Ernährung und Mikronährstoffe bei Depressionen

Die Ernährung spielt bei Depressionen eine wichtige Rolle. Die Therapie kann durch eine gute Ernährung und die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, die für das Gehirn wichtig sind, vorteilhaft ergänzt werden.

Von krankhaften Depressionen sind weltweit Millionen Menschen betroffen, Tendenz weiter steigend. In Deutschland geht man von etwa 10 % der Bevölkerung aus, die wenigstens einmal im Leben an einer Depression leiden, die behandelt werden muss. Zu den wichtigsten Symptomen gehören anhaltend gedrückte Stimmungen, Anhedonie (Unfähigkeit, Freude zu empfinden) und der Interessen-Verlust. Es kann weiter zu Schlafstörungen, Veränderungen des Appetits, Konzentrationsschwächen, Müdigkeit und psychomotorischer Unruhe sowie Gefühlen der Wertlosigkeit oder Suizidgedanken kommen. Der Schweregrad von Depressionen wird mit einer Skala beurteilt, mit Punktwerten für verschiedene depressive Faktoren leichten bis schweren Grades. 

Die Ursachen von Depressionen sind nicht restlos geklärt, biologische, psychologische und soziokulturelle Faktoren sind beteiligt. Auch ein hoher Stress und ungesunder Lebensstil können eine Rolle spielen. Zur Therapie werden neben Antidepressiva und Psychotherapie auch körperliche Aktivitäten und andere nicht-medikamentöse Behandlungen eingesetzt. Das gilt vor allem für die Ernährung als eine der wichtigen Säulen der Gesundheit, die biologische Prozesse im Gehirn und gesamten Körper beeinflusst. Eine Gruppe spanischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ernährung bei der Vorbeugung und therapeutischen Unterstützung von Depressionen vor.

Die Ernährung hat das Potenzial, verschiedene Mechanismen zu beeinflussen, die mit Depressionen verbunden sind. Dazu gehören z. B. verbesserte Immunfunktionen und Entzündungen, günstige Effekte auf die gesunden Darmbakterien (Mikrobiota), verringerter oxidativer Stress und verbesserte Funktionen der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Auch neuroschützende Wirkungen sind bekannt, z. B. mit der gezielten Beeinflussung der Biosynthese bzw. dem Abbau von Neurotransmittern und Neuropeptiden. Tatsächlich kommt die Fehlernährung bei Depressionen häufiger vor. Depressive Patienten haben oftmals eine ungesunde Verteilung der Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine, Fette). Sie nehmen zu viele Kohlenhydrate und zu wenig Proteine auf, bei den Fetten kann die Aufnahme von Transfettsäuren und gesättigten Fetten zu hoch sein. Ein Wechsel zu einer gesunden Ernährung, z. B. der Mittelmeerdiät, zeigte bei depressiven Patienten deutliche Vorteile. 

Besonders der Konsum von Fisch, Samen und Nüssen, Obst (Beeren, Citrusfrüchte) und (grünblättriges) Gemüse sowie von Kaffee und Tee ist empfehlenswert. Gemieden werden sollten stark verarbeitete (ultra-prozessierte) Lebensmittel, gesüßte Getränke, Alkohol sowie rotes und stark verarbeitetes Fleisch. Empfehlenswert ist der regelmäßige Verzehr von Fisch (wenigstens zweimal pro Woche). Das gilt besonders für fettreiche Fische, die gesunde Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) enthalten, die antioxidativ, antientzündlich und auch antidepressiv wirken können. Obst und Gemüse sorgen für gute Aufnahmen an Ballaststoffen, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen (Polyphenole etc.). In Bezug auf Depressionen wurden vor allem die Wirkungen von Catechinen, Curcumin und Resveratrol näher untersucht.

Generell gilt, dass viele depressive Patienten durch Fehlernährung auch einen Mangel an Mikronährstoffen, die speziell für das Gehirn wichtig sind, haben. Dazu gehören z. B. die B-Komplex-Vitamine, das gilt vor allem für Vitamin B1 (Thiamin), Niacin, Folat (bzw. Folsäure als synthetische Form) und B12 (Cobalamin). Bei den Mineralien ist eine gute Versorgung mit Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink wichtig. Bei Frauen wurden zu geringe Aufnahmen von Kalium, Phosphor und Kupfer mit depressiven Symptomen in Verbindung gebracht. Besonders wichtig ist die gute Versorgung mit Vitamin D, dessen Werte häufig zu niedrig sind. Vitamin D kann bei Depressionen auf verschiedene Weise unterstützen, es beeinflusst z. B. das Immunsystem und die Darm-Mikrobiota, die Serotonin-Synthese und den zirkadianen Rhythmus. Viele Wirkungen von Mikronährstoffen fürs Gehirn werden noch erforscht. 

Aufgrund der Komplexität von Depressionen und ebenso von Mikronährstoffen sind die Ergebnisse für konkrete Empfehlungen bisher oft noch nicht ausreichend. Favorisiert wird vor allem eine gesunde Ernährung. Bei Fehlernährung oder Defiziten an bestimmten Mikronährstoffen können Ergänzungen dazu beitragen, die Versorgung zu verbessern. Die Einnahme von Nahrungsergänzungen sollten bei Depressionen nicht auf eigene Faust erfolgen, sondern individuell auf die Therapie und Situation der Patienten abgestimmt sein.

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei Depressionen gibt es eine Reihe von Lebensmitteln, die unterstützen können. Das gilt für Fisch, Nüsse, Samen, qualitativ gutes Olivenöl, Obst, Gemüse, Kaffee und Tee, die umfassend untersucht wurden. Sie sind reich an wichtigen Mikronährstoffen, z. B. Omega-3 Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien, Polyphenolen und anderen bioaktiven Verbindungen, die direkt oder indirekt auf die verschiedenen Mechanismen von Depressionen wirken. Dazu gehören z. B. Einflüsse auf Neurotransmitter, die Dämpfung entzündlicher Reaktionen oder die Modulation der Darm-Hirn-Achse. Als gesunde Ernährung hat sich bei Depressionen die Mittelmeerdiät bewährt, die mit ihren bevorzugten Lebensmitteln und einem hohen Anteil an für das Gehirn wichtigen Mikronährstoffen gut unterstützen kann. 

Ergänzungen an Mikronährstoffen können bei Bedarf zur Unterstützung bei Depressionen beitragen. Der größte Nutzen einer gesunden Ernährung, einschließlich der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, ist langfristig zu beobachten. Die Forscher zitieren den große Arzt Hippokrates: "Krankheiten kommen nicht aus heiterem Himmel über uns. Sie entwickeln sich aus kleinen, täglichen Sünden gegen die Natur. Wenn sich genug Sünden angehäuft haben, werden Krankheiten plötzlich auftreten."

Quelle
Miguel A. Ortega et al., Biological Role of Nutrients, Food and Dietary Patterns in the Prevention and Clinical Management of Major Depressive Disorder. In: Nutrients, online 28.7.2022, doi: 10.3390/nu14153099.

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