blutgefäße auswirken kann. Beide Wirkungen prüfte eine Gruppe von spanischen Forschern in einer Studie.

Einbezogen waren 944 Patienten (darunter 209 Frauen) mit einem Alter von 52 bis zu 72 Jahren. Sie wurden in einem Krankenhaus in Barcelona (2011 bis 2016) wegen eines akuten Herzinfarktes (STEMI) behandelt. Bei allen Patienten wurde die Aufnahme der Omega-3-Fettsäuren EPA aus Fischölen und der ALA aus pflanzlichen Quellen bestimmt. Die Patienten wurden über drei Jahre lang weiter beobachtet. Geprüft wurde, ob bei ihnen in dieser Zeit geringere oder schwerere kardiovaskuläre Ereignisse auftraten und ob es dadurch eventuell auch zu Sterbefällen kam. Bei 211 Teilnehmern traten schwere kardiovaskuläre Ereignisse auf, 108 verstarben und 130 wurden aufgrund von kardiovaskulären Beschwerden wieder im Krankenhaus behandelt. 

Eine gute Versorgung mit der Eicosapentaensäure zum Zeitpunkt des Herzinfarktes wirkte sich positiv sowohl auf die akute Phase der Therapie als auch auf die Zeit danach aus. Die Infarktschäden waren dadurch etwas geringer und langfristig verbesserten sich die Funktionen der Herzkammern. Eine gute Versorgung mit der pflanzlichen ALA wirkte sich vor allem auf eine geringere Sterblichkeitsrate der Patienten aus. Beide Fettsäuren scheinen dabei eher Partner als Konkurrenten bei einer verbesserten Langzeitprognose nach einem Herzinfarkt zu sein.

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei Patienten mit einem akuten Herzinfarkt sind höhere Blutspiegel von EPA und ALA mit einer günstigeren Prognose verbunden. Die erhöhte Versorgung mit diesen Omega-3-Fettsäuren zum Zeitpunkt eines Herzinfarktes verringert das Risiko für nachteilige Ergebnisse in der langfristigen Perspektive der Patienten. Bei vorhandenen kardiovaskulären Risikofaktoren könnten EPA und ALA dazu beitragen, die Lebensqualität und Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt zu verbessern.

Quelle
Iolanda Lázaro et al., Circulating Omega-3 Fatty Acids and Incident Adverse Events in Patients With Acute Myocardial Infarction. In: Journal of the American College of Cardiology, online 3.11.2020, doi: 10.1016/j.acc.2020.08.073.

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