Niacin könnte bei guter Versorgung Migräne lindern

Die Migräne ist mit einem Energiemangel im Gehirn verbunden. Das B-Vitamin Niacin ist ein Coenzym im Energiestoffwechsel der Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen. In einer neuen Studie zur Beziehung von Migräne und Niacin zeigte sich, dass dieses B-Vitamin die Migräne bei guter Versorgung beeinflussen kann.

Migräne ist eine weltweit verbreitete, neurologische Erkrankung, die erheblich belastet. Die Entstehung ist bisher nicht völlig geklärt, doch man weiß, dass auch der Lebensstil und die Ernährung samt Mikronährstoffen eine Rolle spielen. Es gibt Nachweise, dass eine gesunde Ernährung zur Vorbeugung vor Migräne beiträgt, das gilt z. B. für die mediterrane Ernährung. Es gibt außerdem einige Hinweise auf den Nutzen von Mikronährstoffen. Generell ist für das Gehirn eine gute Versorgung mit den B-Vitaminen wichtig, sie werden z. B. für kognitive und neurologische Funktionen benötigt. Speziell bei Migräne könnte Niacin eine Rolle spielen, das z. B. die Synthese von Neurotransmittern (Serotonin etc.) fördert. 

Zu niacinreichen Lebensmitteln gehören Fisch, Fleisch, Milch, Erdnüsse und angereicherte Mehlprodukte. Niacin ist eine Vorstufe von NAD und NADP (Nikotinamid-Adenin-Dinukleotid bzw. -Phosphat), die als Cofaktoren für den Energie-Stoffwechsel der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) nötig sind. Ein Niacin-Mangel in der Nahrung kann die mitochondriale Energiegewinnung stören. Frühere Studien zeigten bereits, dass die Einnahme von Niacin Migräneanfälle verringern kann. Bei ihrer Entstehung könnten der Energiemangel im Gehirn, mitochondriale Dysfunktionen und der oxidative Stress eine Rolle spielen. Eine Gruppe chinesischer Forscher prüfte die Beziehung zwischen Niacin und Migräne bei Erwachsenen anhand der US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey).

Für die Untersuchung konnten Daten von rund 10.000 Teilnehmern ab 20 Jahren ausgewertet werden, die zwischen 1999 und 2004 an der Studie teilgenommen hatten. Rund 20 % waren nach ihren Angaben zeitweise von Migräne betroffen. Alle Teilnehmer gaben Auskünfte über ihre Ernährung, daraus wurden die Aufnahmen von Niacin bestimmt. Abhängig davon wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt, von sehr geringen Niacin-Aufnahmen bis zu einem hohen Konsum. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Niacin und Migräne mit einer L-förmigen Kurve mit einem Wendepunkt. Das Migräne-Risiko sank mit steigendem Niacin-Konsum bei einer Aufnahme von <21,0 mg Niacin pro Tag. 

Bei geringeren Aufnahmen blieb das Migräne-Risiko dagegen unbeeinflusst. Die Forscher erklären eine mögliche Wirkung von Niacin auf die Migräne so: Ein Mangel an Niacin, das ein wesentlicher Cofaktor bei oxidativen Prozessen in den Mitochondrien ist, beeinträchtigt deren Funktionen. Jede Schädigung der Mitochondrien kann zum Energiedefizit im Gehirn führen und Migräne auslösen. Daher kann die erhöhte Versorgung mit Niacin dazu beitragen, die Funktionen der Mitochondrien zu verbessern und den Energiemangel im Gehirn zu vermeiden. Auf diese Weise können Migräneanfälle bis zu einem gewissen Grad reduziert werden. Hinzu kommt, dass Niacin den oxidativen Stress in Endothelzellen (innerste Zellschicht der Blutgefäße) verringert, indem es den NADP-Gehalt erhöht und die Bildung freier Radikale hemmt.

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse zeigen, dass es eine L-förmige Beziehung zwischen der Aufnahme von Niacin aus der Nahrung und den Vorkommen von Migräne gibt. Der Wendepunkt für eine positive Wirkung von Niacin auf die Migräne lag in dieser Studie mit US-Amerikanern bei etwa 21,0 mg Niacin täglich und damit etwas über dem empfohlenen Tagesbedarf. In Deutschland werden Erwachsenen je nach Alter und Geschlecht Niacin-Aufnahmen zwischen 11 und 16 mg täglich empfohlen. Niacin erhöht den Spiegel von Neurotransmittern, verbessert den Energiemangel im Gehirn und hat starke antioxidative Eigenschaften. Dies könnten die biologischen Mechanismen sein, die bei einer erhöhten Niacin-Aufnahme zur Prävention der Migräne-Prävention beitragen können. Diese Zusammenhänge sollten künftig weiter erforscht werden. Dabei könnte auch geprüft werden, ob Niacin als Nahrungsergänzung das Migräne-Risiko positiv beeinflussen kann.

Quelle
Huanxian Liu et al., Association between Dietary Niacin Intake and Migraine among American Adults: National health and Nutrition Examination Survey. In: Nutrients, online 25.7.2022, doi: 10.3390/nu14153052.

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