Mikronährstoffe bei Virus-Infektionen

Eine Reihe von Mikronährstoffen sind an komplexen Prozessen beteiligt, die bei der Immunabwehr von Virus-Infektionen eine Rolle spielen. Dazu gehören vor allem die Vitamine A und D sowie das Spurenelement Zink.

In der Ernährung sind unzählige Mikronährstoffe enthalten die zur Gesundheit beitragen, das gilt auch für die Funktionen des Immunsystems. Sie sind daran beteiligt, die komplexen Interaktionen mit dem Immunsystem zu verbessern, können zum Teil auch direkt die Abwehr aktivieren und fördern die Beseitigung von Krankheitserregern. Wie dies im Einzelnen geschieht, das wird seit vielen Jahren untersucht, um z.B. zur Vorbeugung vor Infektionen, chronischen Entzündungen und Allergien beizutragen. Bei Virus-Infektionen sind optimale Funktionen des angeborenen ebenso wie des im Lauf des Lebens erworbenen Immunsystems für die Abwehr unerlässlich. 

Dabei geht es nicht allein darum, den Erreger zu beseitigen, sondern es soll ein immunologisches Gedächtnis erzeugt werden, um erneute Infektionen mit diesem speziellen Erreger zu verhindern. Gleichzeitig müssen im Immunsystem unkontrollierte Reaktionen vermieden werden, durch die der Körper selbst Gewebeschäden auslösen kann. Man sucht also in der Forschung zunehmend nach Strategien, um die Reaktionen auf Viren zu verbessern und gleichzeitig Fehlreaktionen des Immunsystems zu vermeiden bzw. zu hemmen. Eine Gruppe von italienischen und russischen Forschern stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.

Ein gemeinsames Element von Mikronährstoffen ist ihre Fähigkeit, die angeborene Immunantwort gegen Krankheitserreger zu verstärken. Sie wirken auf die wichtigsten Untergruppen der Immunzellen ein, steuern die Freisetzung von proentzündlichen Zytokinen und fördern antimikrobielle Peptide (Aminosäuren-Moleküle). In einigen Fällen geht dies mit einer direkten antimikrobiellen Wirkung einher, z.B. bei Lactoferrin (Polypeptid mit Enzymaktivitäten). Darüber hinaus sind Mikronährstoffe an komplexen molekularen Mechanismen beteiligt, um Schäden zu verringern, die bei der Abwehr von Krankheitserregern entstehen können. Sie tragen dazu bei, oxidative Schäden zu reduzieren und die Präsentation von Antigenen zu beeinflussen. Sie treiben die Differenzierung von Untergruppen der Lymphozyten (Immunzellen) voran und fördern z.B. die Differenzierung und Bildung von regulatorischen T-Lymphozyten, die das Immunsystem notfalls hemmen können. 

Sie beeinflussen auch die Bildung proentzündlicher Zytokine. Besonders wichtig sind die Vitamine A und D, Lactoferrin, das Spurenelement Zink, aber auch sekundäre Pflanzenstoffe wie Resveratrol sowie Coenzym Q10, Magnesium und Selen. Sie alle können für die Prävention und Therapie von Virus-Infektionen und bei allergischen Erkrankungen eine Rolle spielen. Von Vitamin D sind komplexe Funktionen im Immunsystem bekannt. Das betrifft antimikrobielle und antivirale Wirkungen, Vitamin D kann z.B zum Schutz vor Atemwegs-Infektionen beitragen. Vitamin A spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Immunsystem, vor allem bei Infektionen und Entzündungen. Zink spielt eine Schlüsselrolle bei vielen zellulären Prozessen im Immunsystem, das gilt auch bei Virus-Infektionen. Von den vielen Polyphenolen (sekundäre Pflanzenstoffe) sind vor allem für Resveratrol (u.a. im Rotwein bzw. in Weintrauben) Wirkungen auf das Immunsystem nachgewiesen. Es kann zur Prävention von Atemwegs-Infektionen und deren Linderung beitragen.

Die Wirkungen von Mikronährstoffen auf das Immunsystem sind äußerst komplex und noch immer nicht vollständig geklärt. Sie umfassen eine direkte antimikrobielle Wirkung, die Verstärkung der antiviralen Immunantwort und eine Immunmodulation, die Gewebeschäden durch die Immunantwort verhindert. Mikronährstoffe tragen auf verschiedene Weise dazu bei, die Immunbalance aufrecht zu erhalten und die Reaktionen auf virale Infektionen zu verbessern. Dabei könnten die unterschiedlichen Wirkungen ein und desselben Moleküls auf das Immunsystem von verschiedenen Dingen abhängen, z.B. von seiner Konzentration, der Umgebung von Zytokinen und dem Grad der systemischen Entzündung. 

Das verdeutlicht die dynamischen und sehr komplexen Interaktionen zwischen Mikronährstoffen und dem Immunsystem. Aufgrund dieser komplexen Zusammenhänge sind viele Studien auf diesem Gebiet bisher experimentell oder kommen nicht immer zu einheitlichen Ergebnissen. Künftig sind daher weitere Forschungen nötig, um die praktischen Anwendungen von Mikronährstoffen bei der Prävention und Therapie von Virus-Infektionen näher zu erforschen.

Quelle
Giorgio Costagliola et al., Nutraceuticals in Viral Infections: An Overview of the Immunomodulating Properties. In: Nutrients, online 14.7.2021, doi: 10.3390/nu13072410.

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