Die Ernährung beim Long-COVID-19-Syndrom

Nach einer Erkrankung am Coronavirus leiden viele Patienten noch Wochen oder Monate danach unter verschiedenen Beschwerden. Eine gute Ernährung kann mit Makro- und Mikronährstoffen zur Erholung beitragen.

Das Long-COVID-19-Syndrom ist vor allem durch Unterernährung, Verlust an fettfreier Masse und geringgradige Entzündungen gekennzeichnet. Die Genesung kann durch funktionelle Beeinträchtigungen (z. B. Müdigkeit, Muskelschwäche, Schluckstörungen, Appetitlosigkeit, Geschmacks-/Geruchsveränderung) und psychische Probleme erschwert werden. Die Bewertung des Ernährungszustands gehört zu den wichtigen Maßnahmen bei der Therapie dieser Patienten. Individuelle Empfehlungen zur Ernährung sind die beste Strategie, um die Genesung zu fördern. Eine Gruppe von Forschern aus Italien, den USA und Ecuador stellte die Kenntnisse über die Rolle von Nährstoffen und Ergänzungen beim Long-COVID-19-Syndrom vor.

Long-COVID wird allgemein definiert als "Fortbestehen von Anzeichen und Symptomen, die sich während oder nach einer Infektion mit COVID-19 entwickeln, länger als 12 Wochen andauern und nicht durch andere Ursachen erklärt werden können." Es kommt bei Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, häufiger vor, kann aber auch bei ambulant behandelten Menschen auftreten. Die Beschwerden könnten durch vom Virus verursachte Schäden entstehen, aber auch mit immunologischen und entzündlichen Folgen verbunden sein. 

Bei COVID-19-Patienten wurden häufiger Mangel- bzw. Fehlernährung beobachtet, was die Genesung beeinträchtigen kann. Eine verbesserte Ernährung kann bei Long-COVID dazu beitragen, die Genesung zu fördern. Bei den meisten Betroffenen kam es während der Infektion zu einer ungewollten Gewichtsabnahme, es ist daher wichtig, das Ungleichgewicht zwischen Energiebedarf und -aufnahme zu korrigieren. Einige praktische Strategien sind empfehlenswert, z. B. kleinere, häufigere Mahlzeiten und ausreichend Flüssigkeit. In der Ernährung sollte auf ein gutes Profil an Makro- und Mikronährstoffen geachtet werden. Sie tragen dazu bei, Entzündungen und das Immunsystem zu modulieren. Besonders die mediterrane Ernährung zeichnet sich durch den Gehalt an zahlreichen bioaktiven Mikronährstoffen mit entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkungen aus. Das betrifft z. B. den Gehalt an gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sowie an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. 

Mehrere Studien bestätigten die entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung auf Krankheiten, die mit chronischen Entzündungen verbunden sind. Auch bei COVID-19-Patienten wurden mit der Mittelmeerkost bessere Ergebnisse z. B. in Bezug auf das Risiko der Infektion und die Genesung, beobachtet. Daher wird empfohlen, mehr pflanzliche Lebensmittel (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte), hochwertige tierische Proteine (Fisch, mageres Fleisch, Geflügel, Eier, fettarmer Käse) und natives Olivenöl extra als wichtigste Fettquelle zu verzehren. Auch die angemessene Aufnahme von Flüssigkeit (30 ml/kg Körpergewicht) ist für die Genesung bei Long-COVID wichtig. Zu berücksichtigen ist, dass Patienten mit Übergewicht/Fettleibigkeit anfälliger für Virusinfektionen sind, ihnen wird die Gewichtsabnahme empfohlen, um künftigen Virusinfektionen vorzubeugen und die mit Fettleibigkeit verbundenen subklinischen Entzündungen zu senken. Die Aufnahme von Proteinen sollte bei Patienten mit Long-COVID etwas erhöht sein, um Verluste der Muskelmasse zu vermeiden. Es sollten vor allem hochwertige Proteine aus pflanzlichen und tierischen Quellen aufgenommen werden (je nach Körpergewicht 15-30 g Protein/Mahlzeit). Das kann die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren sichern, die entzündungshemmende Wirkungen haben. 

