Migräne und der Nutzen von Mikronährstoffen

Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung, von der Menschen unter 50 Jahren und Frauen häufiger betroffen sind. Die Ernährung und einige Mikronährstoffe können die Migräne beeinflussen, wie polnische Forscher in einem Review zeigen.

Die Migräne führt oftmals zu stark belastenden Anfällen mit Kopfschmerzen, Übelkeit und erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Bewegungen. Noch sind die Ursachen für die Entstehung und Entwicklung der Migräne nicht vollständig geklärt. Sie kann durch ein breites Spektrum von Triggern ausgelöst werden, z. B. durch die Aufnahme oder den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel, körperliche Betätigung und Wetterwechsel. Auch einige Substanzen können dazu beitragen, das gilt bei einigen Patienten z.B. für Kaffee bzw. Koffein oder Alkohol. 

Worauf einzelne Patienten mit Migräne-Anfällen reagieren, kann jedoch sehr unterschiedlich sein. Einige Studien deuten darauf hin, dass der oxidative Stress mit Migräne in Verbindung steht, er ist allgemein an vielen Krankheiten beteiligt und auch mit den „typischen" Auslösern der Migräne verbunden. Die Anfälle treten häufiger auch im Zusammenhang mit Störungen der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) auf. Sie sind im Gehirn die wichtigsten Energieproduzenten, die hauptsächlich Glukose und Sauerstoff für die Bildung von ATP (Adenosintriphosphat, Hauptenergiespeicher in den Zellen) verwenden. Untersuchungen zeigten einen veränderten Energiestoffwechsel im Gehirn von Migränepatienten. Dies deutet darauf hin, dass Energiedefizite eine wichtige Rolle bei der Krankheit spielen könnten. Der Dreiklang aus einem Energiedefizit im Gehirn, den Mitochondrien und dem oxidativen Stress könnte für die Entstehung der Migräne bedeutsam sein. Dabei entstehen selbst bei normalen Funktionen freie Radikale (reaktive Sauerstoffspezies). Bei Migräne können sie durch gestörte Mitochondrien verstärkt gebildet werden und dadurch zum erhöhten oxidativen Stress beitragen.

Bekannt ist seit langem, dass die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Migräne spielt, viele Patienten geben bestimmte Nahrungsmittel als einen Auslöser der Anfälle an. Die Ernährung hat ein hohes Potenzial zur Vorbeugung von Migräne und zur Abschwächung von Migräneanfällen, entsprechend gilt eine Vermeidungsdiät, bei der mögliche Migräne-Auslöser eliminiert werden, in vielen Fällen als eine wirksame Prävention. Eine solche Diät kann den Effekt von Medikamenten nicht ersetzen, jedoch ihre Wirksamkeit erhöhen. Neben der Eliminationsdiät wird eine ergänzende Diät, die mit wichtigen Nährstoffen angereichert ist, in der Migräneprävention zunehmend anerkannt und geschätzt. Dazu gehört z.B. die "mitochondriale Diät" (Mito-Diät) mit Nährstoffen zur Wiederherstellung der beeinträchtigten Funktionen der Mitochondrien. Dazu gehören weiter Mikronährstoffe, die den oxidativen Stress mildern können. 

In Bezug auf den Nutzen spezieller Ernährungsweisen bei Migräne bleiben die Forscher eher skeptisch. Sie favorisieren vielmehr eine allgemein gesunde Basisdiät, die an individuelle Faktoren und Bedürfnisse angepasst werden kann, z.B. auf Übergewicht oder weitere vorhandene Krankheiten. Einige Mikronährstoffe können ein positives Potenzial bei Migräne haben. Sie sind u.a. an der Energieproduktion im Gehirn beteiligt, können die Funktion der Mitochondrien beeinflussen und den oxidativen Stress modulieren. Vor allem Vitamin B2 (Riboflavin) scheint eng mit der Migräne und der mitochondrialen Energieproduktion verbunden zu sein, wie einige Studien zeigten. Es hat das Potenzial, Migräneanfällen vorzubeugen, die schützende Wirkung wird durch seine Beteiligung an der Regulierung des Mitochondrien-Energieproduktions-Oxidationsstress-Stoffwechsels erklärt, doch noch müssen Details dazu weiter erforscht werden. Ein anderer Mechanismus, der der schützenden Wirkung von Vitamin B2 bei Migräne zugrunde liegt, ist die Verringerung der Neuroinflammation, die den Kern der neurogenen Grundlage der Migräne bildet. Vitamin B2 könnte durch seine Beteiligung an antioxidativen und entzündungshemmenden Reaktionen aufgrund von Dysfunktionen der Mitochondrien eine wichtige Rolle bei der Prävention von Migräne spielen. 

Auch die Ergänzung von Coenzym Q10 (Ubichinon) kann durch seine grundlegende Rolle bei der Energieerzeugung im Gehirn wichtig sein. Es hat u.a. starke antioxidative Wirkungen und verbindet die Funktion der Mitochondrien mit der Energieproduktion und dem oxidativen Stress. Es gibt aus einigen Studien Hinweise auf eine Wirksamkeit von Coenzym Q10 bei der Behandlung von Migräne, z.B. mit einer geringeren Häufigkeit und Dauer von Migräne-Anfällen, auch die Schwere der Kopfschmerzen konnte verringert werden. Coenzym Q10 sollte in Bezug auf die Migräne weiter erforscht werden. Nützlich sein könnten zur Vorbeugung und/oder Linderung von Migräne auch Vitamin B1 (Thiamin), Magnesium, Niacin, Carnitin, Melatonin, Liponsäure, Pyridoxin, Folat und Vitamin B12 (Cobalamin). Sie können eine normale, gesunde Ernährung ergänzen, die an den individuellen Bedarf angepasst werden sollte.

Quelle
Michael Fila et al., Nutrients to Improve Mitochondrial Function to Reduce Brain Energy Deficit and Oxidative Stress in Migraine. In: Nutrients, online 10.12.2021, doi: 10.3390/nu13124433.

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