Mikronährstoffe − ein Schlüsselfaktor bei Gebrechlichkeit?

Die Gebrechlichkeit nimmt im höheren Alter zu. Dabei spielt auch die Mangelernährung eine Rolle. Defizite an Mikronährstoffen, die für den Muskelstoffwechsel wichtig sind, sollten ausgeglichen werden.

Von Gebrechlichkeit sind vor allem Menschen im sehr hohen Alter betroffen. Sie ist durch den Verlust an Kraft, Ausdauer, körperlichen und kognitiven Funktionen gekennzeichnet. Die Entwicklung zur Gebrechlichkeit verläuft oft langsam. Eine Vielzahl von Faktoren trägt dazu bei, z.B. die mangelnde körperliche Aktivität oder auch eine schlechte Ernährung. Auch bereits vorhandene Krankheiten können die Gebrechlichkeit verstärken. So ist z.B. die Sarkopenie, eine Störung der Skelett-Muskelmasse, häufig mit Gebrechlichkeit verbunden. Dies betrifft nicht nur die Muskeln in den Gliedmaßen, sondern auch die Muskeln, die am Kauen und Schlucken beteiligt sind, was sich negativ auf die Nahrungsaufnahme auswirkt. 

Eine optimale Ernährung könnte die Gebrechlichkeit verzögern. Sie kann dazu beitragen, chronische Krankheiten (z.B. im Herz-Kreislauf-System), Fettleibigkeit und Diabetes zu verringern, die Muskelmasse und körperliche Funktionen zu stärken und das Immunsystem zu verbessern. Das gilt besonders für ein frühes Stadium der Entwicklung, in dem die Betroffenen zwar ein hohes Risiko für Gebrechlichkeit haben, das jedoch noch beeinflussbar und reversibel ist. Mehrere Studien zeigten, dass die Gebrechlichkeit häufig mit einer geringeren Energieaufnahme, vor allem von Proteinen, sowie mit einer geringen Versorgung der Vitamine B12 und D und allgemein mit einer Mangelernährung verbunden ist. 

Bisher wurde jedoch kaum geprüft, ob es Unterschiede in der Ernährung in den verschiedenen Stadien der Gebrechlichkeit gibt, die von leichteren bis zu schweren Einschränkungen reichen. Genauere Kenntnisse darüber könnten zu besseren Strategien führen, in denen Bewegung und Nahrungsergänzungen einbezogen werden, um die funktionellen Kapazitäten zu verbessern.

Eine Gruppe von spanischen Forschern untersuchte in einer Studie die Unterschiede in der Ernährung in verschiedenen Stadien der Gebrechlichkeit im Vergleich zu gesunden Personen. Dabei prüften sie die Beziehungen zwischen dem Risiko der Mangelernährung und der Entwicklung funktioneller Gebrechlichkeit. Sie legten einen besonderen Fokus auf die Bewertung von Schlüsselnährstoffen, die mit der Entwicklung von Gebrechlichkeit bzw. Unterernährung verbunden sind. An der Studie waren 101 ältere Personen beteiligt (im Durchschnitt 80 Jahre alt). Sie gaben Auskünfte über ihre Ernährung, daraus wurden die Vorkommen von Mangelernährung sowie die Versorgung mit einzelnen Mikronährstoffen bestimmt. 

Die Ergebnisse zeigten Unterschiede in der Aufnahme von Kohlenhydraten, Omega-3-Fettsäuren und gesättigten Fettsäuren zwischen vorgebrechlichen, gebrechlichen und für die Gebrechlichkeit nicht anfälligen, „robusten" Teilnehmern. Unterschiede gab es auch für Vitamin D zwischen gebrechlichen und robusten Personen. Bei Teilnehmern mit dem Risiko für Unterernährung war die Wahrscheinlichkeit, gebrechlich zu sein, etwa achtmal höher im Vergleich zu den robusten Personen. Signifikante Unterschiede in der Nährstoffzufuhr wurden zwischen den vorgebrechlichen und gebrechlichen Teilnehmern festgestellt. Das galt vor allem für Proteine, Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine A, C, Niacin und Folsäure sowie für Magnesium und Kalium. Darüber hinaus wurden Unterschiede beim Konsum von Alkohol festgestellt. Personen mit einem Risiko für Unterernährung nahmen Alkohol in erhöhtem Maße auf.

Die Forscher ziehen das Fazit: Makro- und Mikronährstoffe, die mit dem Muskelstoffwechsel verbunden sind, werden von robusten, vorgebrechlichen und gebrechlichen Personen in einem unterschiedlichen Maß aufgenommen. In der gebrechlichen Gruppe zeigte sich eine geringere Aufnahme von Proteinen, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D, während die Aufnahme von Kohlenhydraten höher war. Die Wahrscheinlichkeit, an Gebrechlichkeit zu erkranken, ist bei Personen mit dem Risiko einer Mangelernährung fast achtmal höher. Um der Gebrechlichkeit vorzubeugen, sollte die Zufuhr von Proteinen, Omega-3-Fettsäuren, der Vitamine A, C, Folsäure, B6 und Niacin sowie Magnesium und Kalium beim Risiko für Unterernährung erhöht werden. Generell sollte bei gebrechlichen Menschen eine Ernährung gefördert werden, die auf ihren Gesundheitszustand besser abgestimmt ist, um die Gebrechlichkeit möglichst zu verringern.

Quelle
Ana Morandell et al., Functional Frailty, Dietary Intake, and Risk of Malnutrition. Are Nutrients Involved in Muscle Synthesis the Key for Frailty Prevention? In: Nutrients, online 8.4.2021, doi: 10.3390/nu13041231.

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