Eisenmangel ist ein Risiko fürs Herz

Der Eisenmangel könnte in der Bevölkerung weiter verbreitet sein als bisher angenommen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen. Das zeigen die Ergebnisse einer europäischen Studie.

Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, das im Körper im Hämoglobin und Myoglobin (roter Farbstoff in Blut und Muskeln) vorkommt. Man unterscheidet gespeichertes Eisen (Ferritin, Transferrin) und funktionelles Eisen (Hämoglobin, Myoglobin etc.). Eisen wird für
den Sauerstofftransport und die Bildung von Energie in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) benötigt. Ein Mangel führt zur Anämie (Blutarmut) und zu Störungen in den Muskeln. Der Eisenmangel gehört zu den bekannten Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten und kann zu einem schlechten Verlauf beitragen. Bisher ist jedoch nicht geklärt, wie es mit dem Eisenmangel und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten in der allgemeinen Bevölkerung steht. 

Diese Beziehungen untersuchte eine Gruppe deutscher und skandinavischer Forscher in einer Studie. Einbezogen waren rund 12.000 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren (55 % Frauen) aus drei skandinavischen Bevölkerungsstudien (KORA, Northern Sweden, Tromsø). Zu Beginn bestimmte man ihre Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten, dazu gehören z.B. Rauchen, starkes Übergewicht, Diabetes und hohes Cholesterin. Bei allen Teilnehmern wurden auch die Eisenwerte untersucht. Dabei wurde der absolute Eisenwert mit dem im Körper gespeicherten Ferritin erfasst. Der funktionelle Eisenwert wurde mit dem gespeicherten Ferritin und dem im Körper zirkulierenden Transferrin bestimmt, das ermöglicht eine bessere Einschätzung der Eisenversorgung. Ein absoluter Eisenmangel wurde bei 60 % der Teilnehmer festgestellt, bei 16 % wurde er als schwer eingestuft. Von einem funktionellen Eisenmangel waren 64 % der Teilnehmer betroffen.

Die Teilnehmer wurden rund 13 Jahre lang in Bezug auf ihre Gesundheit weiter beobachtet. In dieser Zeit traten in dieser großen Gruppe 1.033 Fälle von Herz-Kreislauf-Krankheiten und 573 dadurch verursachte Todesfälle sowie 766 Schlaganfälle auf. Dabei zeigte sich eine deutliche Beziehung zur Eisenversorgung. Der absolute und funktionelle Eisenmangel war mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Der absolute Eisenmangel erhöhte das Krankheitsrisiko um 20 %, fiel er schwerer aus, zeigte sich auch eine Beziehung zur allgemeinen Sterblichkeit. Der funktionelle Eisenmangel erhöhte das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten um 24 %, das Risiko für Sterblichkeitsfälle aufgrund dieser Krankheiten um 26 % und die allgemeine Sterblichkeit um 12 %. Zu Schlaganfällen zeigte sich dagegen keine direkte Beziehung.

Die Forscher ziehen das Fazit: Vor allem der funktionelle Eisenmangel war in der allgemeinen Bevölkerung stark verbreitet und sowohl mit Herz-Kreislauf-Krankheiten als auch Todesfällen verbunden. Das weist darauf hin, dass ein funktioneller Eisenmangel in der allgemeinen Bevölkerung ein relevanter Risikofaktor ist. Die Forscher schätzen, dass rund 10 % der Herz-Kreislauf-Krankheiten durch eine ausreichende Eisenzufuhr vermieden werden könnten. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden.

Quelle
Benedikt Schrage et al., Association of iron deficiency with incident cardiovascular disease and mortality in the general population. In: ESC Heart Failure, online 5.10.2021, doi: 10.1002/ehf2.13589.

Als registrierter/angemeldeter Benutzer erhalten Sie zusätzlich Empfehlungen und Informationen unserer Redaktion.