Defizite an Magnesium und Belastungen durch zu viel Stress kommen häufiger zusammen vor. Im Lauf der Zeit können sie das Risiko für Folgekrankheiten erhöhen. Ergänzungen von Magnesium können dieses Risiko verringern.
Stressbelastungen treten in modernen Gesellschaften immer häufiger auf, mit erheblichen, negativen Folgen für die Gesundheit. Magnesium ist ein essentielles Element, das an Reaktionen beteiligt ist, die die Stressreaktion des Körpers regulieren. Interaktionen von Magnesium mit wichtigen Mediatoren der Stressreaktion im Körper wurden in vielen Studien nachgewiesen. In Verbindung mit psychischem Stress wurde gezeigt, dass die Betroffenen häufiger nicht ausreichend mit Magnesium versorgt sind. Ein Team von französischen und polnischen Forschern prüfte in einem Review die Beziehungen zwischen Magnesium und Stress. Der Fokus lag vor allem auf der Rolle von Magnesium bei der Reaktion des Körpers auf Stress und den Wegen, die eine solche Reaktion regulieren. Dabei bewerteten die Forscher auch die Nachweise für eine angemessene Zufuhr an Magnesium. Das galt speziell für Stresssituationen, um die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu verringern.
Stress ist eine Reaktion auf äußere Stressfaktoren, ein adaptives System, das kontinuierlich auf belastende Situationen physisch oder psychosozial reagiert. Wird dieses Stresssystem überlastet, kann es zu negativen gesundheitlichen Folgen kommen. Dabei kann auch die Versorgung mit Magnesium eine Rolle spielen. Magnesium ist an vielen Funktionen im Körper beteiligt, Defizite kommen relativ häufig vor und erhöhen das Risiko für körperliche und geistige Störungen der Gesundheit. Dabei sind die Symptome von Magnesiumdefiziten und Stress sehr ähnlich, am häufigsten treten Müdigkeit, Reizbarkeit und leichte Angstzustände auf. In den frühen 90er Jahren wurde erstmals die Idee einer bidirektionalen Beziehung zwischen Magnesium und Stress vorgestellt und als Teufelskreis bezeichnet. Stress kann einerseits den Magnesiumverlust erhöhen, was zu einem Mangel führt; im Gegenzug kann ein Mangel an Magnesium die Anfälligkeit des Körpers für Stress erhöhen.
Einige Studien zeigten, dass die Ergänzung von Magnesium Vorteile bei der Therapie von Symptomen hat, die durch Alltagsstress bedingt sind, z.B. bei Müdigkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Teilnehmer mit psychischem und physischen Stress konnten von einer täglichen Magnesiumzufuhr profitieren. So nahmen z.B. Studenten, die unter häufigen Stressfaktoren wie Schlafmangel, Fehlernährung und mangelnder körperlicher Aktivität litten, vier Wochen lang Magnesium in einer Dosierung von 250 mg täglich ein. Damit stiegen ihre Erythrozyten-Werte an, und es verringerte sich das Serum-Cortisol. Mit einer Ergänzung von 400 mg Magnesium täglich verbesserte sich bei Teilnehmern, die ein moderates Muskelausdauertraining durchführten, die Variabilität der Herzfrequenz als Indikator für die Reaktion (des parasympathischen und vagalen Systems) auf Stress. Die tägliche Ergänzung von 300 mg Magnesium (allein oder kombiniert mit Vitamin B6) lieferte positive Ergebnisse bei der Stressreduzierung. Das galt vor allem für Teilnehmer, die zum Studienbeginn über ein hohes Stressniveau berichteten. Sie konnten ihre Ausgangswerte auf einer Depression-Angst-Stress-Skala um bis zu 45 % senken. Mehrere Studien zeigten auch, dass die Mehrheit der Teilnehmer, die unter Stressssymptomen litten, einen Mangel an Magnesium oder zumindest niedrige Werte hatten.
Die Forscher ziehen das Fazit: Der Zusammenhang zwischen einem Mangel an Magnesium und der erhöhten Anfälligkeit für Stresserkrankungen verstärkte sich in den letzten Jahrzehnten. Man geht heute davon aus, dass der Stress selbst zur Verringerung von Magnesium führen kann. Zwar ist ein schwerer Magnesiummangel eher selten, aber ein chronischer, latenter Mangel scheint in der Bevölkerung und besonders bei Menschen mit chronischen Krankheiten oder Stress häufig zu sein. Obwohl die Zufuhr von Magnesium über die Nahrung ausreichend zu sein scheint, ist dies möglicherweise nicht genügend, um zur optimalen Gesundheit und Risikosenkung von chronischen Krankheiten beizutragen. Das gilt besonders für länger anhaltenden Stress, dessen Symptome sich mit Ergänzungen von Magnesium oftmals verringern lassen. Heute gibt es gute Nachweise für die bidirektionale Beziehung zwischen Magnesium und Stress. Doch weitere Forschungen sind nötig, um die Beziehungen zwischen Magnesium und Stresssymptomen und z.B. den Magnesiumbedarf in Stresssituationen genauer zu ermitteln.
Quelle
Gisele Pickering et al., Magnesium Status and Stress: The Vicious Circle Concept Revisited. Im: Nutrients, online 28.11.2020, doi: 10.3390/nu12123672.