Bei Parodontitis werden die chronischen Entzündungen des Zahnfleischs durch die Beseitigung bakterieller Ablagerungen behandelt. Dies kann mit einer begleitenden Ergänzung von hoch dosierten Omega-3-Fettsäuren unterstützt werden.
Die Parodontitis (oft Parodontose genannt) ist eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung des Zahnfleischs. Dabei entstehen mit der Zunahme von Bakterien Ablagerungen (Plaques) am Zahnfleischrand, die sich verhärten können (Zahnstein). Es entstehen vermehrt Blutungen im Zahnfleisch und „Taschen", in denen sich die Bakterien weiter vermehren können. Als Reaktion wird eine Immunantwort mit einer Entzündung des Zahnfleischgewebes ausgelöst. Die bakterielle Belastung steigert die Vorkommen von Lipopolysacchariden (Verbindungen aus Zucker und Lipideinheiten), damit erhöhen sich auch die Mengen an proentzündlich wirkenden Botenstoffen (z.B. IL-1 β, IL-6, TNF-α).
Unbehandelt führt die chronische Entzündung des Zahnfleischs zum Verlust von Stützgewebe um die Zähne herum und schließlich zum Zahnverlust. Behandelt wird die Parodontitis mit einer professionellen Beseitigung der Zahnbeläge, um die Bakterien wirksam zu verringern und die Entzündungen zu hemmen. Ein langfristiges Ziel ist im Anschluss eine verbesserte Mundhygiene, mit der die Zahnbeläge regelmäßig besser beseitigt werden.
Neuere Ansätze zur Behandlung einer Parodontitis gehen davon aus, dass man mit der Gabe von wirksamen Substanzen das zerstörte Zahnfleischgewebe verringern, die Entzündung schneller senken und die Regeneration des Zahnfleischs fördern kann. Dabei sollten destruktive Reaktionen gesenkt und schützende Reaktionen gefördert werden. Solche Ergänzungen zu den üblichen Therapien können die Wundheilung verbessern und einen stabileren Zustand im Zahnfleisch erreichen. Die gesunden mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren könnten ein geeignetes Mittel der Begleittherapie sein. Die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA), haben ein breites Spektrum an Wirkungen, dazu gehören entzündungshemmende, immunregulierende und antioxidative Eigenschaften.
Das kann bei verschiedenen entzündlichen Krankheiten, z.B. rheumatoider Arthritis, Asthma, Herz-Kreislauf-Krankheiten und auch begleitend zur Parodontitis, nützlich sein. Bisher waren die Ergebnisse von Omega-3-Fettsäuren bei der Parodontitis jedoch uneinheitlich, vermutlich aufgrund von zu kurzfristigen Ergänzungen und/oder zu geringen Dosierungen. Eine Gruppe polnischer Forscher ging davon aus, dass die Therapie einer Parodontitis besser unterstützt werden könnte, wenn die Omega-3-Fettsäuren wenigstens für drei Monate und in einer ausreichend hohen Dosierung ergänzt werden.
Sie prüften in einer kleinen (randomisierten, klinischen) Studie, ob eine begleitende Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren bei der Therapie einer fortgeschrittenen Parodontitis (Stadium III und IV) wirksam sein kann. 30 Parodontitis-Patienten wurden dazu in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde nur mit den üblichen Therapien behandelt. Die andere Gruppe erhielt vom Beginn der Therapie an und für drei Monate täglich 2,6 g EPA und 1,8 g DHA. Danach zeigten sich mit den Omega-3-Fettsäuren signifikant geringere Blutungen im Zahnfleisch, ein verbessertes Zahnfleischgewebe und ein besserer Zustand in den Zahnfleischtaschen. Entsprechend waren die Spiegel proentzündlicher Substanzen (IL-8 und -17) deutlich niedriger. Gleichzeitig war der Spiegel des antientzündlich wirkenden Interleukin 10 (IL-10) in den Speichelproben der Patienten signifikant höher.
Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Ergänzung mit hoch dosiertem Omega-3-Fettsäuren begleitend zu einer Parodontitis-Therapie vorteilhaft sein kann. Die Omega-3-Fettsäuren verringerten die Entzündungen und unterstützten die Regeneration des Zahnfleischgewebes bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Parodontitis.
Quelle
Mirella Stándo, Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids EPA and DHA as an Adjunct to Non-Surgical Treatment of Periodontitis: A Randomized Clinical Trial. In: Nutrients, online 27.8.2020, doi: 10.3390/nu12092614.