Einige Aminosäuren, z. B. Arginin und Glutamin, sind für das Immunsystem besonders wichtig. Für die Fettzufuhr sollte die tägliche Aufnahme von 1,5-3 g Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) empfohlen werden, um Entzündungen zu verringern. Es zeigte sich, dass Omega-3-Fettsäuren die virale Replikation von (behüllten) Viren, wie COVID-19, hemmen können, was das Risiko neuer Infektionen verringern könnte. Außerdem sollte der Verzehr von nativem Olivenöl extra erhöht werden, um eine gute Zufuhr von einfach ungesättigten Fettsäuren, Vitamin E und Polyphenolen (sekundäre Pflanzenstoffe) zu gewährleisten, die entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften haben. Für die Kohlenhydrate werden Quellen mit einem niedrigen glykämischen Index empfohlen, da hohe Werte mit erhöhten Entzündungen und oxidativem Stress verbunden sind. Weiter sind Ballaststoffe empfehlenswert, da sie präbiotisch auf Butyrat-produzierende Bakterien wirken, was mit geringeren Entzündungen einhergehen kann.

Zur besseren Versorgung mit Mikronährstoffen können Nahrungsergänzungen beitragen. Die gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralien wurde im Lauf der Pandemie besonders beachtet, da sie zur Regulierung des Immunsystems beitragen. Bei COVID-19-Patienten fand man häufig Defizite an Vitamin D und Selen. Für Vitamin D wurden eine Reihe von Funktionen nachgewiesen, z. B. die Verringerung proentzündlicher Zytokine, die bei Infektionen mit dem Coronavirus eine Rolle spielen. Es kann den oxidativen Stress verringern, der auch an anderen Krankheiten beteiligt ist (z. B. Diabetes, Bluthochdruck). Auch bei Long-COVID ist die gute Versorgung mit Vitamin D empfehlenswert. Sind weitere Defizite an Mikronährstoffen vorhanden, sollte täglich eine Ergänzung von Multi-Vitaminen und -Mineralien eingenommen werden. 

Auch andere bioaktive Substanzen können dazu beitragen, Entzündungen zu verringern und die Immunantwort zu verbessern. Für das Immunsystem sind besonders einige Polyphenole (z. B. Quercetin, Resveratrol, Catechine aus Grüntee) wichtig. Auch N-Acetyl-Cystein (NAC) und Palitoylethanolamid (PEA, Fettsäureamid) haben antivirale Eigenschaften, sie wirken entzündungshemmend und können die Virus-Replikation verringern. Darüber hinaus kann die Ergänzung von Inositol den Zytokinsturm, der für eine COVID-19-Infektion charakteristisch ist, reduzieren, das spielt möglicherweise auch bei der Genesung eine wichtige Rolle. Die Ergänzung von Glutathion kann dazu beitragen, oxidative Schäden in verschiedenen Geweben zu senken. 

Die Kombination von Inositol und Glutathion kann Entzündungen und den oxidativen Status bei Long-COVID verbessern. Probiotika (Laktobazillen, Bifidobakterien), können dazu beitragen, die Immunantwort zu stärken, indem sie die gesunde Besiedelung von Darmbakterien fördern und die Integrität der Darmbarriere stärken. Das senkt die Durchlässigkeit des Darms für schädliche Pathogene und ihre mikrobiellen Metaboliten.

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei Patienten mit dem Lomg-COVID-19-Syndrom muss der Ernährungszustand individuell bewertet werden, um Defizite an Makro- und Mikronährstoffen zu erkennen und den Gesundheitszustand zu verbessern. Lebensmittel mit einem guten Spektrum an bioaktiven Mikronährstoffen mit entzündungshemmenden und immunstärkenden Wirkungen sollten bevorzugt werden. Allgemein kann die Mittelmeerdiät empfohlen werden, die ein gutes Profil an gesunden Nährstoffen hat. Ergänzungen von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen können nach Bedarf empfohlen werden, wenn die Ernährung nicht für die Versorgung mit den nötigen Nährstoffen ausreicht. Sie können dazu beitragen, dauerhafte körperliche Komplikationen im Zusammenhang mit COVID-19-Infektionen zu vermeiden. Noch sind die Nachweise für den Umgang mit der Ernährung bei Patienten mit Long-COVID gering. Weitere Studien zur Ernährung sind nötig, um die besten Empfehlungen beim Long-COVID-19-Syndrom während der Krankheit und für die Genesung zu geben.

Quelle
Luigi Barrea et al., Dietary Recommendations for Post-COVID-19 Syndrome. In: Nutrients, online 20.3.2022, doi: 10.3390/nu14061305.

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