Folsäure bei entzündlichen Darmkrankheiten

Die Folsäure ist im Stoffwechsel an vielen Prozessen beteiligt, die u.a. mit den entzündlichen Darmkrankheiten verbunden sind. Defizite an Folsäure können damit verbundene Risiken erhöhen. Gute Aufnahmen von Folsäure können dagegen den Verlauf von entzündlichen Darmkrankheiten unterstützen.

Folsäure, auch als Vitamin B9 bezeichnet, gehört zum Komplex der B-Vitamine. Die natürlich vorkommende Folsäure hat eine reduzierte Form, die als Folat bezeichnet wird. Der Mensch kann Folsäure nicht selbst bilden, daher muss sie mit der Nahrung aufgenommen werden. Gute Quellen sind vor allem grüne Blattgemüse, Nüsse, Bohnen und mit Folsäure angereicherte Produkte (z. B. Reis, Frühstückszerealien, Nudeln). Sie ist auch in einigen tierischen Produkten (z. B. Milch, Milchprodukte, Leber) enthalten. Ergänzungen von Folsäure können die Versorgung gegebenenfalls verbessern. Die Folsäure ist an der Synthese von Nukleinsäuren, Aminosäuren und Proteinen beteiligt. 

Ähnlich wie Vitamin B12 (Cobalamin) und B6 (Pyridoxin) gehört die Folsäure zum Stoffwechsel von Homocystein (Zwischenprodukt im Aminosäurenstoffwechsel), das in zu hohen Mengen schädlich wirken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen kann. Folsäure ist außerdem in der Zeit der Schwangerschaft für die Prävention von Neuralrohrdefekten wichtig. Ein Mangel an Folsäure ist mit verschiedenen gesundheitlichen Störungen verbunden. Das betrifft vor allem die Anämie (Blutarmut) und Herz-Kreislauf-Krankheiten, einige Studien zeigten auch eine Beziehung zu einer geringeren Knochenmineraldichte. Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) leiden häufig unter Verdauungsstörungen. 

Sie meiden daher öfter bestimmte Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse, die zu den Hauptquellen für Folsäure gehören, um belastende Symptome nach dem Verzehr zu vermeiden. Außerdem kann die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Sulfasalazin, Methotrexat) bei den Patienten zu Defiziten in der Versorgung mit Folsäure führen. Daher besteht bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten oftmals ein höheres Risiko für den Mangel an Folsäure. Sie benötigen auch eine besondere Beobachtung im Hinblick auf die Prävention von Anämie und Osteoporose, die zu den häufigen Folgen gehören. Leitlinien empfehlen, die Konzentration von Folsäure bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten sowie bei einem geschädigten Dünndarm oder nach einer Dünndarmresektion regelmäßig (ca. alle 3 bis 6 Monate) zu überprüfen.

Viele Faktoren können sich auf die Mikrobiota im Darm von Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten auswirken. Das reicht vom Alter, der Wohnumgebung, kulturellen Gewohnheiten bis zur Krankengeschichte und der eingesetzten Therapie. Der wichtigste Faktor, der sich auf die Artenvielfalt der Darm-Mikrobiota auswirkt, ist jedoch die Ernährung. Einen nachweislich negativen Einfluss haben vor allem zu hohe Aufnahmen an gesättigten Fettsäuren und Zucker. Im Gegensatz dazu regt eine vegetarische Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Obst und Gemüse ist, das Wachstum gesunder Bakterien im Darm an und verbessert die Funktion der Enterozyten (Darmepithelzellen). 

Die meisten Stämme der Bifidobakterien besitzen Gene, die für die Folatsynthese verantwortlich sind, dagegen können die meisten Milchsäurebakterien Folat nicht synthetisieren. Eine Ausnahme ist Lactobacillus plantarum, der Folat produzieren kann. Milchsäurebakterien und Bifidobakterien, die in fermentierbaren Milchprodukten vorkommen, sind in der Lage, Vitamine zu synthetisieren, dazu gehören B-Vitamine wie Folsäure und Vitamin B12. Probiotische Ergänzungen mit Stämmen wie Bifidobakterium und Lactobacillus plantarum, könnten die Folsäurebildung bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten erhöhen und zum Schutz der Darmepithelzellen im Verlauf dieser Krankheiten beitragen. Darüber hinaus sind Bifidobakterien an der Regulierung der Darm-Homöostase beteiligt und können die Immunantwort modulieren.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die angemessene Versorgung mit Folsäure hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Bakteriengemeinschaft im Darm. Einige Bakterienstämme können bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten zu einem optimalen Folat-Spiegel beitragen. Der Mangel an Folsäure kann bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten zu einer Reihe von Komplikationen führen. Das betrifft z. B. zu hohe Homocystein-Werte, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose. Bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten sollte die Konzentration von Folsäure häufiger als einmal pro Jahr bestimmt werden, um einen möglichen Mangel und eine (makrozytäre) Anämie frühzeitig zu erkennen. Ergänzungen von Folsäure können bei der Therapie mit bestimmten Medikamenten notwendig sein. Die Beziehungen zwischen entzündlichen Darmkrankheiten und Folsäure sollten in weiteren Studien untersucht werden. Das betrifft u.a. den Nutzen der Einnahmen von Folsäure auf den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität.

Quelle
Alicja Ewa Ratajczak et al., Does Folic Acid Protest Patients with Inflammatory Bowel Disease from Complications? In: Nutrients, online 12.11.2021, doi: 10.3390/nu13114036.

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