Flavonoide bei der Makuladegeneration

Bei der Makuladegeneration gibt es eine leichte und eine schwer verlaufende Form. Bei letzterer könnten Flavonoide den Verlauf möglicherweise beeinflussen, wie eine Studie zeigt.

Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine degenerative Erkrankung des Gelben Flecks (Macula lutea) der Netzhaut (Retina) des Auges, die im höheren Alter (bevorzugt ab 65 Jahren) auftritt und bis zur Erblindung führen kann. Es entsteht ein mit der Zeit fortschreitender Sehverlust, dabei bleibt das periphere Gesichtsfeld erhalten. Die Fähigkeit zum Lesen, die Wahrnehmung von Kontrasten und Farben sowie die Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse werden geringer, außerdem erhöht sich oft die Blendempfindlichkeit. Bei der Makuladegeneration unterscheidet man eine trockene und eine feuchte Form. Die trockene Form ist mit einem mäßigeren Verlust der Sehkraft verbunden, während die feuchte Makuladegeneration langfristig zu einem stärkeren Sehverlust führt. 

Bisher gibt es keine gesicherte Therapie mit Medikamenten, eingesetzt werden u.a. Lasertherapien etc. Es gibt außerdem Hinweise, dass einige Mikronährstoffe und Antioxidantien das Fortschreiten der Makuladegeneration verlangsamen können. Dabei spielt auch die Aufnahme von Flavonoiden (sekundäre Pflanzenstoffe) eine Rolle. Sie sind in vielen Obstsorten, z.B. in Äpfeln, Beeren, Trauben etc. enthalten, auch einige Gemüse, z.B. Auberginen, Zwiebeln und Grünkohl, enthalten Flavonoide. Sie sind außerdem im schwarzen und grünen Tee und im Rotwein enthalten. Es gibt seit längerem Hinweise, dass Flavonoide vor allem die trockene Form der Makuladegeneration unterstützen können. Ein Team von australischen Forschern prüfte nun in einer Studie, ob Flavonoide auch den Verlauf der feuchten Makuladegeneration beeinflussen können.

Knapp 450 Patienten mit feuchter Makuladegeneration wurden in die Studie einbezogen. Sie nahmen an einer Ernährungsbefragung teil, nach der ihre Aufnahme von Flavonoiden eingeschätzt werden konnte. Alle Teilnehmer wurden ein Jahr lang mit sogenannten VEGF-Hemmern (vascular endothel growth factor) behandelt und dann nachbeobachtet. Diese Therapie soll unerwünschte Neubildungen der Gefäße hemmen und entsprechend deren Folgen verhindern. Bei der Nachuntersuchung wurden verschiedene Faktoren erfasst, dazu gehörten z.B. intra- und subretinale Flüssigkeiten, die Ablösung des retinalen Pigmentepithels, die Messung der zentralen Makuladicke und die Bestimmung der Sehschärfe. 

Sie wurden zur Aufnahme von Flavonoiden in Beziehung gesetzt. Bei Teilnehmern, die nur geringe Mengen an Quercetin (Flavonoid, z.B. in Zwiebeln) und Catechinen (Flavonoide Epigallocatechin-3-gallat und Epigallocatechin, vor allem im grünen Tee) aufgenommen hatten, zeigte sich eine signifikant schlechtere Sehschärfe im Vergleich zu den Teilnehmern, die die höchsten Mengen an diesen Flavonoiden zugeführt hatten. Gute Aufnahmen an diesen Flavonoiden verbesserten weiter die intraretinale Flüssigkeit. Bei einem nur geringen Teekonsum zeigte sich eine schlechtere Sehkraft sowie ein erhöhtes Risiko für die intraretinale Flüssigkeit und eine höhere mittlere, zentrale Makuladicke.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die höhere Zufuhr von Flavonoiden aus der Nahrung, besonders von Flavonolen (in Zwiebeln, Beeren, Äpfeln etc.) und Flavan-3-ols (u.a. Catechine), könnte bei der feuchten Makuladegeneration wirksam sein. Sie könnten zu besseren, langfristigen Behandlungsergebnissen bei den Patienten führen, die eine Anti-VEGF-Therapie erhalten. Lässt sich diese Beziehung in weiteren Studien bestätigen, so könnte dies langfristig zu neuen Behandlungen mit Ergänzungen von Flavonoiden führen.

Quelle
Harshil Dharamdasani Detaram et al., Dietary flavonoids are associated with longitudinal treatment outcomes in neovascular age-related macular degeneration. In: European Journal of Nutrition, online 19.5.2021, doi: 10.1007/S00394-021-02582-4.

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