Mehrfach ungesättigte Fettsäuren bei nichtalkoholischer Fettleber

Die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) ist eine der Hauptursachen für Leberkrankheiten weltweit. Zu den wichtigsten Faktoren für ihre Entstehung gehören der Lebensstil und die Ernährung. Neue Studien deuten darauf hin, dass die Qualität der Nahrungsfette mit der NAFLD-Entwicklung verbunden ist, positiv wirken vor allem die mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

Die nichtalkoholische Fettleber steht in engem Zusammenhang mit stoffwechselbedingten Risikofaktoren, wie Fettleibigkeit, Störungen im Fettstoffwechsel (Dyslipidämie) und Insulinresistenz sowie mit dem metabolischen Syndrom, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Allgemein ist der Lebensstil ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und den Verlauf von Stoffwechselkrankheiten. Bei der NAFLD gehört zu den wichtigsten Maßnahmen ein gesünderer Lebensstil mit dem Ziel der Gewichtsabnahme. Es gibt Nachweise, dass die gesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren auch die nichtalkoholische Fettleber beeinflussen. Die übermäßige Aufnahme gesättigter Fettsäuren führt vermutlich zur Fettansammlung in der Leber. 

Dagegen können z. B. von den mehrfach ungesättigten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren abgeleitete Eicosanoide (Gewebsmediatoren) dazu beitragen, die Oxidation von Fettsäuren zu fördern und dadurch die Fettansammlung in der Leber verringern. Mit den gesunden, langkettigen Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen zeigten sich positive Wirkungen auf das Leberfett bei NAFLD-Patienten. Außerdem konnten z. B. erhöhte Aufnahmen von Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) dazu beitragen, die Ansammlung von Leberfett zu verringern. In Beobachtungsstudien zeigte sich, dass die Konzentrationen von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren bei Menschen mit Fettleber niedriger waren, dabei war die Beziehung zu den Omega-6-Fettsäuren stärker ausgeprägt. Auch einige Ergebnisse aus prospektiven Studien weisen darauf hin, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren das Risiko für die nichtalkoholische Fettleber verringern könnten. 

Doch insgesamt sind die Kenntnisse zu den Beziehungen von Fettsäuren und NAFLD eher begrenzt. Eine finnische Forschergruppe prüfte dies in einer Studie und bezog auch die Beziehungen zu beteiligten Enzymen und zum Fettleber-Index (Grad der Leberverfettung) mit ein.

Die Forscher nutzten Daten aus der „Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study", einer Bevölkerungsstudie aus Ostfinnland. Darin wurden bei Männern im mittleren und höheren Alter die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Atherosklerose untersucht, die u.a. mit der nichtalkoholischen Fettleber verbunden sein können. Die ersten Untersuchungen wurden 1984 bis 1989 durchgeführt, daran waren rund 2.700 Männer beteiligt. Viele von ihnen konnten 1991 bis 1993 sowie1998 bis 2001 weiter untersucht werden. Ab 1998 bezog man in die Studie außerdem 920 Frauen in der Postmenopause ein, die ebenfalls aus Ostfinnland stammten. In den Jahren 2005 bis 2008 lud man alle Beteiligten zu einer letzten Untersuchung ein. 

Die Auswertungen zeigten, dass vor allem höhere Konzentrationen der gesamten Omega-6-Fettsäuren, darunter besonders die Linolsäure, mit einem geringeren Fettleber-Index bzw. einem niedrigeren NAFLD-Risiko verbunden waren. Positive Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren wurden hauptsächlich in den einzelnen Untersuchungs-Abschnitten beobachtet, die Beziehungen waren insgesamt etwas schwächer ausgeprägt. Bei den Enzymen, die für die Fettsäuren-Synthese nötig sind, war die Delta-5-Desaturase bei höherer Aktivität mit einem geringeren NAFLD-Risiko verbunden. Zur Alpha-Linolensäure zeigte sich keine Beziehung. Andere Fettsäuren (GLA und Dihomo-GLA) waren dagegen mit einem höheren Risiko für die NAFLD verbunden, gleiches galt für das Enzym Delta-6-Desaturase (beteiligt an der Fettsäuren-Synthese) bei erhöhter Aktivität.

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse aus einer Langzeit-Beobachtung weisen darauf hin, dass besonders die Linolsäure, eine der wichtigsten Omega-6-Fettsäuren, zum Schutz vor der nichtalkoholischen Fettleber beitragen kann. Dies steht im Einklang zu bisher bereits beobachteten kardiometabolischen Vorteilen. Linolsäure-Quellen in der Ernährung, wie Nüsse, Samen und viele pflanzliche Öle, könnten auch bei der NAFLD-Vorbeugung nützlich sein. Die Rolle der anderen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sollten in Bezug auf die nichtalkoholische Fettleber in weiteren Studien noch näher geprüft werden.

Quelle
Tila N. K. Mäkellä et al., Associations of serum n-3 and n-6 polyunsaturated fatty acids with prevalence and incidence of nonalcoholic fatty liver disease. In: The American Journal of Clinical Nutrition Vol. 116, Nr. 3, September 2022, doi: 10.1093/ajcn/nqac150.

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