Eisenmangel kann niedriggradige Entzündungen beschleunigen

Viele entzündliche Prozesse im Körper verlaufen unbemerkt und können chronisch sein. Solche niedriggradigen Entzündungen kommen vor allem bei älteren Menschen häufiger vor. Wie eine neue Studie zeigt, können sie durch einen Eisenmangel mit verursacht und weiter angetrieben werden.

Eisenmangel ist weltweit die häufigste Ernährungsstörung, von der Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und ethnischer Abstammung betroffen sind. Eisen ist ein essenzieller Mikronährstoff, der für viele Körperprozesse wichtig ist, z. B. für Zellaktivitäten, die Bildung der roten Blutkörperchen und die (angeborenen) Immunfunktionen. Es gibt Nachweise, dass Entzündungen den Eisenstatus verringern und sogar zu einer Anämie führen können. Weniger belegt sind diese Beziehungen bisher für die niedriggradigen Entzündungen, die mit zunehmendem Alter häufiger im Körper vorhanden sind. Gekennzeichnet ist dies durch dauerhaft erhöhte Entzündungs-Marker IL-6 (Interleukin-6) und CRP (C-reaktives Protein). Niedriggradige Entzündungen gelten als Promotor des beschleunigten Alterns und sind mit einem erhöhten Risiko für die Gebrechlichkeit verbunden. Erstmals wurde nun die längerfristige Verbindung zwischen niedriggradigen Entzündungen, Eisen und typischen Entzündungs-Markern näher untersucht.

Dazu wertete eine Gruppe von Schweizer Forschern die (dobbelblinde, randomisierte, kontrollierte) DO-HEALTH Studie weiter aus, in der drei Jahre lang der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und einem leicht durchführbaren Trainingsprogramm bei älteren Menschen in seiner Wirkung auf die Gesundheit untersucht wurde. Einbezogen waren 2.141 ältere Frauen und Männer (ab 70 Jahren) aus Städten in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Portugal, die relativ gesund waren. Zu Beginn wurden u.a. ihre Eisenwerte bestimmt. Bei 573 Teilnehmern (26,8 %) wurde ein Eisenmangel festgestellt, damit verbunden waren höhere Werte der typischen Entzündungsmarker (IL-6, CRP). Bei diesen Teilnehmern zeigte sich auch zu allen Zeitpunkten der Nachbeobachtungen (nach 12, 24 und 36 Monaten) ein signifikant höherer Anstieg der IL-6-Werte. 

Dies könnte darauf hindeuten, dass ein Eisenmangel zu niedriggradigen, chronischen Entzündungen beiträgt, die mit IL-6 bestimmbar sind. Neue Fälle von Eisenmangel wurden im Lauf der dreijährigen Studie bei weiteren 262 Teilnehmern festgestellt. Bei allen Nachbeobachtungen hatten Teilnehmer mit einem Eisenmangel höhere Werte in den beiden Entzündungsmarkern. Bei Teilnehmern ohne Eisenmangel sanken die CRP-Werte im Lauf der Studie signifikant ab, während die IL-6-Werte jedoch signifikant anstiegen. Dies könnte möglicherweise auf Schutz-, Erhaltungs- und Reparatur-Prozesse hinweisen, an denen IL-6 beteiligt sein könnte.

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein Eisenmangel in höherem Alter könnte niedriggradige, chronische Entzündungen fördern, dabei gibt es offenbar eine engere Beziehung zum Entzündungsmarker IL-6. Die Bestimmung der Eisenwerte könnte im Alter hilfreich sein, um Defizite und deren Einflüsse auf niedriggradige Entzündungen zu vermeiden sowie dadurch bedingte beschleunigte Altersprozesse zu verlangsamen. Wird bei älteren Menschen ein Eisenmangel festgestellt, sollte eine Aufklärung über die Eisenquellen in der Ernährung sowie über Substanzen, die die Eisenaufnahme hemmen, erfolgen. Alternativ kann bei Bedarf eine Eisenergänzung empfehlenswert sein. So hat sich z. B. in einer Studie bei Achtzigjährigen eine niedrig dosierte Ergänzung von 15 mg Eisen pro Tag als sicher und wirksam erwiesen.

Quelle
Maud Wieczorek et al., Iron deficiency and biomarkers of inflammation: a 3-year prospective analysis of the DO-HEALTH trial. In: Aging Clinical and Experimental Research Nr. 34, 2022, S. 515-525, doi: 10.1007/s40520-021.01955-3.

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