Antioxidative Mikronährstoffe bei Augenkrankheiten

Oxidative Prozesse spielen bei der Entwicklung vieler Augenkrankheiten eine wichtige Rolle. Antioxidantien aus der Ernährung und aus Nahrungsergänzungen können zur Augengesundheit beitragen.

Der oxidative Stress ist an vielen Augenkrankheiten beteiligt, das gilt z. B. für die Alterssichtigkeit, den grauen Star (Katarakt), den grünen Star (Glaukom), trockene Augen, die altersabhängige Makuladegeneration und diabetische Retinopathie. Sauerstoffradikale (reaktive Sauerstoffspezies) spielen beim oxidativen Stress eine wichtige Rolle und sind Schlüsselfaktoren für das Überleben der Zellen im Augengewebe. Lebensmittel, die reichlich Antioxidiantien enthalten und antioxidative Mikronährstoffe aus Nahrungsergänzungen, haben das Potenzial, die Augengesundheit zu beeinflussen und zu stärken. Sie können möglicherweise auch dazu beitragen, die Anwendung von Medikamenten bei Augenbeschwerden zu verringern. Eine Gruppe von mexikanischen Forschern stellte die aktuellen Kenntnisse zur Beziehung von Mikronährstoffen und Augenkrankheiten vor.

In einer Reihe von Studien wurde die Rolle von Mikronährstoffen bei diversen Augenkrankheiten untersucht. Sie verbessern z. B. die Anpassung der Linse (Nah- und Ferneinstellung) bei der Alterssichtigkeit, können die Ansammlung von Proteinen (Verklumpung) beim grauen Star verringern und die Stabilität des Tränenfilms sowie die Tränenbildung beim trockenen Auge verbessern. Sie tragen weiter dazu bei, neuronale Schäden an der Netzhaut zu vermeiden und den Augeninnendruck beim grauen Star zu senken sowie das Fortschreiten der altersabhängigen Makuladegeneration zu hemmen. Zu den bei Augenkrankheiten untersuchten Mikronährstoffen gehören u. a. die Vitamine A, C und E, die Mineralien Zink, Kupfer, Mangan und Selen, eine Reihe pflanzlicher Extrakte und Substanzen, darunter vor allem die Carotinoide (Beta-Carotin, Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin), Anthocyane, Heidelbeerextrakte und Curcumin, hinzu kommen außerdem Coenzym Q10 und die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Mikronährstoffen bei trockenen Augen und der altersabhängigen Makuladegeneration vor.

Trockene Augen können sich zu einer chronischen Erkrankung entwickeln, die durch Symptome wie Entzündung, Reizung, Sehstörung, Brennen oder Fremdkörpergefühl gekennzeichnet sind. Hauptsächlich betroffen sind ältere Menschen über 50 Jahre, aber auch Kontaktlinsenträger, Frauen in der Postmenopause und Patienten mit Autoimmunerkrankungen können darunter leiden. Die gesunde Ernährung mit der guten Versorgung an wichtigen Mikronährstoffen spielt bei trockenen Augen eine wichtige Rolle. So gilt z. B. der Mangel an Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren als ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung trockener Augen. Die Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und können die Funktion der Meibom-Drüsen (Talgdrüsen am Augenlidrand) verbessern, die zur Stabilität der Tränenflüssigkeit beitragen. Zahlreiche Studien und Meta-Analysen haben die Wirksamkeit von Omega-3-Ergänzungen bei trockenen Augen nachgewiesen.

Auch bei der altersabhängigen Makuladegeneration spielen Mikronährstoffe eine wichtige Rolle. Von dieser degenerativen Erkrankung der Netzhaut sind viele ältere Menschen (über 65 Jahren) betroffen. Es gibt zwei Hauptformen, die trockene Form wird durch die Ablagerung von Drusen (gelbliches extrazelluläres Material) verursacht, während die feuchte Form vor allem durch Gefäßneubildung (Neovaskularisation) in der Netzhaut entsteht, die sonst gefäßfrei ist. Beide Formen können das Sehvermögen beeinträchtigen und in schweren Fällen bis zur völligen Erblindung führen. Mikronährstoffe zeigten bei der altersabhängigen Makuladegeneration positive Wirkungen. Eine der wichtigsten Studien dazu ist die „Age-Related Eye Disease Study" (AREDS), in der Patienten hochdosierte Vitamine C und E sowie Zink und Beta-Carotin erhielten. Damit wurde das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit signifikant verringert. 

In einer Folgestudie, der AREDS2, wurde das Beta-Carotin durch die Carotinoide Lutein/Zeaxanthin ersetzt, dadurch verringerte sich das Risiko für das Fortschreiten der Krankheit noch deutlicher. Gute Wirkungen zeigten sich bei Patienten mit der frühen Makuladegeneration auch mit der Kombination von Lutein, Vitamin E, Zeaxanthin, Kupfer, Vitamin C und Zinkoxid. Berichtet wurde über eine besser korrigierte Sehschärfe nach längerer Einnahme dieser Mikronährstoffe (über 36 Monate). In einer Meta-Analyse wurden außerdem signifikante Wirkungen von Lutein, Meso-Zeaxanthin und Zeaxanthin auf die optische Dichte des Makulapigments, eine funktionelle Komponente der Makula, bei Patienten mit trockener Makuladegeneration nachgewiesen. Weitere Wirkungen auf die altersbedingte Makuladegeneration wurden für die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sowie für Curcumin nachgewiesen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Für antioxidative Mikronährstoffe wurden die Sicherheit und Wirksamkeit in verschiedenen klinischen Untersuchungen zu Augenkrankheiten nachgewiesen. Das gilt z. B. für die AREDS2-Studie mit Mikronährstoffen bei der altersabhängigen Makuladegeneration. Wichtig ist, dass antioxidative Mikronährstoffe in der Augenheilkunde, wie in anderen medizinischen Bereichen auch, als Ergänzung zur primären Therapie eingesetzt werden. Studien zeigten, dass sich mit Mikronährstoffen nicht nur die Augengesundheit verbessern lässt, sondern die Patienten ihre Therapie auch zuverlässiger durchführen, weil sie geringere Nebenwirkungen haben. 

Aufgrund von sehr verschiedenen Ernährungsweisen und der Vielzahl an möglicherweise wirksamen antioxidativen Mikronährstoffen fehlt es trotz einer Reihe von Studien noch an Kenntnissen über die Wirkungen dieses neuen therapeutischen Ansatzes bei vielen Augenkrankheiten. Die Beziehungen zwischen antioxidativen Mikronährstoffen und Augenkrankheiten sollten künftig weiter erforscht werden.

Quelle
Carlos Rodrigo Castro-Castaneda et al., Nutraceuticals: A Promising Therapeutic Approach in Ophthalmology. In: Nutrients, online 25.11.2022, doi: 10.3390/nu14235014.

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